In diesem Forum stieß ich vor 1 1/2 Jahren unter dem Thema "Kräuselkrankheit bei Pfirsichen" auf den hoch interessanten Artikel des Moderators 'Re-Mark'. - Viel wurde im Forum geschrieben, Richtiges und weniger Wichtiges. Um dort langes Lesen und Recherchieren abzukürzen (und als kleines 'Dankeschön'), gibt es hier eine Zusammenfassung und einen eigenen ERFAHRUNGSBERICHT.
Vorweg sei gesagt: Das billig und einfach selbst herstellbare Mittel PEROXYESSIGSÄURE (kurz PES) hat bei mir ausgezeichnet gewirkt.
WIRKUNGSWEISE: Das Mittel PES wirkt als Fungizid auf den Verursacher der Kräuselkrankheit durch Schädigen oder Abtöten des Sprossmycels und/oder der Sprosszellen. von Taphrina Deformans.
ANWENDUNGSZEIT und -TEMPERATUR: Das Desinfektionsmittel PES muß am besten VOR dem Zerfall des Sprossmycels und unbedingt VOR dem Eindringen der entstehenden Sprosszellen in die sich öffnende Knospen angewendet werden. Da bei Pfirsichen die Knospen an warmen Januartagen bereits anschwellen können, ist es nicht falsch schon im Dezember zu spritzen. Bleiben Januar und Februar genügend kalt, ist auch dann noch eine Spritzung möglich. Als Anwendungstemperatur wird mindesten 10°C empfohlen.
HERSTELLUNG VON PES
Die Diskussion über das Mischungsverhältnis der Komponenten Essigsäure und Wasserstoffperoxid bei der Herstellung ist aus zwei Gründen unerheblich.
Erstens kann ich nur die Komponenten verwenden, welche ich als 'Normalbürger' leicht und preisgünstig erwerben kann. (Diskussionen über hochprozentige Komponenten oder gar explosive Gemische erübrigen sich.)
Zweitens stellt sich ein gewisses Gleichgewicht ein zwischen den gemischten Komponenten einerseits und der entstehenden PES andererseits, denn nur ein TEIL der Essigsäure reagiert mit dem Wasserstoffperoxid zu Peroxyessigsäure. Es ist schwierig zu sagen, wie hoch der Prozentsatz der entstehenden PES ist. Außer von der Konzentration der gemischten Mengen hängt der Prozentsatz auch von der Temperatur der Flüssigkeit und vom 'Alter' der Mischung ab. Es dauert eine gewisse Zeit bis sich PES gebildet hat, aber je mehr PES vorhanden und je länger PES vorhanden ist, um so mehr zerfällt auch wieder. (Berechnungen vom Typ 'Mischungsrechnungen' erübrigen sich also auch.)
Im Handel ist billigst zu bekommen: Haushaltsessig (5%), billigste Sorte und Wasserstoffperoxid (3%) günstig bei Versandapotheken [z.B.: 5x 1L für 20,40 Euro, im Jan. 2015] - Meine eigene Mischungsmethode im Erfahrungsbericht.
ERFAHREUNGEN mit der BEHANDLUNG von KRÄUSELKRANKHEIT bei PFIRSICHEN
Dicht beieinander stehend: 2 (verschiedene) Pfirsichsorten, 1 Nektarine
0) ca. 1.12. -3.12.2013
als letzter Baum verliert die Nektarine ihre Blätter
1) 4.12.2013
alle Blätter unter Pfirsichbäumen entfernt
2) 6.12.2013
Kauf/Bestellung von Essig/ Wasserstoffperoxidlösung (3%ig)
1 Liter Essig (REWE, Marke 'Ja', 5%ig) 0,39 Euro
1 Liter Wasserstoffperoxid (3%ig; lokale Apotheke) 10,89 Euro
[dagegen Versandhandel ab ca. 4 Euro + Versand ] : 8,15 /
3) 12.12.2013
Nochmals restliche Blätter unterm Baum entfernt; überlange Äste bei Nektarine geschnitten
4) 13.12.2013
PES-Herstellung:
250ml Wasserstoffperoxid (3%ige Lösg.) + 150ml Haushaltsessig (5%ig)
ergibt 400ml Flüssigkeit mit (zunächst) 1,825% WPO und 1,825% Essigsäure (und ohne PES)
PES muß sich erst bilden (im Gleichgewicht mit WPO und Essigsäure); DAHER AUFBEWAHRUNG (bei Zimmertemperatur) - Unter der Hypothese, daß etwa die Hälfte der Komponenten zu PES reagiert, wäre nach einiger Zeit eine PES-Konzentration von 0,9% vorhanden.
5) 17.12.2013
da die Außentemperaturen unter 10°C sind. Mischung weiterhin gelagert, jetzt aber bei ca. 12°C, um Zerfall der PES zu verringern.
6) 22.12.2013
Die Mischung vom 13.12.2013 wird gespritzt bei Außentemperatur 9°C und aufziehendem Regenwetter.
7) 07.01.2014
wiederholt PES-Herstellung: 250ml Wasserstoffperoxid (3%ige Lösg.) + 150ml (Weinbrand)Essig (5%ig)
ergibt 400ml Flüssigkeit mit (zunächst) 1,825% WPO und 1,825% Essigsäure (und ohne PES)
8) 08.01.2014
Die Mischung vom 7.1.14 wird gespritzt bei Außentemperatur 11°C.
9) 07.03.2014
Nach einem überaus milden Winter und einigen sonnigen Tagen anfangs März mit Temperaturen bis zu 14°C geht die erste Blüte heute auf.
10) März bis Dezember 2014
Es wurden nur an einem einzigen etwa 15cm langen Zweig Spuren von Kräuselkrankheit entdeckt. In über 20 Jahren waren die Bäume noch nie so gesund gewesen.
LEIDER litten die Bäume später unter der Schrotschußkrankheit, das war zuvor noch nie so auffallend stark gewesen. - Fazit: Die Natur läßt sich immer wieder was anderes einfallen....