Als ich diese Diskussion angestoßen habe, war mir bewusst,hier etliche negative Erfahrungen geschildert zu bekommen.
Aber ich muss gestehen, ich bin wirklich erschrocken. Ist es wirklich so schlimm?
Ich kenne nur wenige Berufskollegen, die im Endverkauf arbeiten wirklich gut. Aber die, die ich kenne, halte ich für qualifiziert und auch für engagiert, egal ob nun Selbstständiger oder als Angestellter arbeitend.
Gekniffen sind die für mich die armen Schweine, die sich in eine relativ sichere Arbeitsstelle in einer Gartenscenter- oder Baumarktfiliale geflüchtet haben (keine Winterarbeitslosigkeit und oft ein höherer Tariflohn als im produzierenden Gartenbau). Fegen und Verkaufstische einräumen und du bekommst von der Zentrale vorgegeben, was du verkaufen sollst. Aber das ist eine andere Geschichte.
Für mich "ist der Kunde König", auch wenn ich manchmal dabei die Zähne zusammen beißen muss. Ich bin vielleicht in der glücklichen Lage, in einer relativ kleinen Baumschule über ein Sortiment verfügen zu können, mit dem ich einen neuen Einfamilienhausgarten in verschiedenen Verkaufsgrößen ausstatten kann und über den angeschlossen Großhandel (bzw. die BDB- Pflanzenbörsen) auch Pflanzen zuhandeln zu können.
Sicher bin ich auch nach 15 Jahren Baumschulerfahrung nicht perfekt, weiss nicht alles und gebe das auch gerne zu. Bei einigen Raritätenanfragen muss ich auch passen, versuche jedoch Alternativen aufzuzeigen, wenn der Zukauf für uns teurer wird als der Kunde eine Pflanze im Internethandel kaufen könnte.
Das Konzept "Baumschule ohne Schnickschnack" mit dem obersten und vielleicht altmodischen Grundsatz "Kundenbindung an erster Stelle" funktioniert hier hoffentlich noch, wenn Altkunden (auch schon vor meiner Zeit) und Neukunden aus den letzten 15 Jahren mich im Supermarkt nach dem Schnittzeitpunkt für ihre Rosen oder andere Gartenprobleme fragen und jährlich, wenn auch nur für Kleinigkeiten, uns wieder aufsuchen.
Daher kann ich die Pflanzenliebhaber hier auch nicht ganz verstehen, die Gehölze aus den Standortsortiment nur noch aus dem Internethandel beziehen. Die Frachtkosten übersteigen bei Pflanzen, die nicht in Postpaket passen, meist den Pflanzenwert und die Informationen über die lieferbare Pflanzenqualität sind auch bei seriösen Anbietern wie z. B. Eggert oder Enneking für mich etwas undurchsichtig.
Ich selbst kaufe auch auch Raritäten im Netz, über die ich im Betrieb nicht herankomme, bin jedoch vor allem bei reinen Pflanzenhandelsbetrieben aus Deutschland schon mehrmals hereingefallen, was die Sortenechtheit angeht.