Da das Tehma ja scheinbar noch aktuell ist, geb ich auch mal meinen Senf dazu:
Als erstes mal ein paar Zeilen aus 'Gärtnerischer Pflanzenbau' UTB:
Wirksoffe:
Neben den anorganischen Nährsoffen (Salze, Nährelemente, Dünger...) benötigen alle höheren Pflanzen für ihre Entwicklung organische Komponenten.
Diese Stoffe sind an der Steuerung von Wachstum und Entwicklung beteiligt. Sie werden allg. unter der Bezeichnung Wirkstoffe zusammengefasst.
Neben diesen von den Pflanzen selbst gebildeten Stoffen gibt es auch eine Reihe von pflanzenfremden Substanzen, mit denen man in ähnlicher Weise in die Entwicklungsprozesse eingreifen und das Wachstum variieren kann.
Sie haben zum Teil große Bedeutung in der Praxis.
Wirkstoffgruppen
Innerhalb der Wirkstoffgruppen werden neben Vitaminen, Antibiotika usw. eine Reihe von Substanzen unter dem Begriff Wachstumsregulatoren zusammngefasst
Hierunter werden diejenigen organischen Substanzen verstanden, die Wachstum und/oder Entwicklung regulieren können.
Wachstumsregulatoren
Die Unterteilung der Wachstumsregulatoren wird nach drei Kriterien vorgenommen.
1. Unterscheidet man nach ihrer Wirkungsrichtung in Wachstums- und Hemmstoffe.
2. Wird unterschieden zwischen Stoffen, die von der Pflanze selbst nicht syntetisiert werden, den pflanzenfremden Wachstumsregulatoren, und solchen, die in der Pflanze natürlicherweise vorkommen.
Die natürlich vorkommenden Wachstumsregulatoren werden in Anlehnung an die Medizin als Phytohormone bezeichnet, weils sie ähnlich wie die tierischen Hormone für die Koordinierung zwischen einzelnen Geweben innerhalb des Organismus verantwortlich sind.
Sie haben stets ein breites Wirkungsspektrum, steuern also immer mehrere Prozesse.
Sie kommen praktisch in allen Pflanzenorganen und allen Pflanzengruppen vor.
3. Eine dritte Einteilung wird nach der chemischen Struktur vorgenommen.
Man unterscheidet;
Auxine
Gibberelline
Cytokinine
Abscisine (ABS).
Die ersten drei stellen Wuchstoffe dar, die Abscisine pflanzeneigene Hemmstoffe.
Als zweites ein paar Bilder von 'gestreckten' Pelargonien, mitten im Produktionsprozess, sowie einen Auszug aus der dazugehörigen Kulturbeschreibung:
Auszug aus Kulturbeschreibung 'Säulengeranien'
"....Die Lieferung der Jungpflanzen erfolgt in Woche 8.
Gepflanzt wird manuell: [...]
Ab KW 16 werden aus dem Bestand an ,Beet-und-Balkon’ Ware geeignete, besonders verzweigte, stehende Pflanzen der Art P. zonale für die Säulenproduktion ausgewählt und separiert.
Die Pflanzung in Töpfe mit einem Durchmesser von 35 bzw. 40 cm findet in KW26 [...] statt.
Hierzu werden in die Töpfe Drahtgeflechte gestellt und die Töpfe zu ¾ mit Erde gefüllt.
Die Geflechte, [...] können als Röhren oder offene Kegel beschrieben werden.
Sie dienen der Stabilisierung und Formgebung der Geraniensäulen und bestehen aus ummanteltem Maschendraht mit einer Maschenweite von etwa 15 cm.
Diese Weite ermöglicht ein uneingeschränktes Durchgreifen und erlaubt somit einfaches Topfen und Arbeiten direkt an der Pflanzen.
Innerhalb des Drahtgeflechts wird jeweils eine bereits gut
verzweigte Geranie gesetzt und der Topf mit Substrat
aufgefüllt.
Hormonelle Behandlung
a] Streckungsbehandlung
Um ein gestrecktes Wachstum zu erzeugen werden die Pflanzen mit Gibberellinsäure, GA3 behandelt.
Gibberelinsäure bewirkt ein allgemeines Streckungswachstum vor allem der Internodien.
Bei Geranien speziell äußert sich eine Gibberellinbehandling in einem enormen Steckungswachstum, sowohl der Internodien als auch der Blattstiele, die leicht eine Länge von über 15 cm erreichen. Auch die Blätter erreichen Durchmesser von über 12 cm.
Die Blüte zeigt sich, mit Ausnahme eines überlangen Stiels normal und weder deformiert, verfärbt noch auffällig in ihrer Größe verändert.
In der Gärtnerei [...] erfolgt die Gibberellinbehandlung zwei Mal, im Abstand von 14 Tagen in den KW 29 und 31.
Da das kristalline Gibberellin nicht wasserlöslich ist, wird es in ausreichend medizinischem Alkohohl gelöst und mit Wasser vermischt über die Pflanzen ggespritzt; Die Konzentration beträgt 0,02%.
Der Effekt ist nach ca. 3 Wochen deutlich zu erkennen.
Nun wachsen die anfangs etwa 15 cm großen Jungpflanzen innerhalb von 10-12 Wochen zu über 1 m großen ‚Säulenrohpflanzen’, ein ständiges Ausputzen und Formieren, sowie ausreichende Nährstoffzufuhr vorausgesetzt.
b] Stauchung
Um den Prozess des gesteigerten Steckungs- und Größenwachstums zu unterbrechen werden die Pflanzen nach ca. 24 Wochen des Wachstums, um KW50, gestaucht. Dazu werden die sie mit 0,1%iger Lösung CCC [Cycocel, Wirkstoff Chlormequat-chlorid, 720g/L] eingenebelt; dies wird nach ca. 7 Wochen wiederholt.
Das Stauchen bewirkt eine fast sofortige Stoppung des Längenwachstums. Die Blätter nehmen ihre artgerechte Größe an und geben der Pflanze somit ein natürlicheres Erscheinungsbild. Auch verfestigen sich nun die durch die Gibberellinbehandlung gestreckten Triebe und der Austrieb von Seitentrieben wird gefördert ZIMMER et al. [1991].
Die Wirkung der Behandlung ist nach etwa einer Woche sichtbar.
Manuelle Kulturmaßnahmen
Nach dem Pflanzen in den Endtopf und den Gibberellingaben im Juli wachsen die Pflanzen bis etwa Mitte Dezember. In dieser Zeit müssen sie ca. 3-4 Mal ausgeputzt werden.
Dies dient einerseits der präventiven Schädlingsbekämpfung - durch Entfernen der meisten übergroßen Blätter wird eine freie Luftzirkulation ermöglicht und dadurch einem Befall mit Botrytis und tierischen Schädlingen vorgebeugt - andererseits werden die Pflanzen zu einer Säule geformt.
Das Ausputzen und Formieren ist ein relativ langwieriger Vorgang; in einer Stunde können, je nach Entwicklungsstand, etwa 10 Pflanzen bearbeitet werden.
Dazu werden bei den inkl. Topf bis zu 120 cm hohen Pflanzen die meisten Blätter entfernt; ein geübtes Auge erkennt welche Blätter die Luftzirkulation oder den Austrieb behindern und welche für die Assimilation benötigt werden. Das Entfernen erfolgt durch Abknicken der Stiele an einer Art ‚Sollbruchstelle’ direkt am Trieb. In Ausnahmefällen wird ein Gärtnermesser eingesetzt. Auch alle Blüten und -knospen werden hierbei entfernt.
Danach werden alle außerhalb des Gittergeflechts neu gewachsenen Triebe in das Geflecht gezogen und nach oben geleitet; bereits verholzende Triebe werden mit Klammen außen am Gitter befestigt.
Sobald die Triebe etwa Mitte bis Ende November die Hohe des Gitters erreicht haben werden sie entspitzt um von nun an ein buschiges Wachstum zu erzielen. Einige Triebe werden bereits zuvor entspitzt; sie bilden später Seitentriebe aus und sorgen so mit für das Erscheinungsbild der Säule. Wenn alle Pflanzen die gewünschte Größe erreicht haben erfolgt die Stauchungsbehandlung.
Nach längstens zwei Wochen stellen die Pflanzen das gesteigerte Streckungswachstum gänzlich ein. Die Pflanze befindet sich nun, bedingt durch die geringe Einstrahlung im Dezamber und Januar sowie die geringe Blattmasse, ein einer Art Ruhephase. Die Entwicklung erfolgt nur sehr langsam. Mit zunehmender Tageslänge und Strahlungsintensität nimmt auch das Wachstum ab Februar wieder zu.
Nun wird durch zweimaliges Entspitzen um die Wochen 03 und 11 die Pflanze endgültig zu einer Säule geformt.
..."
Und hier die dazugehörigen Bilder: