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Autor Thema: Sommer- und Winterlinden  (Gelesen 2645 mal)

Staudo

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Sommer- und Winterlinden
« am: 24. Juni 2012, 08:41:20 »

Rein botanisch ist mir die Sache klar, das eine sind Tilia platyphyllos, das andere sind Tilia cordata. Die einen blühen früher und haben große Blätter, die anderen blühen später und haben kleine Blätter. So weit die Theorie. Aber wie unterscheide ich die vielen Bäume, die sich nicht so eindeutig verhalten? Ich habe z.B. eine Winterlinde vor dem Haus stehen, die gerade aufblüht, andere vermeintliche Winterlinden sind längst in Vollblüte. Auch scheint mir die Blütezeit mit der Blattgröße zu korrelieren. Um so kleiner das Blatt, desto später die Blüte.


Wer weiß genaueres?
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Poison Ivy

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Re:Sommer- und Winterlinden
« Antwort #1 am: 24. Juni 2012, 09:03:54 »

Winter- und Sommerlinde auseinanderzuhalten ist nicht ganz so einfach.

In der freien Natur sollen zwar nur selten Hybriden auftreten, aber in Kultur ist T. x vulgaris (= T. x europaea) schon seit sehr langer Zeit bekannt, wird vegetativ vermehrt und mindestens so oft wie ihre Elternarten gepflanzt, vielerorts sogar viel häufiger als diese. Da diese Kreuzung mehrfach aufgetreten ist bzw. vorgenommen wurde und die Hybriden fertil sein können, gibt es Bäume, die sich in ihren Merkmalen nicht eindeutig zuordnen lassen.

Dazu kommt noch, dass T. platyphyllos einen großen Formenreichtum aufweist und mehrere Unterarten unterschieden werden (Die Flora von Baden-Württemberg nennt fünf, von denen vier hier in BW vorkommen).

(Und nicht zu vergessen, dass außer unseren beiden heimischen Linden und deren Kreuzung in Parks auch noch T. tomentosa, T. petiolaris und T. x euchlora gar nicht so selten gepflanzt werden, seltener auch noch auch T. x moltkei und T. x flaccida.)


Der Bestimmungsschlüssel aus der Flora von BW (für unsere heimischen Linden):

1a - Blatt oberseits kahl, unterseits graublaugrün, mit anfangs weißlichen, später rostfarbenen Achselbärten (sonst unterseits kahl), Verbindungsnerven zwischen den Seitennerven nur undeutlich zu erkennen. Blütenstände in der Regel mit 4- 12 Blüten, Frucht kugelig, wenig kantig, dünnschalig, zerbrechlich => T. cordata

1b - Blatt unterseits (hell)grün bis graugrün, auf den Nerven behaart oder +- kahl. Verbindungsnerven zwischen den Seitennerven als auffallend weiße Linien. Früchte kantig => 2

2a - Junge Zweige meist behaart. Blatt oberseits +- kurzhaarig, manchmal verkahlend, unterseits (hell)grün, auf den Nerven behaart, mit weißlichen Achselbärten (im Spätsommer manchmal etwas verbräunend) und deutlich erhabenen weißlichen Verbindungsnerven. Blattstiel anfangs flaumig behaart. Blütenstände meist mit 2 - 5 Blüten, Frucht scharf fünfkantig, verholzt, dicht filzig behaart => T. platyphyllos

2b - Junge Zweige meist +- kahl, Blatt unterseits (grau)grün, auf den Nerven behaart oder kahl mit weißlichen oder häufiger rostfarbenen Achselbärten. Blattstiele schon anfangs spärlich behaart oder kahl. Blütenstände in der Regel mit 3 - 10 Blüten. => T. x vulgaris

Alles klar?

Die Blattgröße ist übrigens kein gutes Unterscheidungsmermal. In der Tendenz hat T. cordata zwar kleinere Blätter als T. platyphyllos, aber die Hybride... Außerdem ist die Blattgröße abhängig vom Standort und schwankt an ein und demselben Baum (Schattenblätter sind meist viel größer als Sonnenblätter).


Der Krimlinde auf Danilos Post hin das fehlende "x" gespendet.
« Letzte Änderung: 24. Juni 2012, 14:24:00 von Bristlecone »
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Danilo

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Re:Sommer- und Winterlinden
« Antwort #2 am: 24. Juni 2012, 14:08:08 »

Bristlecone, die Krim-Linde ist keine Art, sondern eine Hybride, und zwar im Nordosten eine ganz wesentliche. Ich hab seit längerem die Lindenbestände in unserer Stadt, auch zusammen mit dem Baumkataster des örtlichen Grünflächensamts untersucht und Proben genetisch analysiert, wobei sich eine Vielzahl der bestimmungsresistenten Objekte als T. × euchlora herausstellten, die im Osten insgesamt stark verbreitet sein soll, wohl ein Relikt der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft. ;D

Und selbst innerhalb der Hybride spielen die Eigenschaften der Pflanze ganz erheblich. Das eigentliche Stichwort im Bezug auf Lindenbestimmung lautet aber ganz klar: Unterarten.
Natürlich finden sich auch andere der genannten Hybriden, weitere reine Arten abgesehen von T. tomentosa aber kaum noch.

Fazit: Linden im öffentlichen Straßenraum ohne Mittel der Genetik zu bestimmen ist oft ein Ding der Unmöglichkeit.
Ich traue den Linden sogar multiple Hybridbildung zu. Nur ist die Wissenschaft noch nicht so weit, das zu erkennen oder zu akzeptieren ;)
« Letzte Änderung: 24. Juni 2012, 14:12:31 von Danilo »
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Poison Ivy

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Re:Sommer- und Winterlinden
« Antwort #3 am: 24. Juni 2012, 14:13:32 »

Bristlecone, die Krim-Linde ist keine Art, sondern eine Hybride,

Ja, sorry, habe das "x" vergessen. Dabei schaue ich gerade auf ein ausgewachsenes Exemplar in Vollblüte: ein Traum! :D

Wobei die Krimlinde wie die Silberlinde den großen Vorteil hat, nicht unter Blattläusen zu leiden und damit nicht Unmengen an Honigtau herabrieseln zu lassen.

Krimlinden von unseren heimischen Linden, also T. cordata und platyphyllos sowie T. x vulgaris, zu unterscheiden, sollte aber auch ohne genetische Untersuchung zu schaffen sein, oder wie sind da deine Erfahrungen?
« Letzte Änderung: 24. Juni 2012, 14:22:29 von Bristlecone »
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Staudo

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Re:Sommer- und Winterlinden
« Antwort #4 am: 24. Juni 2012, 19:03:18 »

Winter- und Sommerlinde auseinanderzuhalten ist nicht ganz so einfach.


Danke, das beruhigt mich. Dann wird es sicher noch spätblühende Sommer- und frühblühende Winterlinden geben.
Am Waldrand habe ich heute (vermutlich autochthone) Lindengroßsträucher gesehen. die noch nicht einmal begonnen haben aufzublühen.
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Poison Ivy

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Re:Sommer- und Winterlinden
« Antwort #5 am: 24. Juni 2012, 19:36:30 »

Mich würde interessieren, ob es unter diesen spontan auftretenden "Lindengroßsträuchern" Hybriden gibt und ob darunter auch Krimlinden zu finden sein könnten.

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Staudo

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Re:Sommer- und Winterlinden
« Antwort #6 am: 24. Juni 2012, 20:40:18 »

Am Waldrand von Uebigau sind Krimlinden extrem unwahrscheinlich. Die Winterlinden sind für mich ziemlich sicher Winterlinden.
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Bristlecone

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Re: Sommer- und Winterlinden
« Antwort #7 am: 27. Januar 2021, 11:16:06 »

Warum heißt die Winterlinde eigentlich Winterlinde?
Entsprechend frage ich mich das auch bei der Sommerlinde.
.
In Büchern finde ich nichts dazu. Im Internet findet man die Vermutung, die Winterlinde hieße so, weil sie auch noch in hochwinterlichen Gebieten bis zu Ural vorkomme, die Sommerlinde hingegen nicht so weit in die winterlich kalten Gebiete vordringt. So recht überzeugt mich das nicht.
Weiß jemand mehr?
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Bristlecone

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Re: Sommer- und Winterlinden
« Antwort #8 am: 05. Februar 2021, 16:35:21 »

Schubs.
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