Wenn ich das hier alles so lese wird mir teilweise, ehrlich gesagt, schlecht!
Ein berühmtes Beispiel dafür sind niedrige Kissen-Astern, die im nächsten Jahr mannshoch werden.
Oder verröchelt sind.
Entschuldige Dunkle, aber das ist Unsinn! Topfastern werden nicht gestaucht (oder zumindest nur seeehr wenig) sondern schlicht verdunkelt da es sich um Kurztagspflanzen handelt. Je nach gewünschtem Produkt (Größe) ggf. schon ab dem stecken.
Etwas anderes sind die Kientzlerastern die im Herbst häufig als Töpfe und Kübel angeboten werden. Das sind Kreuzungen aus A.dumosus und A. nichtsgenauesweissmannicht. Diese bleiben (nicht zuletzt auch wegen des recht späten Topftermins) im ersten Jahr verhältnismäßig kurz und kugelig und wachsen (sortenabhängig) ab dem zweiten Jahr zu Größen bis 1,5m heran. Hemmstoffe sind nur bei einigen Sorten erforderlich um den Bestand "glattzuziehen", also um zu verhindern, dass einzelne Triebe durchschießen.
Die 08/15 Zwergastern aus dem Gartencenter oder Supermarkt sind ganz einfach verdunkelte A. novi-belgii-Sorten, teilweise spezielle Sorten die besonders gut auf Verdunkelung ansprechen (auch unter Glas, was "herkömmliche" Sorten nur widerwillig oder schlecht tun). Im Garten haben sie im nächsten Jahr die Eigenschaften von normalen A. novi-belgii.
Speziell ist mir das mit einem weißen Phlox passiert. Gekauft, blühend 30cm hoch, in den Vordergrund des Beetes gepflanzt.
Im Folgejahr explodierte er auf über 60cm und verdeckte den zierlichen, blauen Phlox dahinter vollkommen.
Auch das hat nichts (oder nur wenig) mit chemischen Hemmstoffen zu tun. Viele Zwergsorten (und auch Standardsorten) blühen bei frühen Topfterminen im ersten Sommer und mit der Blüteninduktion hört das Längenwachstum nunmal auf. Im nächsten Jahr ist die Vegetationsperiode bis zur Induktion einfach länger, sodass sie zur Vollen Größe heranwachsen können. Phlox sieht gestaucht auch einfach mistig aus, da er auf viele Hemmstoffe nicht reagiert (bei denen er normal aussähe) und bei den Hemmstoffen auf die er reagiert (einige Azole und Regalis) streikt die Verzweigung und die Pflanzen verhocken völlig.
Ich bin heute auch in einem Restpostencenter einem Rittersporn verfallen. Dieser ist gestaucht auf 30 cm, schon fast verblüht (deshalb auch günstiger) aber ich habe ihn trotzdem mitgenommen. Bei Rittersporn weiß man ja, wie groß der werden kann.
Das z.B. hat ausnahmsweise tatsächlich oft was mit Hemmstoffen zu tun. Aber auch hier hängt der "Hemmstoffbedarf" vom Topftermin ab, je später, desto weniger. Meine Mitte Mai getopfen und Anfang Juni gestutzten Delphiniumkübel blühen in etwa 2-3 Wochen und werden bis dahin nicht ein einziges Mal ein Stauchmittel sehen, wozu auch, sie sind jetzt etwa 30cm hoch und werden mit farbezeigenden Knospen dann etwa 40-50cm hoch sein, für einen 5 Liter Kübel optimal.
Schlimmer finde ich noch, daß viele Stauden frühzeitig in Blüte geschickt werden, damit sie zum Verkauf hübsch aussehen.
Leider sind dann die regulären Blühzeiten so verfälscht, daß ich schon so manche Überraschung im nächsten Jahr erlebt habe.
Auf einmal waren ganze Teile meiner Beete monatelang ohne eine einzige blühende Pflanze und dann plötzlich blühte alles auf einmal, danach wieder bis zum Herbst gar nichts .
Seitdem informiere ich mich erst nach Größe und Blütezeit, bevor ich bei Angeboten dann am nächsten Tag zuschlage.
Naja, auch die Blütezeit ist einfach eine Frage des Topftermins und z.T. der Sorte. Allerdings sollte man sich doch immer informieren wann eine Pflanze natürlicherweise blüht oder?
Eine Coreopsis z.B. blüht nur dann früh, wenn ich ihr die entsprechende Wärme- und vor Allem Lichtmenge die sie zur Induktion zur Verfügung stelle, diese Möglichkeiten habe ich im Garten schlicht nicht mehr. Einem Gärtner mit einem Hach Erfahrung sollte aber klar sein, dass klassische Sommerblüher eben nicht Ende April im Garten blühen können.
Übrigens produzieren Gärtner immer das was der Kunde verlangt, wenn also keine Nachfrage bestünde gäbe es diese Produkte auch nicht.... Und das alles noch dazu zu sagenhaft ungünstigen Preisen! Selbst schuld, muss jeder selber wissen. Ich weiß allerdings nur eines: wenn ich mich nochmals selbständig mache, dann mitten zwischen solchen GC und Baumärkten, die um teures Geld regelrechten Schrott verkaufen , aber Gratiswerbung für den Garten und mich machen.
Autsch!!!!
Viel schlimmer finde ich, dass das Astern-Sortiment in einigen Staudengärtnereien immer weniger wird, weil sie im regulären Wuchs in den den kleinen Töpfen selten gut aussehen und sich dementsprechend schlecht verkaufen. Da hab ich schon fast wieder Verständnis für die Staucher-Fraktion
Das geht viel einfacher! Im Juni nochmal um die Hälfte einkürzen. Spart Hemmstoffe und sorgt trotzdem für kompakten und verzweigten Wuchs.
Besonders schlimm finde ich die gestauchten Echinaceen, so wirken die eh mit dicken Stängeln gezüchteten Sorten wie ihre im Liegestuhl liegenden unter ihrem Übergewicht ächzenden Gartenbesitzer.
Auch das hat oft weniger mit Hemmstoffen als mit Züchtung und stutzen zu tun. Viele neue Sorten (besonders die mit roten, orangen und gelben Blüten) ergeben ohne stutzen nur einen meterlangen Stängel ohne jegliche Verzweigung und mit dem richtigen Stutztermin kann ich mir Hemmstoffe sparen... allerdings gehören Echinaceen zu den Stauden die sehr gut auf hemmstoffe ansprechen wenn nötig.
Meine Naivität hat mich mal wieder eingeholt.
Irgendwie hatte ich mir sowas schon gedacht, aber dass die Stauden reell mit Stauchemitteln behandelt werden ist ja... mir fällt nix ein.
Dann ist das bei den schon vor Wochen blühenden Dahlien im Topf sicher auch so? Die sind keine 40 cm hoch und sehen eben auch total "gestaucht" aus. Irre viele Blütenansätze, aber fast alle auf einer Höhe und total gequetscht. Davon hab ich immer lieber die Finger gelassen.
Was es nicht alles gibt...
Zu dem hervorgehobenen Teil: Autsch!!!
Zu den Dahlien: Auch die kriegen (abhängig von der Topfgröße) nur wenig Hemmstoff, ein 12er oder 13er Topf braucht mit der richtigen Sorte gar kein Stauchmittel, Zwergdahlien im 10,5er Topf wollt ihr ohne Stauchmittel gar nicht sehen...
Das sind schlichtweg kurze Stecklingssorten die genetisch kompakt wachsen und reichblühend gezüchtet sind. Knollen bilden diese Sorten meist nicht oder sehr spät, wenn man sie also überwintern will am besten im Topf und nicht ganz austrocknen lassen. Jetzt im Sommer gibt es öfter mal Dahlienkübel die tatsächlich aus Knollen gezogen sind. die sind meist auch ungestaucht sondern schlichtweg im Freiland gezogen. Diese können wie jede andere Dahlie auch überwintert werden.
Zu Dahlien ist allerdings zu sagen, dass die hervorragend auf alle verfügbaren Hemmstoffe ansprechen. Da diese aber keine besonders lange Wirkungsdauer haben halte ich das nicht für problematisch.
So, erstmal bis hierher, später vielleicht noch ein Roman dazu was Hemmstoffe eigentlich tun und was sie nicht können, jetzt ist erstmal meine Küche und Wäsche dran....
Liebe Grüße,
Daniel