Aktuell geht es ja in allererster Linie mal um Pflanzenzüchtung und die schwer zu begründende Unterscheidung zwischen "klassische Mutagenese-Züchtung mit ionisierender Strahlung und mutagenen Chemikalien = sicher, weil schon seit Jahrzehnten so gemacht" und "neue Technologien mit gezieltem Eingriff = unsicher".
Ziel dieser Züchtungen ist die Züchtung von Pflanzensorten, die als Nahrungs- oder Futtermittel dienen.
Was die Freisetzung von Organismen angeht, um Schädlingsbekämpfung zu betreiben: Richtig, daran wird auch geforscht.
Und eine unkontrollierte Freisetzung solcher Organismen ist aus gutem Grund auch nicht erlaubt.
Mit "klassischen" Methoden, also mithilfe von Gammastrahlen oder mutagenen Chemikalien unfruchtbar gemachte Tiere hat man übrigens bereits mehrfach und dann jeweils massenhaft in der Umwelt ausgesetzt, z. B. bei der
Bekämpfung der Schraubenwurmfliege in Nordafrika. Mit Erfolg.
Da könnte man natürlich auch argumentieren: Ist es denn mit absoluter Sicherheit definitiv auszuschließen, dass nicht vielleicht doch einer dieser Mutanten in der Umwelt plötzlich in der Lage ist sich doch fortzupflanzen und dadurch nun ein noch schädlicherer, aggressiverer Parasit entsteht?
Nein, eine 100%-ige Sicherheit gibt es nicht.
Auch nicht - oder schon gar nicht - bei konventioneller Pflanzenzüchtung durch Mutagenese.
Und wie man traurigerweise gesehen hat: Auch Flugzeuge und Lkw lassen sich als Terrorwaffen einsetzen. Die Antwort kann aber nicht sein, die Technik zu verbieten, weil sie für solche Zwecke eingesetzt werden kann.
Nicht immer bedenken die technologischen Wissenschaften korrekt alle Folgen ihrer Technologien.
Es geht ja auch nicht darum, dass es gar keine Kontrolle geben sollte und jeder "Bastler" seine Produkte in die Umwelt entlassen darf.
Aber die derzeitige Empfindungslage führt das aktiv herbei, was sie doch angeblich gerade verhindern will: Sie etabliert die Macht großer Konzerne. Nur die können es sich überhaupt noch leisten, derart aufwendige Sicherheitsprozeduren durchführen und bezahlen zu können. Und natürlich haben diese Konzerne ihre Profitinteressen im Auge.
Also werden sie lieber glyphosatresistente Soja entwickeln als, sagen wir mal, Tomatensorten für Selbstanbauer mit höherer Widerstandsfähigkeit gegen Braunfäule, die aber nicht für den Massenmarkt taugen, weil sie wegen zu dünner Haut nicht transportfähig sind.
Kleinere Saatgutbetriebe könnten prinzipiell solche Züchtungen mit modernen Methoden entwickeln, haben aber kaum mehr die finanziellen Mittel für die Zulassungsverfahren.
Von Reis mit höherem Vitamin-A-Gehalt, der Millionen von Menschen eine bessere Vitaminversorgung ermöglichen könnten, reden wir schon gar nicht mehr.
Und: Eine "Fachstelle für Gentechnik und Umwelt", die sich nur aus Gegnern zusammensetzt, Fachgruppen aber mit Vorsatz von vornherein ausspart, ist etwa so kompetent und glaubwürdig wie eine Modellflugzeugverein, der über die Zulassung von Großraumjets zusammentritt. Nur dass die sich vermutlich ihrer eigenen Fähigkeiten bewusst wären.