Fehlt nur noch die Zeit!
Viele haben wirklich keine Zeit. Wenn ich aber in der Nachbarschaft bis in den Winter hinein die unzähligen Rasenmäherschneider höre und die akkurat geschnittenen Koniferenzuchten sehe, kriege ich den Eindruck dass eine ganze Menge Leute viel Zeit für haben, um draussen zu sein und sich Pflanzen zu widmen.
Baden-Württemberg ist das streuobstwiesenreichste Bundesland.
Gerade dort waren die Rückgänge am katastrophalsten, denn der wahnwitzige und durch jede Wirtschaftskrise hindurch völlig ungebremste Flächenverbrauch hat ortsnahe Streuobstwiesen (früher kamen vom Ort her gesehen erst die Krautgärten, dann die Obstwiesen, dann die Felder) zu 95% ausgerottet. Übrig sind vor allem ungünstige Lagen, Hanglagen, schwer zu erreichende Lagen, weil es dort (noch!) zu teuer ist, Fabrikhallen, Umgehungsstrassen und das hundertste Neubaugebiet hinzuklotzen. Von den Durchgangsstrassen her sieht es manchmal optisch besser aus, weil man die völlig verlärmten Streifen daran entlang nicht teuer genug verscherbeln kann.
Die Wiesen sind Ressource für Betonbauer, mehr denn je. Wer sich mal Planung und Entwicklung von Gemeinden wie z.B. Öhringen ansieht, wo noch vor 30 Jahren Obstwiesen beherrschend waren, der sieht sofort, welche Motivationen hier monofaktoriell bestimmend sind.
Am Schulzentrum hier gab es zwei Versuche, ein paar Obstbäume auf der Wiesen des Geländes zu pflanzen, natürlich vom Schulträger befürwortet und genehmigt. Es gibt eine AG des Biologielehrers, in der es um einen Weinberg und Bienen geht, die Obstbäume hätten auch dazu sollen. Immer drei Jahre nach Pflanzung wurde eine Erweiterung gebaut und alles abgeholzt. Sachzwänge, jaja.