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Autor Thema: Was vom Pferd  (Gelesen 57085 mal)

mmoebiu3

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #60 am: 11. April 2013, 15:29:16 »

Hallöchen! :D

Bin zufällig hier auf diesen Thread gestossen...und ich muss sagen es liest sich wie aus einem Buch. Es macht richtig spass! :D

Ich bin selber Reiter und werde hier wohl öfters mal reinschauen. Kurz zur meiner Reikarriere:
Hab als Jugendlicher angefangen...bei einem Bauern...halb wild...ritten wir teilweise durchs Gelände, zu zweit, ohne Sattel und diese zeit möchte ich auch nicht missen. Wir hatten so viel Spass!! Leider hatte ich dann durch die Trennung von meinem Freund 7 Jahre Reitpause und ich muss sagen es war echt schwer. immer wenn ich ein stoppelfeld sah träumte ich wie ich dieses entlanggaloppiere. Glücklicherweise fragte mich dann nach langer zeit eine freundin ob ich mit beginnen wollte reitstunden zu nehmen, was ich auch tat. In einem Reitstall mit rund 40 /50 pferden.. für mich ganz ungewohnt, da ich ja diesen Umfang an Ställen kaum vorher kannte. Ganz nebenbei gesagt hatte mein damaliger schwiegervater auch pferde .. also eine super kombi auch da wieder Fuss zu fassen.

An meinem 31 Geburtstag ereilte mich das größte Glück. Mein schwiegervater schenkte mir sein erstes Fohlen (damals 3). Für mich damals eine schier unmögliche Herausforderung gewesen, die ich mit vielen Hürden irgendwie doch bewältigt bekam. Jedoch vor rund einem Jahr trennte ich mich von meinem mann und meine Pferdebesitzerkarriere nahm ein Ende. Da es für mich unmöglich war (finanziell und zeitlich) meinen heissgeliebten schimmel zu halten musste ich ihn wieder hergeben, was mir fast das herz brach. Er ging noch einmal in beritt und wurde dann an eine erfolgreiche vielseitigkeitreiterin verkauft...(mittlerweile glaube ich schonwieder verkauft)...die Maus ziert immer noch heute meinen desktop..und hätte ich alles geld der welt - ich würde ihn egal für welchen preis zurückkaufen.

nun ja...die frage war dann was ich tun sollte...ich hatte auch vor mal das reitabzeichen zu machen und aber nach rund 3 jahren reitunterricht tat sich fast gar nichts. Ich kam kein stück nach vorn, dümpelte nicht mal auf e niveau herum, der unterricht wurde immer mieser und das einzigste was mich noch dort hielt waren die schönen stunden nach dem Unterricht (wenn ihr versteht ;D )

durch zufall bin ich jetzt bei einer privaten dame gelandet, welche mir einzelstunden gibt. es stehen 4 pferde dort und ich muss sagen es ist fast wie früher, endlich lerne ich mal was dazu und das erste turnier ist auch greifbarer denn je :D

so ich hoffe ich habe nicht zu viel geschwafelt und freue mich mehr von dir zu hören (lesen)
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Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #61 am: 11. April 2013, 19:56:35 »

Hallo mmoebiu3!

Haben wir hier eigentlich tatsächlich schon mmoebiu1 und mmoebiu2? ;D

Zitat
immer wenn ich ein stoppelfeld sah träumte ich wie ich dieses entlanggaloppiere.

Wie ich das verstehen kann! Ich vermisse das Reiten fürchterlich.

Zitat
Da es für mich unmöglich war (finanziell und zeitlich) meinen heissgeliebten schimmel zu halten musste ich ihn wieder hergeben, was mir fast das herz brach.

Und das kann ich noch besser verstehen...

Zitat
die schönen stunden nach dem Unterricht (wenn ihr versteht

Ich meine zu verstehen. Packt die Sau am Schwanze! 8)

Zitat
endlich lerne ich mal was dazu

Klasse. Es geht sowieso nichts über Einzelunterricht! Dann viel Erfolg beim Turnier! :) :)
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Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #62 am: 11. April 2013, 20:01:22 »

Die Musik hatte dem Gustav übrigens mal einen Zweitagesritt gerettet.

Gustav war einer der ersten Berittführer der Republik. Er nahm die Sache so ernst, wie sie es verdient. Er hatte sogar seine ganze Familie für diesen Zweck eingespannt. Er bereitete mit Erika alles pingelig vor und nach. Vor mir liegt ein Rittbericht in seiner altmodischen Handschrift: Teilnehmerzahl, Wetter, Mondstand, Kilometerzahl, Länge der Pausen, alles ist akribisch verzeichnet, bis hin zum erlösenden „keine besonderen Vorkommnisse“.

Er setzte natürlich seinen Stolz darein, alle heile nach Hause zu bringen. Ohne besondere Vorkommnisse. Und da führte er mal einen Beritt vom Rübezahl zurück. Er etwas verkatert, die Reiter nach einer wunderbaren Nacht alle schwer verkatert und nicht allzu gut gelaunt. Es war sehr kalt und feucht, manche hatten Mühe mit den Zügeln, so steif waren die Finger. Aber bald hatten sie es geschafft!

Da senkte sich auf einmal der dickste Wattenebel auf die Landschaft, den man seit Menschengedenken gesehen hatte. Man sah noch die Hand vor Augen, aber nicht mehr die Hufe des eigenen Pferdes. Schumann, der gedacht hatte, er könnte in 20 Kilometer Umkreis auch blind reiten, so gut kannte er die Gegend, wurde hier eines besseren belehrt.

Die Truppe kam endlich an eine Hecke, die er noch nie gesehen hatte. Beim Versuch, da rauszukommen, merkte er, daß er seinen Beritt im Kreise geführt hatte. Es war einfach alles nur schrecklich.

Im Casino saßen derweil seine Frau und Anne, nagten an den Fingernägeln und fanden es auch nur schrecklich. Die Truppe war seit zwei Stunden überfällig. Was tun? Anne konnte den Posten nicht verlassen. Erika war nicht mehr die Jüngste und hatte schon zwei Jägermeister getrunken...

Da nahte die Rettung in Gestalt des Startrompeters. Der J. wollte nur ein gepflegtes Pils trinken vor der Dressurstunde. Die beiden verdonnerten ihn, nach den Reitern zu suchen.

„Spinnt Ihr? Ich bin froh, daß ich hergefunden habe! Ich fahre keinen Schritt weiter, ich rufe mir nachher ein Taxi!“
„Du sollst nicht fahren, Du Dabbes, Du sollst reiten“, beschied ihn Erika.
« Letzte Änderung: 11. April 2013, 20:40:25 von Tara »
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Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #63 am: 11. April 2013, 20:04:00 »

Anne assistierte: „Den Main wirst Du ja wohl nicht verlieren können! Du bleibst einfach auf dem asphaltierten Fahrradweg!“

Zwei entschlossenen Damen hatte der arme J. nichts entgegenzusetzen. Er stürzte das Pils hinunter. Dann ließ er sich noch einen Doppelstöckigen geben. Dann ließ er satteln.

Und als Gustav seinen Beritt mit mittlerweile sehr dünnen Nerven eben zum drittenmal im Kreise führte, meinte er auf einmal, einen hohen, dünnen Ton zu hören. Er wartete eine Weile ab. Er hörte den Ton wieder. Seine fast abgesoffenen Lebensgeister regten sich: „Da! Hört Ihr des?!“ Niemand hörte was. Aber Gustav hörte den Ton wieder. Eine Trompete! Also es könnte wenigstens eine sein. Und es gab weit und breit nur eine.

Er arbeitete sich mit seiner Gruppe in Zickzacklinien auf diesen Ton hin vor. Dann war er sicher: Abwechselnd mit dem unheimlichen Tuten von Mainschiffen hörte er eine Trompete! Und endlich, endlich tönte die Trompete so laut, daß auch die halberfrorenen Reiter sie alle hörten, und siehe da, sie standen auf einmal an der Mainfähre in M.!

Und da stand im wabernden Nebel der J. und blus und blus, immer den selben hohen Ton; und zwar stand der Startrompeter des Landesrundfunks, schon bläulich im Gesicht, auf dem Arsch seines Pferdes, damit der Ton weiter tragen möchte, und blus und blus. Wohl noch nie war seine Kunst höher geschätzt worden.

Wie gut uns doch die Musik tut!
« Letzte Änderung: 12. April 2013, 12:19:49 von Tara »
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celli

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #64 am: 12. April 2013, 08:58:27 »

Noch Jahre später sagte der Windspiel-Gerd manchmal spätabends versonnen: „Ihr glaubt gar nicht, wo man überall Entengrütze haben kann!“

DAS Gefühl kenne ich. ;D
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Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #65 am: 12. April 2013, 18:37:56 »

 ;)

Es kann nicht oft genug betont werden, daß es ohne Schumis im ganzen Kreisgebiet wohl überhaupt keine Reitwege gegeben hätte. Dafür hatte Gustav, als bisher einziger neben dem Vereinsgründer, sogar die Echt Goldene Ehrennadel bekommen.

Seine Verhandlungen mit Land- und Forstwirten und allerlei Ämtern waren Legende. Seine Anzeigen wegen Beleidigung auch.

Niemand konnte so charmant eine Reitkappe ziehen wie Schumi, wenn es galt, der Reiterei Freunde zu gewinnen. Und keiner konnte so in Rage geraten, wenn das nichts nutzte. Selbst Erikas warnendes ,,Gustav, halt's Maul!" - zartere Töne drangen dann gar nicht mehr zu ihm durch - konnte ihn nicht immer bremsen. Und Kleingeisterei empörte ihn mehr als alles andere; über Kleingeisterei konnte er fast einen Schlag kriegen.

Das war zum Beispiel das mit dem Pokal.

Da führte Gustav also mal einen van Krachtenschen Beritt ein paar Gemarkungen weiter - ausschließlich auf den korrekten Reitwegen natürlich. Doch da sah Reitlehrerin Dora einen Parallelweg; KEIN Reitweg, aber viel schöner, wie geschaffen zum Galoppieren und eigentlich viel zu schade für andere Waldbenutzer: fester Sandboden ohne eine Wurzel, ganz leicht bergauf - da lachte einem das Herz im Leibe beim Hinsehen, man wollte doch endlich mal wieder so richtig die Sau rauslassen!

Ach bitte BITTE, Gustav... Schumi gab zögernd nach. Charmanten Frauen konnte er nicht lange widerstehen; einem anständigen Galopp sowieso nicht.

Der Schnäuzer vibrierte: ,,Könnd Ihr all reide?"
„Jaaaa!“
Schumis Arm beschrieb einen großen Kreis: ,,Aaaaaa-dacke!"

Die Schulpferde streckten sich - so eine Gelegenheit gab es auch für sie nur einmal im Jahr; Ilscha ,,der Ilsch" kämpfte gegen den Walkepaul, lieber tot als Zweiter; Waldfee zischte rechts an ihm vorbei, das Waldviech hatte den Bauch fast am Boden, Jodler gab einen begeisterten Quietscher von sich, als er der Waldfee hinterherschoß; das Fettepony buckelte voll Wonne und erinnerte mich nachdrücklich daran, daß es eigentlich ein orientalisches Vollblut war; es war, als hätte ich selbst vier Beine...

Die Strecke war fast drei Kilometer lang; die Pferde zeigten, was sie konnten. Der Wind sang uns in den Ohren, der Boden federte herrlich, oh Glück der Erde, es war eine Lust zu leben!
« Letzte Änderung: 12. April 2013, 18:56:20 von Tara »
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Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #66 am: 12. April 2013, 18:39:57 »

„Durchbariiiiiieeeeeern!!!!!“, brüllte da Gustav verzweifelt.

 Die wilde verwegene Jagd kam stotternd zum Stehen - und zwar mitten in einer Schonung. Niemand hatte rechtzeitig die Bremse ziehen können. Und das war nicht das Schlimmste: Die Schonung war nämlich recht belebt.

 Eine ganze Kolonne Waldarbeiter stand da und starrte uns offenen Mundes an. O Schitt, Frau Schmitt... Und aus unzulänglicher Deckung hinter einem Bäumchen tauchte der Förster auf, der offensichtlich Angst gehabt hatte, über den Haufen geritten zu werden. Eiverdammich, das gab Ärger...

Gustav, nach dem Galopp noch etwas schnaufend, zog mit Grandezza die Kappe wie ein altvenezianischer Grande den Federhut und schaffte es, gleichzeitig souverän und schelmisch bittend auszusehen.

,,Ghude Daach! S'dhud merr leid! Merr komme aus X und hawwe uns verridde! Und..."
,,Sinn' Se wahnsinnisch?!" blökte der Förster, auf den Artigkeit verschwendet schien.
,,S' dhut merr leid, awwer merr konnde nedd..." Gustav blickte so charmant, wie er konnte, und er konnte sehr charmant blicken.
,,Se wisse nedd, daß Se innere Schonung nix verlore hawwe?!!" Der Förster stand da, Hände in den Hüften, wie ein kleiner Diktator.
,,Also es dhud merr leid, awwer merr konnde nedd reschdzeidisch bremse, merr hawwe volle Fahrd gehabd...!"

Der Förster sah mit Abscheu auf Tignous, der genüßlich an einer kleinen Fichte knabberte. Hastig nahm ich die Zügel auf. Der Förster mandelte sich auf: ,,Se hädde uff dem Weesch gar nedd reide dürfe! Des misse Se doch wisse!"

Langsam wurden die Pferde unruhig. Grünzeug gab's für die Schulpferde sonst nie, und hier standen die Menschen rum, wo einem das Futter geradezu ins Maul wuchs. Gustav holte tief Luft und knallte sich den Helm wieder auf den Kopf.

,,Also, s'dhut merr ja leid, awwer nu isses bassierd. Merr wolle Ihne ja nix kabuddmache, und merr mache Ihne aach nix kabudd. Merr reide jetzt aaner hinnerm annern im Gänsemarsch...." Gustavs Stimme klang schon wesentlich weniger verbindlich.

Resina machte einen Schritt vorwärts. Jack ebenfalls, er hatte einen saftigen Grasbüschel erspäht. Der Grüne, der Pferde offensichtlich für Fleischfresser hielt, ging vorsichthalber wieder in Deckung. Hinter seinem Bäumchen hervor brüllte er, nun zornrot im Gesicht: ,,Hier werd nedd geridde! Ihr reid't merr nedd durch mei Schonung!"
« Letzte Änderung: 12. April 2013, 18:40:54 von Tara »
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Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #67 am: 12. April 2013, 18:55:26 »

,,Ei, solle merr denn flieje?! Wenn merr enaus misse, misse merr reide! Do is ja de annere Weesch, merr kann ihn ja sehe, des sinn doch kaa dreißisch Meder nedd!" Gustavs Stimme hatte an Schärfe zugenommen.
,,Kehre Se um!"
,,Wenn fuffzeh Ferde hier Kehrd-um-marsch mache, was meine Se, wie Ihne Ihr' Schonung hinnerher aussiehd?"

Unser Berittführer lief allmählich auch rot an, der Schnäuzer sträubte sich. Kleingeisterei! Ohne Sinn und Verstand!
,,Ghuder Mann, ei so sinn Se doch verninfdisch, merr reide im Gänsemarsch ennübber uff de annere Weesch!" Gustav kochte.

,,Se solle zurückreide! Hier beschdimm isch!" Dramatisch stellte sich uns der Förster mit ausgebreiteten Armen in den Weg
,,Dem explodiert gleich der Herzschrittmacher", flüsterte der Walkepaule neben mir mit Stentorstimme.
,,Mir beschdimme Se gar nix!" Gustav tobte. ,,Des is doch hirnverbrannd! Des is doch begloppd! Ei Se hawwe doch nedd alle Dasse im Schrank!"

Er umfaßte uns alle mit gefährlichem Blick, ein Auge weit aufgerissen, das andere zusammengekniept; Schumi holte tief Luft und brüllte im besten Kasernenhofton: ,,Abteilung!------Zu--Einem!------MARSCH!!!"

Wir formierten uns fügsam und ritten an. Der Förster spritzte aus dem Weg, hechtete hinter das nächste Fichtlein und zeterte: ,,Isch werd Se oozeische! Des zahl isch Ihne heim! Oozeische werd isch Se!"

,,Ei, leckmichdochamarsch!!!" schrie unser Berittführer; drehte sich um: ,,Am Arsch könne Se misch lecke! Und wenn se misch verklage wolle: Isch bin de Gustav Schumann und wohn in X, Rilkestraß hunnertzeh! Se sinn ja meschugge!"

Auf dem anderen Weg angekommen, zog unser Führer ein großes gewürfeltes Taschentuch und wischte sich das Gesicht.
,,Der spinnd wohl! Der is ja dodal blemmblemm! Schonung kabuddmache! Sei Schonung geredded haww isch em! Umkehre! So en Arschloch!"

Er blubberte noch, als er die Geschichte abends, Wort für Wort, der Erika erzählte. Und am nächsten Tag im Reiterstübchen auch noch.
« Letzte Änderung: 12. April 2013, 19:17:08 von Tara »
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Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #68 am: 12. April 2013, 19:04:00 »

Natürlich hatte die Sache ein Nachspiel: Schumann bekam eine Strafanzeige. Achtzig Mark sollte er berappen für das unerlaubte Betreten einer Schonung!

Beim Gedanken an den Förster brach seine ganze Verachtung für die Kleingeisterei im allgemeinen und die des Grünen im besonderen wieder durch:
,,Betreten! Eneigerast sinn merr! Do konnd doch kaaner mehr was mache! Awwer mei Reschtsohwald macht derr da e Sach draus. Des brauch isch merr nedd gefalle ze gelasse! Isch zahl kaa achtzisch Mack! Noch kaa zehn nedd!“

Sein Schnäuzer sträubte sich.

„Vor drei Monaten habe ich den Pokal des Hessischen Forstministers bekommen“, – aus lauter Verachtung sprach er jetzt Hochdeutsch - ,,für jahre-lan-ges vor-bild-liches Ver-hal-ten in Wald und Flur! Und jetzt kommt so en Arschloch..."

Der Widerspruch wurde abgelehnt; die Sache kam vors Verwaltungsgericht Darmstadt.

Erwartungsvolle Stille herrschte im vollbesetzten Gerichtssaal. Von Gustav nichts zu sehen.

Und plötzlich: Rumms! Auf sprangen die Flügeltüren mit lautem Schlag, herein schritt der Berittführer, in den Händen den Pokal des Forstministeriums, als wär's der heilige Graal, lenkte seine gemessenen Schritte zum anderen Ende des langen Saales und - haute dem verdutzten Richter seine Trophäe auf den Tisch, daß es knallte!

Doch der Schuß ging leider nach hinten los. Der Richter verdonnerte den perplexen Gustav nämlich zu zweihundert statt achtzig Mark!

Aber die Demonstration mit dem Pokal hatte sich wenigstens gelohnt: Hätte er nämlich nicht anhand des Glitzereimers beweisen können, daß er sich ansonsten eines vorbildlichen Verhaltens befleißigte, so der Richter, hätte er sogar vierhundert Hühner blechen müssen...
« Letzte Änderung: 12. April 2013, 23:19:56 von Tara »
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Eva

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #69 am: 12. April 2013, 19:14:38 »

Schöne Geschichten 8)

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Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #70 am: 12. April 2013, 19:49:45 »

 :D

Ich kann Euch gar nicht sagen, wie sehr ich diese Zeit vermisse.
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Katrin

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #71 am: 12. April 2013, 20:33:55 »

Tara, ich lese auch begeistert mit. Ich reite nach 8 Jahren Pause seit letztem Sommer wieder (ich hatte mir geschworen, nachdem ich JEDEN Tag ans Reiten gedacht habe, sofort, sobald ich einen Job habe, wieder damit anzufangen und hab tatsächlich am Tag der schriftlichen Zusage noch telefoniert :D ), allerdings "nur" ein kleines Pony - da ist Kleinsein mal ganz praktisch - bei einer lieben Hobbypferdehalterin 15min zu Fuß von meiner neuen Wohnung. Erst gegen Bezahlung, jetzt gegen Mitarbeit - ich bin so froh, dass ich diese Gelegenheit gefunden habe!

Meine Erlebnisse sind nicht so spannend bisher, im Winter vor Freude buckelnde Ponys und Abgänge wegen Bergablaufens, Ausrutschens und Plötzlich-Hinlegens kennt ihr ja wohl alle ;) . Habe jetzt Longieren gelernt und arbeite auch mit dem Warmblut, da darf ich dann im Sommer ran.
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"Ich glaube, viele von uns haben ihre Heimat längst verloren, denn sie haben sie in der Kindheit gelassen, in den staubigen Straßen und an den sonnigen Tagen, als die Welt noch gut war, weil wir nur die Fassade sahen und zu klein waren, die Türen zu öffnen."

ich

RosaRot

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #72 am: 12. April 2013, 23:02:09 »

Tara, Deine Geschichten sind herrlich. Habe jetzt alles durchgelesen und mich köstlich amüsiert. Und wie es sein soll bei guten Geschichten: alles ganz farbig und mit Ton vor dem inneren Auge...

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Viele Grüße von
RosaRot

Zausel

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #73 am: 13. April 2013, 11:41:58 »

... alles ganz farbig und mit Ton vor dem inneren Auge...
Das mit der Geschichte geht, aber am Ton vor dem inneren Auge muß ich noch arbeiten. ;)
Tara, die Geschichten sind einfach klasse!
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Touluser

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #74 am: 13. April 2013, 14:51:43 »

 ;Dklasse geschrieben. wirklich drehbuch reif.......
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