mich treibt es immer wieder um, einen Essigbaum zu pflanzen aber ich scheue dann doch meist vor der zu erwartenden Ausläuferbildung zurück.
Andererseits habe ich das Gefühl, der schlechte Ruf dieses Gehölzes beruht auch darauf, dass die Gärtner in früheren Zeiten die Bildung von lästigen Austrieben aus der Wurzel geradezu forciert haben, weil viel zu viel gehackt und gekrautet wurde.
Zu meinen Erfahrungen:
Als wir 1987 als WG in ein von uns gemietetes altes Haus zogen, stand direkt in der Nähe der Haustür hinter dem Platten-Gehweg in der Nähe einer sehr großen Lärche ein noch sehr junger, vielleicht ein Meter hoher Essigbaum. Der Vermieter hatte ihn noch selbst gepflanzt, als er das Haus geerbt hatte, verzog allerdings nach zwei Jahren dauerhaft nach Berlin und vermietete uns Haus und Garten.
Wir als Gartenanfänger und komplett Ahnungslose bewunderten den kleinen Essigbaum. Wie süß der Kleine!! Und welch tolles Herbstlaub.
Wir ließen ihn stehen, hatten ihn ja auch nicht selbst gepflanzt. Und er ist ja auch wirklich ein toller Baum! Die ersten vier fünf Jahre wuchs er so munter vor sich hin und wir bewunderten ihn immer, wenn wir vor dem Haus auf dem trockenen Vorplatz unter der Lärche frühstückten.
Auf diesem Vorplatz wuchs eigentlich außer einer 30 jahre alten Lärche, ein wenig Holunder und in der anderen Ecke einer Trauerbirke und schütterem Gras gar nix. Unser "richtiger" Garten war hinter dem Haus. Nach wenigen Jahren kamen die ersten kleinen Essigbäume als Ausläufer, noch in dichter Nähe zum Baum, nächst von uns als Ahnungslose noch freudig begrüßt, ausgegraben und stolz weiterverschenkt, denn unser eigenes Exemplar war ja sooo toll.
Ach so: auf diesem sehr trockenen Vorplatz, ca. 5 mal 10 m groß, hinter dem sich ein 10 m langer tiefer Steilhang absenkend zur Straße befand, wuchs sonst weiter nix, dort wurde aufgrund der in der Umgebung der hohen Lärche vorherschenden Trockenheit und deren vielen herabfallenden Nadeln weder gepflanzt, noch gehackt, noch gekrautet, noch Rasen gemäht, nur den Steilhang zur Straße haben wir zwei mal jährlich gesenst, da er zu steil zum Rasenmähen war. Es brauchte 6-7 Jahre, bis die ersten kleinen Schösslinge zwischen den Gehwegplatten ums Haus auftauchten, auch noch in der Nähe der Mama, da wurden wir nachdenklich und begannen jeden Schössling akribisch zu verfolgen.
Wir sind dann nach 12 Jahren ausgezogen, da der Besitzer aus Berlin das Haus verkaufen wollte und es für uns zu teuer war. Das war 1998. Das Haus stand leider viele Jahre leer, es wurde aufgrund des zu hohen Preises niemals verkauft. Der Besitzer hat dann nach vielen Jahren das Haus nochmals renoviert und nutzt es von Berlin aus nur paar Wochen im Jahr als Ferien-Domizil, selbst der Steilhang wird nicht mehr gesenst. Verbuschung ist dort eingetreten.
Gelegentlich gehe ich dort vorbei. Die ausläufernden Essigbaumwurzeln haben vor etlichen Jahren schon den Vorplatz überwunden, vor paar Jahren tauchten zunächst oben noch auf der Anhöhe Essigbäumchen auf, sie wurden zu Essigbäumen, deren Wurzeln, selbst mittlerweile wieder ausgeläufert, dem Steilhang abwärts gefolgt sind. Nu stehen da Essigbäume am Gehweg.
Ohne Wurzelsperre würde
ich tatsächlich keinen Essigbaum pflanzen.