Veredlungszangen habe ich noch nie ausprobiert, dafür schon viele Messer. Die ersten Veredlungen habe ich noch mit
Puukkos gemacht, dem finnischen "Allzweckmesser". Auch da hatte ich schon bei den ersten Veredlungen (Kopulationen ohne Gegenzunge) um die 50-70% Anwuchsquote trotz zusätzlich suboptimaler Reiserlagerung und Veredlungszeit. Verbunden hatte ich mit Naturbast und Wundverschlussmittel.
Als nächstes habe ich eine geerbte Hippe verwendet, die ich erst wieder "richtig" schleifen musste. Damit sind die Schnitte dann so viel einfacher gerade hinzubekommen, dass würde ich mir auch inzwischen blind zutrauen. Da habe ich dann aber auch schnell angefangen, Gegenzungen zu verwenden, weil es einem einfach as Verbinden (damals noch mit Naturbast) so viel einfacher macht, weil man das Edelreis nicht auch noch festhalten muss.
Inwischen habe ich noch eine kleinere, zweite Hippe geerbt und mir ein Kopuliermesser mit gerade Klinge gekauft und ein Okuliermesser schenken lassen. Das geradklinige Kopuliermesser ist optimal für Rindenpfrofungen, weil man für die Schnitte an der Unterlagenrinde da keine Hippe gebrauchen kann und das Messer zwischendurch zu wechseln dauert zu lange, da bin ich kein Fan davon.
Beim Verbandmaterial bin ich inzwischen auf Montageband und eventuell noch Parafilm als Verdunstungsschutz für heikle Reiser gekommen und habe mich darauf optimiert, den Rest Fleicogummibänder verbrauche ich so zwischendurch bei Handveredlungen noch auf, aber ich finde Klebebänder sind den Gummis überlegen. Für Rindenpfropfungen mit größeren Wunden an den Pfropfköpfen nehme ich einfach handelsüblichen Wundverschluss, z.B. Lac Balsam. Funktioniert für mich gut genug, ist aber immernoch eine Sauerei in der Anwendung, aber weniger als die ganze Reihe an Wundverschluss-/Veredlungswachsen und -harzen.
Inzwischen behaupte ich mal von mir so ziemlich alle Veredlungsmethoden, außer ganz obskuren Sondermethoden, mal ausprobiert zu haben und würde aus meiner Erfahrung grundsätzlich Kopulation mit Gegenzungen, Anplatten, kann man auch mit Gegenzungen machen, und Rindenpfropfen empfehlen. Spaltpfropfen ist bei einigermaßen gelich dicken Unterlagen und Edelreisern auch eine Option und definitiv einfach, aber gibt hässliche Veredlungsstellen, die ewig nicht überwachsen und jahrelang Sollbrunchstellen bleiben. Geißfußpfropfen finde ich aus den selben Gründen schlecht, nur dass es zusätzlich noch unnötig viel Gefummel beim Schnitt ist. Kopulation mit Gegenzungen ist perfekt für einigermaßen gleich dicke Kombinationen aus Edelreis und Unterlage, Anplatten für die Fälle, wo die Unterlage schon deutlich dicker ist, aber die Rinde sich noch nicht löst. Und wenn man so lange mit dem Veredeln wartet, bis sich die Unterlage der Rinde löst, gibt es fast keinen Grund, nicht Rindenpfropfen anzuwenden, da müssen wegen dem flächigen freilegen des Kambiums die Schnitte am Edelreis wirklich nicht passen und an der Unterlage gibt es ja praktisch keine Schnitte, also einfach irgendwie einigermaßen gerade das Edelreis anschneiden und in den Spalt zwischen Rinde und Holz der Unterlage reinstecken, fertig.
Okulationen sind in den letzten Jahren im Sommer im Freiland echt schwierig geworden, wenn man nicht bewässern kann. Da löst sich oft die Rinde nicht zuverlässig oder sauber genug. Chipveredlungen sind da eine Alternative, aber mir zu fummelig. Und im Sommer habe ich genug anderes zu tun, als zu veredeln und die Reiser in einem anständigen Zustand erhalten zu versenden ist nicht unbedingt gegeben und ich will selten die Sorten veredeln, bei denen ich schon direkt in meinem Umfeld lokal Zugriff auf Reiser habe. Deswegen bin ich selbst kein so großer Fan von Sommerveredlungen, die man natürlich mit dem entsprechenden Schutz und Vorkehrungen auch als Reiserveredlungen durchführen könnte. Aber wie geschrieben, Sommer ist mit der Trockenheit der letzten Jahre einfach keine so einfache Veredlungzeit mehr.