Vor einigen Tagen wurden Spuren von Glyphosat in 10 von 11 verschiedenen Eissorten von Ben & Jerry's gefunden. Was als weiterer Schlag gegen Glyphosat und Monsanto gedacht war, rief nur noch mäßiges Medieninteresse hervor und fand in der Bevölkerung, auch in anderen Ländern, eher wenig bis keine Beachtung.
Das zeugt sicherlich vom unverantwortlichem Umgang mit Glyphosat.
Nee, derlei Gehalte sind toxikologisch einfach vollkommen bedeutungslos.
Mal zur Einordnung: Einer der stärksten krebserzeugenden Stoffe, der in Nahrungsmitteln vorkommen kann, ist das Schimmelpilzgift Aflatoxin B1. Seine krebserzeugende Wirkung beruht darauf, dass es in der DNA Mutationen hervorruft, also genetische Schäden hervorruft, und für solche gentoxischen Kanzerogene gibt es - anders als für Glyphosat - keine unbedenkliche Schwelle. Man kann nur abschätzen, wie hoch das Krebsrisiko bei einer Dosis ist, und das Risiko so gering wie möglich halten.
Mal herausgegriffen: Bei
Untersuchungen von Erdnussbutter in Deutschland lag der Mittelwert aller Proben für Aflatoxin B1 bei 0,69 µg/kg, der für die Summe der Aflatoxine B/G 1,04 µg/kg. (Aflatoxin G ist ebenfalls krebserzeugend, wenn auch nicht ganz so stark wie Aflatoxin B1).
Ein Teil der Proben wies im Vergleich zum Üblichen erhöhte Werte auf, blieb aber noch unter den zulässigen Höchstwerten, einzelne Proben (definitiv 3 von 54) überschritten den zulässigen Höchstwert.
Wie gesagt: Aflatoxin B1 zählt zu den stärkten bekannten krebserzeugenden Stoffen (übrigens ein natürlich vorkommender Soff, keine "Chemie").
1 µg/Kg von diesem Stoff in Lebensmitteln sind Grund, genauer hinzuschauen, aber kein Anlass zur Panik.
Demgegenüber sind vergleichbar hohe Werte von Glyphosat in Lebensmitteln nicht ein Grund zur Beunruhigung, sondern ein Grund, derlei Lebensmittel in dieser Hinsicht absolut bedenkenlos zu verzehren / zu genießen.
Allerdings nicht 25000 Kugeln auf einmal.
P.S. Kompliziert, aber ich versuch es mal:
Das Risiko, durch Aflatoxin B1 an Krebs (Konkret: Leberkrebs) zu erkranken (und damit letztendlich auch sterben, denn dieser Krebs ist praktisch nicht heilbar), liegt in der Größenordnung von 10 Personen / 100.000 Personen x Jahr x 1 µg/(kg KG xd).
(Quelle)Mit anderen Worten: Wenn 100.000 Menschen ein Jahr lang täglich eine Dosis von 1 µg Aflatoxin B1/kg Körpergewicht zu sich nehmen (also etwa 70 µg/Tag für einen Erwachsenen), so werden 10 dieser Personen deshalb an Leberkrebs erkranken. Oder, anders ausgedrückt, einer von 10.000.
(Ganz genau: Das gilt für Menschen, die nicht zugleich an Hepatitis B leiden. Wer Hepatitis B hat, für den ist das Aflatoxin-B-Krebsrisiko um das 30fache höher.)
In der regulatorischen Toxikologie wäre solch ein Risiko von 1:10.000 übrigens schon an der Obergrenze dessen, was man für die Bevölkerung gerade noch als hinnehmbar ansieht - nach Möglichkeit sollte das Risiko deutlich kleiner sein.
Zum Vergleich: Bei Glyphosat entzündet sich der Streit daran, dass manche meinen, Dosierungen von über 1 Gramm/kg KG x d hätten im Tierversuch möglicherweise das Kebsrisiko erhöht. Wobei diese Behauptung mit gutem Grund von den wenigsten Fachleuten geteilt wird.
Also eine Dosis, die eine Million mal höher ist.