Du sagst es.
Die von Brigitte verlinkte Webseite ist ein Beispiel dafür, wie man versucht, das Medieninteresse an der eigenen Arbeit zu steigern.
Das ist u. a. dem Druck geschuldet, seine Arbeit zu vermarkten, um weitere Forschungsgelder einwerben zu können.
Wenn man genauer hinschaut:
"Laut einer Studie schwedischer Forscher beeinflusst ein Kaiserschnitt die Erbmasse der Neugeborenen. Das könnte ihr höheres Risiko erklären, an Krankheiten wie Krebs, Asthma oder Diabetes zu erkranken.
Als Grund für die geänderte DNA-Aktivierung wird der unnatürliche, plötzliche Geburtsstress für das Baby vermutet."
ist das nichts als wilde Spekulation. Gefunden hat man eine Veränderung in der DNA der weißen Blutkörperchen:
"Die Wissenschaftler stellten fest, dass die DNA der für die Körperabwehr zuständigen weißen Blutkörperchen bei Kaiserschnittgeborenen sich von jener von normal auf die Welt gekommenen Menschen unterscheidet."
Solche Untersuchungen an Weißen Blutkörperchen (WBC) sind ein gängiges Verfahren, um prinzipiell Wirkungen auf DNA zu erfassen. Das Verfahren wird oft genutzt, um mögliche Auswirkungen von Umwelteinflüsen (Chemikalien, Strahlung) zu untersuchen. Man geht dann davon aus, dass ähnliche Veränderungen auch in anderen Zellen stattgefunden haben; ob das so ist, ist aber keinesfalls gesagt. Die WBC werden also als Indikator verwendet.
Weiter im Text:
"Ursache dürften epigenetische Veränderungen sein."
"Vermutlich dürften durch den heftigen, "negativen" Stress bestimmte Gene aktiviert und andere deaktiviert werden."
"Bei einer vaginalen Geburt werde der Stress hingegen langsam aufgebaut. Dieser sei daher "gut und zweckgebunden", so Forscher Norman."
Das ist schon beachtlich: Von einer "vermutlich epigenetischen Veränderung" in Indikatorzellen über den "schlimmen Kaiserschnitt" vs. "gesunden natürlichen Geburtsstress" zu Asthma, Krebs und Diabetes.
Lt.
Tagesanzeiger sind die Wissenschaftler dann aber doch eher vorsichtig:
"Die jetzige Studie sei ein erstes Puzzlestein für die Frage, ob und wie Kaiserschnitte das Risiko für verschiedene Erkrankungen im Leben von Kindern erhöhen könnten."
Hier ist übrigens die Zusammenfassung der Originalarbeit zu lesen.
Danach war die untersuchte Gruppe mit 37 Kindern sehr klein. Es wurden unmittelbar nach der Beburt Unterschiede zwischen beiden Gruppen gefunden, die nach wenigen Tagen nicht mehr nachweisbar waren. Spekuliert wird, ob diese Unterschiede sich irgendwie im späteren Leben auswirken könnten.