Ich möchte mich mal zu den Rezepten für die Peressigsäure hier äußern.
Das Patent spricht von einer 0,1 - 0,2 %igen Lösung. Peressigsäure lässt sich nicht einfach durch "Mischen" herstellen, wie bei Wikipedia fälschlicherweise steht. Durch simples Mischen und sofortige Anwendung erhielte man tatsächlich nur eine Mischung aus Essig und Wasserstoffperoxid. Wie der User Hanfpalme (am 02.01.15 hier) schon schrieb, handelt es sich um eine chemische Reaktion, die mehrere Stunden bis Tage dauert und übrigens durch eine starke Säure katalysiert werden muss (Essigsäure reicht nicht, Schwefelsäure ist nötig). Auch stimmt es, dass nur ein Teil der Essigsäure reagiert. Je geringer die Konzentrationen von Essig und Wasserstoffperoxid sind, desto geringer ist die Ausbeute, und zwar überproportional! Beispiel:
90 %iges Wasserstoffperoxid reagiert mit 100 %iger Essigsäure nach einigen Stunden zu immerhin knapp 50 % Peressigsäure. Aber schon 30 %iges Wasserstoffperoxid reagiert mit 100 %iger Essigsäure nur noch zu 8,6 %iger PES (obwohl 1/3 von 50 % = ca. 17 % Endkonzentration zu erwarten wären!) nach ganzen 4 Tagen Reaktionszeit bei Raumtemperatur! Bei noch geringeren Konzentrationen sind wieder überproportional (!) geringere Ausbeuten und viel (!) längere Reaktionszeiten zu erwarten. Man kann also nicht einfach 3 % Wasserstoffperoxid mit 3 % Essig mischen. Dabei wird die Konzentration an PES wahrscheinlich deutlich unter den wirksamen 0,1 % liegen bzw. die Reaktionszeit viel zu lange dauern. Quelle: pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/ja01209a502?journalCode=jacsat
Während 100 %ige Essigsäure noch käuflich erwerbbar ist (sog. "Eisessig"), liegt die Grenze für Wasserstoffperoxid bei etwa 35 %. Höhere Konzentrationen kann man als Normalbürger nicht kaufen. Damit lässt sich die o.g. 8,6 %ige PES herstellen. Die kann man mit Wasser auf 0,1 % verdünnen und diese Lösung dann verwenden. Die Konzentration sinkt in dieser verdünnten Lösung erst nach einigen Stunden bis Tagen ab, weil sich ein neues chemisches Gleichgewicht (mit sinkender PES-Konzentration) einstellt. Man muss die verdünnte Lösung also bald verspritzen. Wartet man Tage, hat sich die PES fast vollständig zurück zu den Ausgangsstoffen zersetzt.
Die Wirkung der PES basiert auf ihrem Dipolcharakter und kann nicht durch eine simple Mischung der beiden Komponenten imitiert oder ersetzt werden. Die Zellmembran der erregenden Pilze und ihrer Sporen besteht aus Lipiden (Fetten). Durch diese Barriere kommt Wasserstoffperoxid nicht durch, da es hydrophil (wasserliebend) ist. Es wird schon außerhalb der Zellen durch Enzyme auf der Zelloberfläche zerstört. PES aber besteht aus einem lipophilen (fettliebenden) und hydrophilen Teil. Es gibt keine Enzyme, welche PES zersetzen können. PES durchdringt dank seines liphophilen Teils die Zellmembran und zersetzt sich erst dann zu den Ausgangsstoffen. Innerhalb der Zelle kann das so freigesetzte Wasserstoffperoxid die Zellbestandteile zerstören, während von außen zugeführtes Wasserstoffperoxid an der Zellwand "verpufft" und wirkungslos ist. Quelle: kesla.de/wp-content/uploads/peressigsaeure-desinfektion_grundlagen_klein_.pdf
Man muss zur Herstellung also möglichst konzentrierte Ausgangslösungen verwenden, sie ausreichend lange unter Einfluss von geringen Mengen Schwefelsäure reagieren lassen, die gewonnene PES direkt vor der Anwendung verdünnen (und laut Patent auch puffern) und dann innerhalb von wenigen Stunden spritzen.