Vielleicht hätte ich doch eingangs erwähnen sollen, dass ich, was das Wesen und die Bedürfnisse eines Kaninchen angeht, nicht ganz unerfahren bin.
Als Kind hatte ich ein Russenkaninchen und später als Erwachsene ein Zwergkaninchen (was ich aber nicht wieder will, da diese Zwerge häufig ganz massive Zahnprobleme haben). Beides bewusst Böckchen, da diese gewöhnlich einen Schlag anhänglicher sind als Zibben.
Nun, was die Haltung dieser beiden Tiere anging, nach der ersten, etwa einjährigen "Anlernzeit" waren beide Hausgenossen geworden. Sprich: Gefahrenquellen wie Kabel waren konsequent beseitigt, und für die Knabberwünsche an diversen Stellen im Haus vorgesorgt: eine flache Vase mit Zweigen zum Abknabbern im Flur, ein Stückchen Zwieback (den lieben alle Kaninchen!) in der Küche, Näpfchen mit Hafer, Frischfutter und selbstgemachtem Heu (Brennnesseln, Bärenklau, Spitzwegerich,...) an weiteren, dem menschlichen Blick etwas entzogenen Stellen. Tapeten und Zimmerpflanzen wurden nach kurzem Antesten (*Pörks*) ignoriert.
Zwischen 6 und 22.00 Uhr war, sofern ein Zweibeiner anwesend war, jedes dieser Einzeltiere frei unterwegs und voll in die Familie und Tagesabläufe integriert. Arbeitszeit in der Küche war immer sehr beliebt, gab es doch Gelegenheit, in diverse Schränke zu klettern (*Höhlenforscher*). Und wenn ein Zweibeiner sich für ein paar Stündchen lesend aufs Sofa zurückzog, dann holte sich der vierbeinige Genosse ausgiebig seine Schmuseeinheiten.
Das Zwergkaninchen lebte übrigens zeitgleich mit einer Katze im Haushalt. Beide pflegten mittags gemeinsam Siesta zu halten - jeder auf (s)einem Esszimmerstuhl, die Köpfe einander zugewandt.
Das neue Kaninchen wird auch wieder ein Einzeltier. Das ist so. Punkt.