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Autor Thema: Obstbaumschnitt  (Gelesen 25820 mal)

goex

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Obstbaumschnitt
« am: 12. November 2014, 08:58:55 »

Hallo zusammen

Wollte mal fragen welches für Euch die "Obstbaumschnittbibel" ist?
Je mehr ich darüber lese oder in Videos schaue, desto unklarer wird es mir. Zum Teil widersprechen sich die "Experten" zu 100%!

Ich habe vorallem Spalier- und Niederbäume. Was könnt ihr hier als Anleitung empfehlen?

Steinobst werde ich z.B. wohl nach der Ernte schneiden, hier gibt es aber auch 2 Meinungen... :)

Kann mir gut vorstellen dass dies hier schon mal diskutiert worden ist, habe aber über die Suche nichts gefunden.....
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Blauaugenwels

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Re:Obstbaumschnitt
« Antwort #1 am: 12. November 2014, 09:47:11 »

Da du schon Bäume stehen hast, ist die wichtigste Frage, wie sie erzogen sind.
Aus einer alten Spindel lässt sich kein Hochstamm mehr machen und umgekehrt.

Ein gutes Buch ist:
Hans Walter Riess, Obstbaumschnitt in Bildern (Kernobst, Steinobst, Beerensträucher, Veredelung), Obst- und Gartenbauverlag München, 2011
Aber es ist knapp gehalten und man muss ein bisschen vorher verstehen.

Klassiker:
Heiner Schmid, Obstbaumschnitt - Kernobst, Steinobst, Beerenobst, Ulmer Verlag
Da steht eigentlich alles drin.

Alles in allem hilft es nichts: Es gibt verschiedene Wege zum ertragreichen Baum.

Gut finde ich Kurse, in denen die grundlegenden Gesetzmäßigkeiten erläutert werden, aus denen sich alle Schnittmaßnahmen definieren lassen. Hat man die Schnitte und ihre Auswirkung verstanden, braucht man kein Buch mehr.

Ob aber der örtliche Gartenbauverein kompetente Leute hat, kann ich nicht sagen.

Und letztlich hilft nur:
üben, üben, üben - genauer: erkennen, schneiden, beobachten, erkennen, schneiden, beobachten, erkennen, schneiden beobachten...
« Letzte Änderung: 12. November 2014, 09:49:12 von Blauaugenwels »
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Blauaugenwels

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Re:Obstbaumschnitt
« Antwort #2 am: 12. November 2014, 09:52:31 »

Prinzipiell gilt:
- Sommerschnitt (August bzw. nach der Ernte) bremst das Wachstum und ist förderlich für die Blütenbildung
- Winterschnitt (ausgehender Winter, Feb.-Mrz.) regt das Wachstum an

Es kommt halt immer drauf an, welche Reaktion gewünscht ist.
Gilt auch fürs Steinobst ;)
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goex

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Re:Obstbaumschnitt
« Antwort #3 am: 12. November 2014, 10:54:19 »

Jo wie gesagt habe ich mich schon etwas damit beschäftigt und kenne glaube ich die wichtigsten Regeln.
Meine Bäume sind alle noch sehr jung, manche pflanze ich auch erst noch. :)
Aber möchte eben von Anfang an alles richtig machen.

Ich habe Kirsche und Pfirsich am Spalier, diese werde ich beide nach dem Ablesen schneiden, denn hier will ich ja eher wenig Wachstum. Leitäste sind 30* an Draht gebunden.

Bei den Niederstämmen werde ich wohl einfach die Ästerunterbinden wenn ich das Gefühl habe sie seien zu steil. Sonst werde ich da am Anfang ja noch nicht so viel machen müssen, ausser der Haupttrieb ist schon zu hoch (und kahl).

Ok, dann konkrete Fragen:
- Steinobst soll man immer auf Stummeln schneiden Anleitung? An anderer Stelle habe ich aber gesehen dass man dies nicht tun soll, da dieses Holz abstirbt und so den Baum krank macht. Man soll also ohne Stummeln schneiden. Da ich Kobelt aber für sehr kompetent halte, weiss ich jetzt nicht was ich glauben soll. :)
- manchs Sagen Haupttrieb ja nie Schneiden, andere sagen man müsse, da sonst keine neuen Seitenäste gebildet werden und der Haupttrieb eh viel zu lang wird.
- Zwetschge soll man nicht Ableiten Video 2min20
- dann hat es natürlich sehr viele Unterschiede zwischen den Obstsorten, so habe ich schon gelesen dass Kirsche und Zwetschge ihre eigene Schnittgesetze haben, also anderst als z.B. ein Apfel. Ich möchte daher jetzt schon wissen in welche Richtung ich meine Bäume erziehen will.

Klar ist auch hier die Routine sehr wichtig, aber wenn ich jetzt schon Fehler vermeiden kann, dann versuche ich das doch.

Darum wäre es toll wenn man hier ein gutes Buch hätte wo sogar jede Sorte getrennte betrachtet wird. Allerdings habe ich schon bei Apfelsorten von eigenen Schnittgesetzen gelesen.

Ist also wohl so oder so keine exakte Wissenschaft in welcher es nur eine Lösung gibt...
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Sternrenette

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Re:Obstbaumschnitt
« Antwort #4 am: 12. November 2014, 10:58:42 »

Ich rate zum Besuch (verschiedener) Kurse. Meiner Beobachtung nach ist das ein bißchen Glaubenssache: Der eine verfolgt diese Philosophie, der andere jene. Ich denke, man muß finden, was einem am meisten zusagt, und das dann durchziehen. Alle Jahre eine neue Theorie versuchen dürfte am ehesten zum Ruin des Baumes führen.

Mit Büchern werde ich nicht so glücklich, die Kurse und praktischen Übungen bringen mir mehr.
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Ayamo

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Re:Obstbaumschnitt
« Antwort #5 am: 12. November 2014, 22:59:05 »

...Meiner Beobachtung nach ist das ein bißchen Glaubenssache: Der eine verfolgt diese Philosophie, der andere jene. Ich denke, man muß finden, was einem am meisten zusagt, ...

Das ist nicht so...
Denn der Erfolg beweist den richtigen Schnitt. Gesunde Bäume mit gut ausgebildeten Früchten, ohne jeden Monat mit der Schere herumzufummeln.
Durchaus also keine Glaubenssache.
Dass es aufgrund von Obstart, Unterlage, Erziehungsform verschiedene Methoden gibt, steht dem nicht entgegen.

Wenn dir also jemand erzählt "so und so muss man schneiden", dann lass dir erst mal seine Ernte zeigen und frage, mit wieviel Einsatz er das hinbekommt. ;)

« Letzte Änderung: 12. November 2014, 22:59:53 von Ayamo »
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Im schlechtesten Raum/ pflanz einen Baum/ und pflege sein!/ er bringt dir's ein. (J. L. Christ)                    (Stimmt das wirklich?)

Blauaugenwels

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Re:Obstbaumschnitt
« Antwort #6 am: 13. November 2014, 09:37:53 »

Sternrenette stimme ich voll zu. Bei Kursen hat man die Möglichkeit, nachzufragen - das geht bei einem Buch nicht.

Und ja, es gibt so viele Schnittphilosophien wie es Gärtner gibt. Nicht nur ein Weg führt nach Rom, aber es haben sich im Laufe der Jahrzehnte bestimmte Grundsätze durchgesetzt, die zu qualitativem Ertrag führen.
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Blauaugenwels

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Re:Obstbaumschnitt
« Antwort #7 am: 13. November 2014, 10:26:20 »

--- Die Antwort ist länger als anfangs gedacht, sorry ::) ---

Ok, dann konkrete Fragen:
- Steinobst soll man immer auf Stummeln schneiden Anleitung? An anderer Stelle habe ich aber gesehen dass man dies nicht tun soll, da dieses Holz abstirbt und so den Baum krank macht. Man soll also ohne Stummeln schneiden. Da ich Kobelt aber für sehr kompetent halte, weiss ich jetzt nicht was ich glauben soll. :)
Zuerst das Video:
Kobelt gefällt mir gar nicht, er wirft die Begriffe wild durcheinander: Halbstamm und Niederstamm sagen nichts, aber wirklich nichts über die Wuchsleistung des Baums aus (egal welche Baumobstart!), sondern lediglich, auf welcher Höhe die ersten Äste beginnen (Niederstamm = Buschbaum 0,4-0,6m; Halbstamm 1,2-1,5m). Die Wuchsleistung wird durch Sorte + Unterlage bestimmt.
Grundlegend zu unterscheiden (2 wichtigste Typen): Spindelerziehung (die Mittelachse ist das dauerhafte Grundgerüst) und Rundkrone (Mittelachse + 3-4 Leitäste bilden das Gerüst). Erstere will Kobelt wohl seinem "Niederstamm" angedeihen lassen. Wenn die Unterlage aber eine starke ist, dann wird die Spindel trotzdem 8m hoch und 4m breit.
Und dass er jeweils die Mitte als erstes schneidet, ist schlichtweg falsch. Halbstamm: Zuerst werden die aufzubauenden Leitäste auf Saftwaage geschnitten (beim schwächsten Ast beginnend) und nach deren Länge die Mitte ausgerichtet (etwa 20cm länger als die Saftwaage der Leitäste). Deswegen musste er im Video korrigieren.

Aber zurück zur Frage:
Steinobst wird auf Zapfen (so heißt der Stummel richtig) geschnitten,
- weil es leicht zurücktrocknet und dann größere Holzwunden resultieren können (v.a. Aprikose reagiert hier empfindlich)
- weil man so relativ sicher einen Austrieb im Bereich des zu entfernenden Astes hervorrufen kann aus schlafenden Beiaugen an der Astbasis (Kernobst treibt mit Schnitt auf Halbastring problemlos aus, Steinobst will einen Zapfen). Will man an dieser Stelle keinen erneuten Austrieb, ist der Ast ohne Stummel zu entfernen.
- die Blutungsgefahr auf schweren Böden geringer ist (Zapfen beim Sommerschnitt)
Generell gilt: alte Zapfen sind beim nächsten Winterschnitt zu entfernen, um Holzpilzen keinen Lebensraum zu bieten.
Bezug auf Video: Wenn ich auf gut ausgebildete Augen bei so jungen Äste zurückschneiden kann, dann tu ich das auch und brauche keinen Zapfen!

- manchs Sagen Haupttrieb ja nie Schneiden, andere sagen man müsse, da sonst keine neuen Seitenäste gebildet werden und der Haupttrieb eh viel zu lang wird.
Beide haben bisschen Recht.
Durch einen Rückschnitt (Einkürzen) regt man die Verzweigung unterhalb des Schnitts an, idR ist hier ein Korrektureingriff in der Vegetationsperiode nötig, weil sich zu entfernende Konkurrenztriebe bilden. Durch den Rückschnitt und die daraus resultierende Bremse des Haupttriebs, werden untere Baumbereiche gestärkt.
Es gibt aber auch Sorten, die von sich aus genügend Seitentriebe machen, dann ist abzuwägen, ob die ausreichen.
Generell gilt: Wenn ich im unteren Baumbereich schneide, dann muss ich die Mitte schneiden, sonst wächst sie den unteren Bereichen davon.
Besonders bei Rundkronen ist ein langsamer Aufbau wichtig, damit ich erstens viel Seitenholz bekomme und zweitens ein stabiles Traggerüst.

- Zwetschge soll man nicht Ableiten Video 2min20
Die Aussage im Video ist: starkwachsende Zwetschgensorten (wie Hauszwetschge) sollten nicht abgeleitet werden. Bei schwächer wachsenden Sorten ist dies sehr wohl anzuraten.
Aber auch hierzu gibt es verschiedene Ansichten. Auch Einflüsse von Boden und Klima des Standortes sind einzubeziehen.

- dann hat es natürlich sehr viele Unterschiede zwischen den Obstsorten, so habe ich schon gelesen dass Kirsche und Zwetschge ihre eigene Schnittgesetze haben, also anderst als z.B. ein Apfel. Ich möchte daher jetzt schon wissen in welche Richtung ich meine Bäume erziehen will.
Die Schnittgesetze sind nicht so fundamental verschieden - wenn man von der gleichen Erziehungsform spricht!
Wichtig ist zu wissen, um welche Erziehungsform es gehen soll(Niederstamm/Halbstamm/Hochstamm + Spindel/Rundkrone/Hohlkrone/Palmette/...), dann ergibt sich alles andere automatisch.
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landfogt

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Re:Obstbaumschnitt
« Antwort #8 am: 13. November 2014, 20:50:53 »

in den meisten dörfer und gegenden gibt es noch einen Fachmann für obstbäume.da einfach mal anfragen.so hat es mir ein damals schon über 75 jähriger mann beigebracht ;)
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es gibt tage da verliert man und es gibt tage da gewinnen die anderen
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Blauaugenwels

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Re:Obstbaumschnitt
« Antwort #9 am: 13. November 2014, 23:58:19 »

Gerade bei den ganz alten Fachmännern wäre ich vorsichtig, die sind nach meiner Erfahrung meist richtig eingefahren und ziehen ihr Ding einfach durch.
In den letzten Jahrzehnten hat sich beim Obstschnitt vieles getan.

Aber das ist nur meine Beobachtung.
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Staudo

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Re:Obstbaumschnitt
« Antwort #10 am: 14. November 2014, 10:01:01 »

Seit ich erlebt habe, in welcher Geschwindigkeit Apfelplantagen geschnitten werden, bei denen sich keiner Zeit nehmen kann, auf einzelne Triebe oder gar Augen Rücksicht zu nehmen, glaube ich, dass Obstbäume allerhand vertragen. ;)
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Mediterraneus

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Re:Obstbaumschnitt
« Antwort #11 am: 14. November 2014, 10:15:37 »

Seit ich erlebt habe, in welcher Geschwindigkeit Apfelplantagen geschnitten werden, bei denen sich keiner Zeit nehmen kann, auf einzelne Triebe oder gar Augen Rücksicht zu nehmen, glaube ich, dass Obstbäume allerhand vertragen. ;)

Das stimmt. Solange der Baum irgendwie verjüngt wird, wächst neues Fruchtholz nach und er vergreist nicht.
Allerdings werden solche Plantagen dann auch nicht alt, bzw. nach 15 Jahren eh rausgerissen.

An einen Baum, der auch alt werden soll, würde ich da lieber schon gewissenhaft rangehen.
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Re:Obstbaumschnitt
« Antwort #12 am: 14. November 2014, 10:43:59 »

Und es gibt auch weniger robuste Pflanzen als Apfelbäume, zumindest was den Schnitt und unser Klima angeht. Ich habe z.B. doch mehr Probleme als erwartet mit meinen Pfirsichbäumen. Die Fruchtholzerneuerung ist schwieriger als ich gedacht hatte. Die Bäume neigen an älterem Holz sehr zum Verkahlen. Der Rückschnitt jüngerer Triebe, um basisnah neue Triebe zu ziehen, führt leider häufig zum Absterben des angeschnittenen Triebes...
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Zuccalmaglio

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Re:Obstbaumschnitt
« Antwort #13 am: 14. November 2014, 11:19:56 »

Ja, Äpfel z.B. vertragen einiges mehr als manch anderes Obst.

Der schnelle Schnitt in den Plantagen ist kein Wunder, sondern i.d.R. auf Personal zurückzuführen dass diese Handgriffe schon hundertemale ausgeübt hat (nach sehr intensiver Anleitung), verbunden mit der gleichartigen Struktur der Plantagenbäume. Diese Spindelerziehung erzeugt nicht nur sehr ähnliche Aufbaustrukturen, sondern ist auch sehr übersichtlich, was die Auswahl der anzuschneidenden Triebe erleichtert.
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Tschöh mit ö

Sternrenette

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Re:Obstbaumschnitt
« Antwort #14 am: 14. November 2014, 11:23:27 »

Bzw. man fährt mit dem schräg eingestellten Mähwerk entlang - graus! Das ist zwar ökonomisch verständlich, aber irgendwie eine unwürdige Behandlung eines Obstbaumes, der ja immerhin ein Lebewesen ist.
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