Ich hab' nicht mehr warten können und den ersten halbwegs reifen Sparkling geerntet. Die Temperaturen um die 30° der letzten Tage haben bei einem Apfel bereits die Grundfarbe ins Gelbliche wechseln lassen, dazu habe ich ein weißes Gespnst (Gelege?) in der Fliege gesehen, da wollte ich nichts riskieren und nicht noch weiter warten:
Aussehen äußerlich fast so ein bisschen wie Alkmene, die flachrunde Form, der kurze Stiel - und es ist auch gut, dass ich derzeit reife Alkmene zum Geschmacksvergleich habe... .
Zuerst einmal, "sprudeln" tut er nicht, dieser Apfel, aber saftig ist er, supersaftig, spritzig wie kaum ein Zweiter! Ich kenn' leider Champagnerrenette nicht, aber Sparkling kann es leicht mit Brettacher aufnehmen, nur ist Sparkling deutlich aromatischer. Und da kommt die Alkmene ins Spiel. Denn die Grundaromatik ist bei beiden Cox Orange - und damit ganz anders als Brettacher. Während aber Alkmene den Gaumen in süßlicher Cox-Lieblichkeit badet, dass es auch mir manchmal zuviel wird, ist der Sparkling deutlich herber, "männlicher" als die "feminine" Alkmene. Wenn Alkmene "Chanel Nr. 5" ist, dann kann man Sparkling vielleicht mit "Fahrenheit" vergleichen. Hinkt natürlich etwas, dieser Parfümvergleich... . Beim Sparkling tritt die aufdringliche Cox-Süße etwas zurück, dafür ist da noch etwas anderes, das ich jetzt nicht benennen kann... .
Golden Delicious-Noten habe ich keine entdecken können, das steht im Einklang mit dem kurzen Stiel, sofern davon doch ein paar Gene im Sparkling gelandet sind, so wurden zumindest die Geschmacksanteile bis zur Unkenntlichkeit herausgezüchtet.
Ob die durchscheinenden Partien im Fruchtfleisch (siehe Schnittbild) beginnende Glasigkeit andeuten, weiß ich nicht. Alkmene ist ja bekannt dafür und hat auch dieses Jahr bei mir einige leicht glasige Früchte geliefert. Eventuell wäre für den Sparkling vielleicht auch eine stärkere Unterlage (M26 anstatt M9) angesagt-? Ich will das beim Sparkling für den Erstertrag im Pflanzjahr noch nicht überbewerten.
Zu hoffen wäre, dass der Sparkling länger haltbar ist als Alkmene, die bei den Temperaturen der letzten Tage bereits nach gut einer Woche nach der Ernte an Saftigkeit zu verlieren beginnt. Das kann ich freilich mit ein paar Erstlingsäpfeln nicht beurteilen... .
Edit: Die miserabligen Schnecken haben heute einen Apfel angefressen und ich hab' nochmal ein Längsschnittbild gemacht:
... und danach verkostet, zusammen mit einem Alkmene-Apfel: Die Ähnlichkeit zu Alkmene ist so frappierend, dass ich den Sparkling für einen Bruder oder einen Abkömmling von Alkmene halten möchte. Auch der Zuckergehalt ist eigentlich nicht niedriger. Man erwarte sich also bitte keinen "sauren" Apfel. Die erwähnte "Herbheit" liegt mehr in der Aromatik begründet. Champagnerrenette soll weinsäuerlich sein. Ich kann mit dem Begriff "weinsäuerlich" wenig anfangen, aber vielleicht trifft es das hier. Und ich habe beim Kauen tatsächlich das Platzen der saftgefüllten Zellen spüren können... .
Edit2: Und hier bitte der Querschnitt durch eine heute (29. 09.) geerntete Frucht:
... gehört zu den Bäumen , die ich auf eine einsame Insel mitnehmen möchte. Oder - wenn ich mal in die ewigen Obstbaugründe eingehe - kann man da nicht ein paar Bäume jetzt schon hinschicken und pflanzen lassen?