Zudem begann ich, Ti einiges beizubringen.
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Mal abgesehen davon, daß es gut fürs Pferd war - auch im Gelände konnte man ja mal eine Hinterhandwendung oder dergleichen brauchen. Schenkelweichen! Ich nutzte den Maindamm als Begrenzung. Das war eine gute Idee; Ti begriff schnell. Er bekam eine Belohnung, als es das erste Mal geklappt hatte. Das Fette Pony lernte sofort; wenn man dabei immer mal wieder fressen konnte, lief er gern seitwärts. Vielleicht nicht gar so korrekt wie Isabell Werths Gigolo, aber kilometerlang, wenn sein Mensch das wollte!
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Wo Wege kreuzten, übte ich Übergänge (Wechsel zwischen den Gangarten). Um Routine zu vermeiden – das hatte ich mir von Frau Winterling abgeschaut – dann auch auf freier Strecke. Ti sah zwar nicht richtig ein, warum ich mitten auf der schönsten Galoppstrecke unbedingt durchparieren mußte – aber bitteschön, vielleicht konnte man ja den ein oder anderen dürren Grashalm mampfen, wenn die Reiterin nachlässig war.
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Schlangenlinien, anfangs um Bäume. Pfosten oder Baustellen mit Leitkegeln entlang des Weges boten sich dafür dann auch hervorragend an – einmal um die Pylonen geschlängelt und zurück, und weiter.
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Bergauf- und Bergabreiten ist eine sehr gute Übung. Die höchste örtliche Erhebung war ein gewaltiger renaturierter Müllberg. Niemand ritt da jemals – ich schon. Es gab einige Pfade, die offensichtlich von Mountainbikern stammten, und einen wunderbaren, sehr steilen Hang mit festem Boden. Wir kletterten rauf und rutschten runter. Viel später erst erfuhr ich, daß das nicht erlaubt war. Man hatte allerdings auch nicht daran gedacht, ein Verbotsschild anzubringen… Jedenfalls nicht da, wo ich mich herumtrieb.
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Immer wieder kletterten wir auch übern Bahndamm (ich würde heute jeden fürchterlich schimpfen, der das tut – es ist gefährlich). Aber ich verschmähte auch keinen Graben und keine Straßenböschung – einmal rauf, einmal runter, weiter.
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Erzählte jemand: „Oben an der Brandschneise ist Windbruch, da kann man gerade nicht reiten!“ – so ritt ich hin. Wir lernten, vorsichtig zu sein und uns zu konzentrieren (ein simulierter Windwurf sollte zu meiner Überraschung später bei einer Rallye mal ein Schreckenshindernis sein – nicht für Ti!)
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Und ein kleines bißchen sprangen wir auch, wenn ein Baum übern Weg lag – Ti hatte da nicht unbedingt einen Plan und zog Klettern jederzeit vor, und mir hatte sich das Springen ohne Donata so eingeprägt, daß ich keinen Parcours mehr reiten wollte. Aber einen Baumstamm – und es durfte durchaus auch ein dickerer sein –, den sprangen wir, mit mehr Mut als Können, aber wir sprangen.
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„Oh! Plus musclé!“, sagte Corinne anerkennend und lobte mich, als ich ihr beim nächsten Besuch aktuelle Fotos von Ti zeigte. Was war ich stolz!