Die Beseitigung der Magnolie war dem Bürgermeister schon länger ein Anliegen, ebenso wie das Fällen von Bäumen ein Stück weiter längs am Fuß der Burgruine, weil die seiner Meinung nach die Burgruine aus bestimmten Blickrichtungen nicht genügend hervortreten ließen. Er betrachtet die Burgruine als "Wahrzeichen des Ortes", vermutlich mehr als den Kurpark.
Natürlich kann es für das Fällen der Magnolie denkmalpflegerische Argumente geben.
Möglich, wie hier jemand schrieb, dass das Beet dort zwischen Straße und Therme, wo jetzt die Magnolie gefällt wurde, einst als Teppichbeet gedacht war, wo nur niedrige Pflanzen wachsen sollten. Die Magnolie dort war allerdings viele Jahrzehnte alt, und ich behaupte mal, dass ein sehr großer Teil der Einheimischen und Gäste sich an diesen Anblick nicht nur gewöhnt hatten, sondern ihn zu schätzen wussten.
Und gestalterische Überlegungen - so sie denn so gewesen sein mögen - sind ja nicht für alle Zeiten in Stein gemeißelt, sondern auch im Licht heutiger Gegebenheiten zu sehen.
In der hiesigen Gegend ist es seit Jahren Usus, Baumfällungen größeren Ausmaßes oder an prominenter Stelle vorher in der Presse anzukündigen und/oder auch vorher zu erörtern.
Eben, um zu vermeiden, wie hier jemand schrieb, dass sich Bürger an jede halbtote Pappel ketten.
Solche Ankündigungen lassen manchmal auch die Wogen hochschlagen, wie bei anderen Maßnahmen im öffentlichen Raum auch, haben sich aber letztendlich bewährt, und die geplanten Fällungen werden praktisch immer akzeptiert, wenn man vorher darlegt, warum sie für erforderlich befunden wurden.
Übrigens erfolgen solche Fällungen in der Regel aufgrund baumpflegerischer Gutachten zur Sicherheit oder aufgrund von Bauplänen und Baumaßnahmen, die lange vorher öffentlich gemacht wurden.
Im vorliegenden Fall bestand keinerlei Zeitdruck, die Magnolie war kerngesund und stand keiner sofort durchzuführenden Baumaßnahme im Weg.
Man hätte also eine denkmalpflegerische Stellungnahme einholen können und im Gespräch mit der örtlichen Presse - der Chef der Lokalredaktion ist da sehr offen - darlegen können und so die Bürger informieren.
Evtl. hätte man auch einen Informationsabend veranstalten können, auf dem Fachleute der Denkmalpflege interessierten Bürgern erläutern, was geplant ist und warum.
Den Gegenwind, den es da geben mag, muss man aushalten.
Im konkreten Fall kommt hinzu, dass die Magnolie wie Therme und Kurpark nicht der Gemeinde gehört, sondern über die zuständige Gesellschaft dem Land. Der Bürgermeister sitzt aber natürlich als einer von mehreren einflussreichen Mitgliedern in einem Gremium dieser Gesellschaft, dass die Entscheidungsgewalt hat.
Jetzt ist die Magnolie gefällt, der Bürgermeister erklärt "Ich war das nicht", heißt die Fällung aber gleichzeitig gut und beklagt die Verwahrlosung des Siedlungsraums durch zuwuchernde Gärten.
Wenn die Fällung unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten für erforderlich gehalten wurde, warum hatte man dann nicht den Mut, das vorher öffentlich zu vertreten? Oder hatte man Angst vor dem Gegenwind - der womöglich sogar dazugeführt hätte, dass die Fällung hätte abgeblasen werden müssen?
Bürgernähe sieht für mich jedenfalls anders aus.