Nun, zwar haben mich auch mit 20 die Männer nicht umschwirrt wie Motten das Licht, aber auch Motte wird mit ihren 8,9 Jahren nicht (mehr) von Junghunden umschwirrt
Aber das ist auch gar nicht ihr Problem. Anfangs reichte, dass in 50m Entfernung ein Hund um die Ecke kam und Motte ertarrte, glotzte in den Wald und lief erst weiter, als der Hund lange vorüber war. Das geht mittlerweile, jetzt trabt sie nur noch mit verächtlich abgewandtem Blick, möglichst nah an meinen Beinen, an Artgenossen vorbei. Nur dachte ich, sie hätte Angst, weil sie schlechte Erfahrungen mit Hunden gemacht hätte, mittlerweile denke ich, es ist einfach abgrundtiefes Desinteresse. Sozusagen ein Misanthrop nur in Hund und das funktioniert auch, sie wurde bisher noch nie irgendwie belästigt.
Deshalb denke ich auch, dass sie nie ein "richtiger" Straßenhund war. Ein Hund, der sein recht langes Leben fast ausschließlich mit Hunden verbracht hat, verliert doch nicht schlagartig sein Interesse an Artgenossen, nur weil er jetzt auf dem Sofa schlafen darf. Auch ihr Fressverhalten: ihr frühs gefüllter Napf steht gerne mal bis Mittag rum, ehe Madame gedenkt, zu frühstücken. Ein Hund, der auf der Straße um sein Fressen bangen musste, guckt doch eher, dass er es sich einverleibt, bevor ein anderer kommt.
Und nicht zuletzt ihre Fähigkeit, Menschen zu verstehen
Ohne groß mit ihr trainiert zu haben: "Motte, Tatort!" und der Hund liegt auf dem Sofa, "Ah, Motte, das ist ein Blumenbeet!", sofort sitzt sie wieder auf dem Rasen. Nehme ich die Leine, große Freude, kommt aber noch der Autoschlüssel dazu, sofort lässt sie die Ohren hängen und denkt wohl: kacke, nicht spazieren gehen sondern Auto fahren