Wenn die Anwendung im grossen Stil wie bisher weitergehen wird empfinde ich das dennoch als ungesund (ich meine nicht die menschliche Gesundheit).
Diesbezüglich bin ich beratungsresistent.
Es gibt für Pflanzenschutzmittel Zulassungsverfahren. In denen wird genau geprüft, ob und welche bei bestimmungsgemäßen Gebrauch (das heißt der Verwendung zu dem Zweck, zu dem es eingesetzt werden soll) Gefahren für Mensch und Umwelt drohen und wie das Risiko zu bewerten ist.
Wenn die Prüfung entsprechend verläuft, gibt es grünes Licht.
Damit ist die Verwendung dieses Mittel erlaubt.
Solange nicht neuere Erkenntnisse vorliegen - was auch Daten aus der Anwendung sein können -, die Gefahren für Mensch oder Umwelt belegen, wüsste ich nicht, welche juristische Handhabe bestehen sollte, um den Einsatz zu verbieten.
Der bloße Nachweis von Glyphosat in Spuren in Pflanzen und Lebensmitteln, die daraus hergestellt werden, ist für sich noch kein Argument für ein Verbot.
Im Gegenteil: Zeigen die Untersuchungen doch immer wieder, dass die gefundenen Spuren weit - um viele Größenordnungen - unterhalb dessen liegen, ab dem man Risiken nicht mehr ausschließen kann. Sie belegen also nicht irgendeine Gefährdung, sondern die Sicherheit.
Man könnte natürlich aus politischen Gründen zu dem Schluss kommen, dass man in der Landwirtschaft grundsätzlich auf PSM verzichten sollte.
Diesen Weg geht allerdings nicht mal die Biolandwirtschaft.
Dort setzt man auf "natürliche" Mittel, das sollen solche sein, die von Natur aus auf der Erde vorkommen.
Abgesehen davon, dass Natürlichkeit kein geeignetes Kriterium ist, um PSM zu bewerten - man denke an Kupfer - treibt das zuweilen seltsame Blüten:
Phosphonsäure gegen bestimmte Pilzkrankheiten wurde im Biolandbau, z. B. von Biowinzern, eingesetzt.
Angeblich ist es natürlich, weil es vor Urzeiten mal auf der Erde natürlicherweise vorgekommen sein soll. Es gibt dazu sogar ein Gutachten*.
Nun ist der Stoff in der EU als PSM eingestuft und darf von Biowinzern nicht mehr verwendet werden. Wogegen die nun Sturm laufen, weil ihnen ein wichtiges Mittel zur Pilzbekämpfung fehlt.
*hier:
Gutachten: Kann Kalium-Phosphonat als mineralisch, natürlich vorkommend angesehen werden? (Man muss dazu schon einige Klimmzüge machen, das merkt man dem Gutachten auch an)
Im Zusammenhang mit Glyphosat interessant: Das Gutachten argumentiert u. A. damit, dass organische Phosphonsäure ja, wenn auch selten, so doch natürlich vorkommen. So z. B. die Aminoethylphosphonsäure.
Das geht in die Schlussfolgerung mit ein, dass Phosphonsäure (früher: phosphorige Säue) zur Gruppe natürlicher vorkommender Stoffe gehört.
Das müsste dann doch auch für Glyphosat (N-(Phosphonomethyl)glycin) und sein Abbauprodukt AMPA (Aminomethylphosphonsäure) gelten, oder?
Interessant ist, am Rande bemerkt, noch etwas: Dieses Gutachten wurde 2012 veröffentlicht. Es ist wörtlich in erheblichen Teilen identisch mit einem Scilog-Beitrag von Lars Fischer, der bereits 2009 erschien:
Phosphor und der Ursprung des Lebens, allerdings ohne diesen Autor im Gutachten auch nur zu erwähnen.
Ich nehme mal zugunsten des Gutachtens an, dass da nicht etwa unzitiert abgeschrieben wurde, sondern Lars Fischer damals ungenannter, aber hoffentlich bezahlter Ghostwriter war.