Den Kunerts – Gernot und ich gehörten längst beide dem Breitensportausschuß an, aus dem der große Zeppelinreiter mich gerne ausgebootet hätte, weil er so etwas lieber diktatorisch anging und gerne Schumanns Nachfolger geworden wäre, wir waren uns drum nicht mehr ganz grün – den Kunerts ließ es keine Ruhe, daß wir jagen wollten. Auch sie erklärten, an der Jagd teilnehmen zu wollen, natürlich wegen der ängstlichen Marie erstmal im Schrittfeld, wobei sie annahmen, daß auch wir dort reiten würden.
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Die beiden hatten vor kurzem aufs Westernreiten umgestellt, also nun ja, sie begannen damit, hatten aber schon die komplette Garnitur, und Gernot tönte laut, sie würden selbstverständlich in Western-Ausstaffierung reiten. Bei einer Schleppjagd! Mit Westernsattel, Cowboyhut und Chaps?! Es war unfaßbar. Natürlich war mein Zeug auch nicht richtig - hatte ich doch einen Trekkingsattel, aber der war wenigstens kaum größer als mein Hintern und störte optisch nicht, wohingegen ein Westernsattel ein Riesending ist. Und ich hatte mein Parade-Hackamore, das mit Neusilber beschlagen war, aber doch dezent. Und natürlich würde ich schwarz-weiß reiten und mit einem grauen Woilach als Satteldecke statt mit meinen üblichen Indianerdecken. Nicht einmal Erika Schumann, die streng auf Etikette hielt, hätte letztlich etwas dagegen einzuwenden (wenngleich ihr „englisch“ natürlich doch wesentlich lieber gewesen wäre, aber sie wußte, wo ihre Grenzen lagen).
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„Des woll’n merr doch erstemol sehe, wer mich do nach Haus schickt!“ tönte Gernot, als ihm davon abgeraten wurde. Natürlich ging es nicht ums „nach Hause schicken“, wobei – merr waaßes nedd, bei einer Jagd hat allein der Master zu bestimmen, nicht einmal der Veranstalter oder reiche Gönner… Aber es ging um die Tradition, und darum, daß zwei Möchtegern-Cowboys das Bild für hunderte von Leuten verdarben. Daß man das überhaupt erklären mußte… Doch die Kunerts blieben dabei, sie ritten jetzt Western, und niemand könne ihnen verbieten, an einer Jagd teilzunehmen. Des wolle merr doch emol sehe!