Wenn ich nicht schreibe, dann sind wir beschäftigt.
In diesem Fall leider mit einem Drama.
Es begann mit dem Wetterumschwung, auf den wir selbstredend reagiert haben. Was haben wir noch gelacht, weil Leopold erst in den falschen Stall trabte.
Freitag fand mein Mann, dass Leopold Zusatzkost vertragen könnte und mühte sich um 50 ml rein zu bekommen. Leopold wollte nicht und konnte nicht. Er hat das mit dem Mechanismus einfach nicht raus.
Samstag klappte das Lamm plötzlich zusammen.
Warum... darüber lässt sich nur spekulieren:
A) hat Lotte vorübergehend die Milchproduktion mindestens stark gedrosselt. Vielleicht, weil sie wieder auf Heu stand?
B) hat Liese ihn nicht mehr mittrinken lassen. Der gleiche Grund?!
C) die Milch hat auffallend große Körner Mineralstoffe drin. So groß, dass der Nuckel verstopft und sich unten ein Bodensatz bildet. Dass man das filtrieren kann... man merkt wie übermüdet ich bin.
D) Vielleicht ein Infekt?
E) vielleicht doch genetisch nicht top?
F) vielleicht weil von 10 jähriger Ziege stammend?
Lauter Möglichkeiten. Fakt ist: Er konnte und kann nicht trinken. Er zitterte furchtbar unkontrolliert. Nicht durch Kälte. Ich hatte ihn vorm Ofen und im Stall hängt eine Rotlichtlampe.
In meiner Not griff ich zur Magensonde. Das wurde schließlich exzessiv: Stündlich. Und der Kerl wiegt brutal. Mein rechter Arm (eh vorgeschädigt) rebelliert aufs Schärfste.
Gestern zog mein Mann die Notbremse: Er sehe hierin keinen Sinn. Tierarzt und Ende. Ich gab ihm Recht. Nur noch ein schlaffes Etwas hing auf meinem Arm
Nur mit einer Meditation kam ich in den Schlaf. Morgens hing der Kopf auf meinem Arm schlaff runter. Die Magensonde würgte er raus.
Nur... den Tierarzt konnte ich noch nicht rufen, weil Medea gefüttert werden musste und die Schnucken dringend weiter gezäunt werden mussten. Bis ich endlich daheim war und das Telefon griff. Tierarzt nicht erreichbar. Ich schau aus dem Fenster und traue meinen Augen nicht: Da spaziert Leopold draußen rum und knabbert an einem Ästchen und spielt zaghaft wackelig seine Halbschwester an.
Er trinkt immer noch nicht an der Flasche. Aber Lotte hat wieder Milch und da trinkt er. Daneben zwinge ich ab und an via Magensonde was rein, je nachdem wie der Pansen aussieht.
Gras: Rupfen? Nö.
Jetzt lacht nicht, es ist die pure Verzweiflung, die solche Stilblüten treibt:#
Kleingeschnitten mit der Schere wie Schnittlauch, mümmelt der Kerl, wenn man es ihm ins Mäulchen stopft.
Abends holte ich blühende Hainbuche. Ich präsentiere ihm Kätzchen... er rümpft die Nase und geht.
Um dann mit Liese, Lotte und Lilo fröhlich mampfend am Strauß zu stehen und zu fressen.
Man eh. Wenn ich den noch mal wieder ins Leben gehievt bekomme, dann gebührt uns der goldene Mütterorden (inkl. der Freundin, die ihn die nächsten 2 Tage versorgt, weil ich arbeite).
Seit heute mittag habe ich Hoffnung, dass er die Kurve nimmt. Wenn nicht, dann plärre ich seinen Leichnam an. Mit den unflätigsten Ausdrücken, denn der Kerl hat mich Jahre meines Lebens gekostet. Ich laufe auf dem Zahnfleisch daher.