Winter- und Sommerlinde auseinanderzuhalten ist nicht ganz so einfach.
In der freien Natur sollen zwar nur selten Hybriden auftreten, aber in Kultur ist T. x vulgaris (= T. x europaea) schon seit sehr langer Zeit bekannt, wird vegetativ vermehrt und mindestens so oft wie ihre Elternarten gepflanzt, vielerorts sogar viel häufiger als diese. Da diese Kreuzung mehrfach aufgetreten ist bzw. vorgenommen wurde und die Hybriden fertil sein können, gibt es Bäume, die sich in ihren Merkmalen nicht eindeutig zuordnen lassen.
Dazu kommt noch, dass T. platyphyllos einen großen Formenreichtum aufweist und mehrere Unterarten unterschieden werden (Die Flora von Baden-Württemberg nennt fünf, von denen vier hier in BW vorkommen).
(Und nicht zu vergessen, dass außer unseren beiden heimischen Linden und deren Kreuzung in Parks auch noch T. tomentosa, T. petiolaris und T. x euchlora gar nicht so selten gepflanzt werden, seltener auch noch auch T. x moltkei und T. x flaccida.)
Der Bestimmungsschlüssel aus der Flora von BW (für unsere heimischen Linden):
1a - Blatt oberseits kahl, unterseits graublaugrün, mit anfangs weißlichen, später rostfarbenen Achselbärten (sonst unterseits kahl), Verbindungsnerven zwischen den Seitennerven nur undeutlich zu erkennen. Blütenstände in der Regel mit 4- 12 Blüten, Frucht kugelig, wenig kantig, dünnschalig, zerbrechlich => T. cordata
1b - Blatt unterseits (hell)grün bis graugrün, auf den Nerven behaart oder +- kahl. Verbindungsnerven zwischen den Seitennerven als auffallend weiße Linien. Früchte kantig => 2
2a - Junge Zweige meist behaart. Blatt oberseits +- kurzhaarig, manchmal verkahlend, unterseits (hell)grün, auf den Nerven behaart, mit weißlichen Achselbärten (im Spätsommer manchmal etwas verbräunend) und deutlich erhabenen weißlichen Verbindungsnerven. Blattstiel anfangs flaumig behaart. Blütenstände meist mit 2 - 5 Blüten, Frucht scharf fünfkantig, verholzt, dicht filzig behaart => T. platyphyllos
2b - Junge Zweige meist +- kahl, Blatt unterseits (grau)grün, auf den Nerven behaart oder kahl mit weißlichen oder häufiger rostfarbenen Achselbärten. Blattstiele schon anfangs spärlich behaart oder kahl. Blütenstände in der Regel mit 3 - 10 Blüten. => T. x vulgaris
Alles klar?
Die Blattgröße ist übrigens kein gutes Unterscheidungsmermal. In der Tendenz hat T. cordata zwar kleinere Blätter als T. platyphyllos, aber die Hybride... Außerdem ist die Blattgröße abhängig vom Standort und schwankt an ein und demselben Baum (Schattenblätter sind meist viel größer als Sonnenblätter).
Der Krimlinde auf Danilos Post hin das fehlende "x" gespendet.