soll ich das erklären?
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Ein Versuch. Ich liebe Dinge, die in Haushalten von Handwerkern und Bauern eine Funktion hatten. Das waren schlichte und praktische Sachen ohne Schnörkel. Häufig mit vielen Gebrauchsspuren. Zu viel davon ist auch übertrieben.
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Dann hat man das "einfache Leben" irgendwie idealisiert und in den falschen Hals gekriegt. Der Hunger, die geringe Lebenserwartung und das tägliche Elend wurden ausgeblendet. Als destilliertes Ideal drang in die industrielle Produktions eine Formensprache, die das bäuerliche Leben repräsentierte. Wir haben Versatzstücke, die wie Weinfässer aussehen und mit einer Kupferummantelung von der Decke hingen. Lampen. Wir hatten besonders im Westerwald eine ausufernde und extrem geheuchelte Bodenständigkeit in den Dekoren von Keramik.
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Das Rustikale wurde zum politischen Statement. In der DDR schlichte Formen mit kleinbürgerlicher Ästhetik. Der kleinbürgerliche Stil der 30er und 40er Jahre wurde weiter geführt. Im Westen übertriebene Alte Eiche im Wohnzimmern und Schwarzwaldbalkone rückten gen Norden. In Bayern hat sich eine ganz spezielle übertriebene ländliche Ästhetik ausgebildet. Schankräume voll mit auf Alter gemachte Balken. Auch in evangelischen Kirchen sind grobe Stoffe, die Leinen simulieren und aus Dralon bestehen, für den Altarbereich verwendet worden.
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In Österreich machte ich die Entdeckung, dass es noch Orte gibt, die frei von diesem industriellen ländlichen Kitsch waren. In Südtirol auch.
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Eine Vase, die auf Krug macht, in hohen Stückzahlen produziert und nur zu Dekorationszwecken dient, ist für mich sinnfrei. Sie wirkt gemütlich. Heimelig. Nett. Lieblich.
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Sowas brauche ich nicht.