"New German Style" ist von Stefan Körner für seine prachtvollen Staudenpflanzungen auf der Mainau belegt worden. Nach dem herausragenden Beispiel des Kreisels in Kassel. Bis zu dem Zeitpunkt gab es den dutch style in der angloamerikanischen Literatur und kein Bedarf in der deutschen Literatur einen Kunstbegriff aus der englischen Sprache zu verwenden. "New German Style" ist sozusagen das "Handy" und der "Bodybag" in der deutschen Gartenszene.
Für mich hat die Pflanzung auf der Mainau sehr wenig mit New German Style zu tun.
Ich habe mit den Begrifflichkeiten wenig Probleme, wenn man sich über deren Herkunft bewusst ist. Mitte der 1990er Jahre (bis ca. 2000) gab es relativ klare, voneinander abgrenzbare Strömungen, die mehr oder wenig paralell existierten (New German Style etwas eher, Dutch Wave etwas später). Da diese von englischsprachigen Personen betitelt wurden, habe ich damit kein Problem:
New American Garden:
Hauptvertreter: Oehme & van Sweden, Petra Pelz; im gewissen Umfang auch Denis Dujardin (B)
Inspiriert durch: Roberto Burle Marx (Brasilien), Karl Foerster
Höhepunkt: 1990-2000
Merkmale: großflächige Einsatz von Staudenmonokulturen; kräftige, farblich teils sehr intensive Wirkungen; die in Frage kommenden Pflanzen sind stark eingeschränkte, da sie über eine lange Phase in der Vegetationsperiode gut aussehen müssen
Dutch Wave:
Hauptvertreter: Piet Oudolf, Henk Gerritsen, Ton ter Linden
Inspiriert durch: Niederländische Naturgartenbewegung, traditionelle Staudenverwendung in NL, D und GB
Höhepunkt: 1995-2005
Merkmale: Struktur und Texturreiche Staudenpflanzungen, die Farbigkeit ist eher zurückhaltend (tendeziell eher rote, rosafarbene und violette Töne, weiß, blau und ganz besonders gelb sehr zurückhaltend), Samenstände werden in die Gestaltung mit einbezogen, artenreich, üppig (viele Hochstauden), eher gärtnerisch-ästehtischer Ansatz
New German Style:
Hauptvertreter: Rosemarie Weise, Hans Simon, Urs Walser
Inspiriert durch: Friedrich Hansen, Willy Lange, sicherlich auch etwas durch Karl Foerster und Reinhold Tüxen
Höhepunkt: 1983-1995
Merkmale:Relativ konsequente Umsetzung der Lebensbereichs-Theorie von Friedrich Hansen, bekannt sind insbesondere Steppenartige Pflanzungen, der "reife Garten" stellt ein Idealbild dar, da hier eine gewisse Artenvielfalt bei überschaubarer Pflege existiert.
Nach 2000 haben sich diese Strömungen zunehmend vermischt bzw. neue entwickelt, die aber noch nicht so genau beschreibbar sind, dies gilt auch für einzelne Protagonisten, die sich zum Teil stark weiterentwickelt haben (z.B. Oudolf und Pelz).
Sicherlich gibt es bei den Präriepflanzungen von Cassian Schmidt oder den Mischpflanzungen des Arbeitskreises Pflanzenverwendung ihrer Wurzeln auch im "New German Style", jedoch sind diese auch sehr stark durch Grimes Ansätze beeinflusst bzw. orientieren sich starl an natürlichen Pflanzengemeinschaften (Schmidt).
Die Mainau-Staudenpflanzung enthält alle drei Strömungen, zusätzlich aber auch sehr tradionelle Elemente, die man schon von Karl Foerster kannte. Ich würde sie nicht als innovativ bezeichnen, sondern eher dem Publikum angemessen. Das ist durchaus positiv gemeint, da Bepflanzungen nicht immer auf diejenigen zugeschnitten sind, die sie auch nutzen (sollen).
PS. Ein kleines Kuriosum stellen die berühmten "Salbei-Felder" von Piet Oudolf dar (z.B. in Enköppping oder Chicago), die eher dem "New American Garden" ähneln. Allerdings bestand Oudolf darauf, dass die Samenstände nach der ersten Blüte nicht zurückgeschnitten werden und somit kein zweiter Flor "provoziert" werden sollte. Da gab es damals mit den Pflegekräften wohl einige Diskussionen (zumindest in Enköping).
PSS. Deshalb finde ich den Untertitel von Mascha Schachts Buch (von Karl Foerster bis New German Style) auch etwas unzutreffend, da Sie ja die (Leute hinter der) Staudenverwendung von 1900 bis heute und nicht nur bis 1995 beschreibt.