@Hyla:
Ich war dieses Jahr im Mai auf Rhodos, dort reifen die weißfruchtigen Maulbeeren zu dieser Zeit und ich konnte einige probieren, weil die ganze Insel voll mit Maulbeeren bepflanzt ist, vor allem an öffentlichen Plätzen. Die Früchte der meisten Bäume dort haben eine schöne Größe, es gibt aber noch größere Albas, die ich bereits gesehen habe.
Der Geschmack hat von Baum zu Baum variiert, aber ich würde tatsächlich nicht sagen, dass diese dort besser schmecken als die weißen Maulbeeren, die ich selber anbaue oder die hier in einer Allee als alte Bäume wachsen.
Was den Rest betrifft stimme ich dir aber durchaus zu... wenn man nicht gerade ein gutes Auge für hat sollte man stets warten, bis die Früchte von selbst abfallen. Bei den älteren Bäumen haben wir immer mit großen Planen oder Folien gearbeitet und den Baum ganz vorsichtig geschüttelt oder auch einfach runterfallen lassen.
Das passt halt nicht mit dem hier oft eingebürgerten Verständnis eines sauberen Gartens überein...
Otto Normalbürger pflückt lieber sein Obst vom Baum und dann schmecken sie halt richtig mies.
Das ist hier wohl mitunter wirklich das Hauptproblem. Viele meinen hier unbedingt direkt vom Baum pflücken zu müssen, was gerade bei weißen Maulbeeren geschmacklich fatal sein kann, aber man an sich bei Maulbeeren einiges an geschmacklichen Nuancen verpasst wenn man nicht gerade wirklich ein gutes Auge für die Reife hat. Ich selber ernte Maulbeeren seit meiner frühesten Kindheit jedes Jahr und schaffe es trotzdem immer noch hin und wieder eine nicht ganz gereifte Frucht zu pflücken.
Maulbeeren sind auch kein Obst, was man gut waschen kann, weil sie vollreif ziemlich druckempfindlich sind. Als Kinder haben wir sie vom Boden aufgesammelt und direkt vertilgt. Erklär das mal den heutigen Müttern, daß wir daran nicht auf der Stelle gestorben sind. 
Hach, genau so habe ich damals auch als Kind Maulbeeren am liebsten gegessen

Einfach direkt vom Boden... heute kommt sowas für viele ja leider auch gar nicht mehr in Frage wie du sagst...
Ich denke wie gesagt aber, dass neben den von dir genannten Gründen auch noch die Tatsache hinzu kommt, dass man hier in Westeuropa leider kulturell keine wirklich rein süßen Früchte mag. Hier will man immer einiges an Säure als Ausgleich haben. Natürlich ist das verallgemeinert gesprochen, die Tendenz ist aber schon zu erkennen.
Dann ein älterer Baum am Strassenrand, von dem ich schon Früchte gekostet habe. Die Früchte bleiben hell und schmecken einfach süß, Blätter fühlen sich glatt an (auch hier oberseits etwas gummiartig).
Interessant finde ich, dass dieser weißfruchtige Baum jetzt noch trägt... normalerweise reifen hier in Mittelhessen die Morus Alba Anfang Juli und ganz schnell ist die Saison vorbei. Ich war selber gestern auf Rat von einem netten Maulbeerkollegen in Ingelheim und bin dort einer angeblich immertragenden weißfruchtigen Maulbeere mit durchaus großen Früchten begegnet. Der Baum hat aktuell seinen nächsten Schub an Früchten, die noch nicht vollständig reif sind, dennoch konnte ich ein paar wenige bereits kosten. Auch diese sind süß ohne jegliche Säure, haben jedoch eine festere Konsistenz, ähnlich einigen russischen Züchtungen.
Hier Mal Fotos der Früchte, ich habe durchaus große Hände, ich würde die größeren Früchte aber durchaus auf 4 cm schätzen:


Ist natürlich nichts im Vergleich zu Züchtungen wie dieser thailändischen "N2":
