Unsere halbfertige Terrassenanlage entpuppte sich im Frühjahr zur „ökologischen Nische“
In den hohlen Betonsteinen nisteten im oberen Bereich ein Hausrotschwanz- und im 1,5 m-Bereich ein Meisenpäarchen. Beide Bruten überlebten sehr zu unserer Freude
. Auf der gegenüberliegenden Seite entstand ein Wespennest, das von uns jedoch grausam vernichtet wurde
.
Schwieriger stellte sich die Sache mit den Hornissen heraus
. Meine Bitte, das Nest zuzumauern, lehnte mein Mann entrüstet mit dem Hinweis auf Pharaonengattinnen die mit ihren verstorbenen Ehemännern lebendig begraben werden, ab
. Nachdenklich geworden, konnte ich jedoch nun wiederum seiner Forderung, doch selbst in puncto Hornissen tätig zu werden nicht mehr nachkommen
. So besannen wir uns auf die Natur und den Artenschutz und leben seither in friedlicher Ko-Existenz mit unseren neuen Haustieren. Die Hausordnung besagt, dass der linke Teil der Terrasse den Hornis gehört und wir uns auf der rechten Seite aufzuhalten haben. Und ich muss sagen, die Viecher halten sich absolut daran. Obwohl wir mehrmals beim Verputzen und Malern ihrem Bau sehr nahe kamen, beachteten sie uns kaum. Auch werden sie (tagsüber) niemals lästig, sie wollen weder aus unseren Gläsern trinken noch von unseren Tellerchen essen
.
Das Problem liegt in der Finsternis. Die Tierchen sind tag- und nachtaktiv. Wie alle Insekten werden sie von künstlichem Licht magisch angezogen. Der Versuch Kerzen in allen möglichen Abständen vom Tisch aufzustellen scheiterte kläglich an laut brummenden Untieren die sich völlig orientierungslos auf uns, dem Tisch und den Kerzen niederließen. Das ständige Geklatsche gegen die Wände wirkte irgendwie sehr ungemütlich. Also keine romantische Beleuchtung sondern die Lichter im nahen Haus angelassen. Das ging genauso schief.
So sitzen wir also schon den ganzen Sommer auf unserer stockfinsteren Terrasse und hören dem geschäftigen Treiben unserer Hornis zu
. Verschütteter Wein, kaputte Gläser, getretene Hautiere können uns den Spaß an unserer neuen Terrasse nicht verderben. Aber als ich kürzlich zum drittenmal laut fluchend durch mein neues Hostabeet gestolpert bin, könnte ich schwören, ich hab eine leise kichern hören.