Mal ein kleiner Erfahrungsbericht als Anregung:
Meine hohe Wiese habe ich jetzt ja jahrelang verteidigt, und je mehr man dagegen eingewendet hat, desto lieber wurde sie mir. Höchstens einmal jährlich abgesenst, hat sich eine wahre Wildnis mit hohen Ameisennestern, lauten Heusschrecken, wenigen Wildblümchen (doch doch) und im Winter buckligen Grasschöpfen unterm Schnee entwickelt. Und dann jeden Frühling die olle Zeckendiskussion. Dazu muss erwähnt werden, dass man von der Küche zum Kompost genau diese wilde Wiese durchschreiten muss, um das Eimerchen zu leeren. Nun hat Frau genug: Ökologie hin, Naturschutz her, da muss ein zivilisierter Weg hin. Sie will nicht jedes Mal in Kampfkleidung und Springerstiefeln zum Kompost (dabei sieht sie darin süss aus...). Wie auch immer, ich muss da jetzt 'nen kurz geschorenen Rasenweg quer durchmachen (schrecklich!).
Der eitle Ökogärtner kauft aber selbstverständlich keinen Motormäher deswegen. Nur: Wie komme ich da durch? Hohe, kräftige Halme, weicher, hügeliger Boden, und der Weg soll etwa 30 Meter lang werden. Erst mal mit der Sense eine brutale Schneise in die Idylle gehauen (ihr kennt die Bilder vom Amazonas?). Ein erster Versuch, danach den Handspindelmäher drüberfahren zu lassen, endet in einem Schweissausbruch und einer Fluchtirade. Tags darauf werden die Probleme erkannt: Am Rand behindern nach wie vor hohe Halme die Durchfahrt des fragilen Geräts, ausserdem ist der Boden immer noch sehr weich und sehr hügelig, es liegen überall Holzzweige (von Sämlingen aller Art) und Förenzapfen rum, die den Mäher lahmlegen, und schliesslich leben da ganze Ameisenvölker. Letztere werden mit Hilfe eines Eimers und dem Spaten erst mal umgesiedelt (habt ihr von den Protesten in China gehört, als dort vor dem Bau des weltgrössten Staudamms, Gleiches geschah? eben.). Danach wird das Gelände etwas eingeebnet. Auch mit einem scharfen Spaten ist das harte Arbeit. Schliesslich kommt die Handsichel zum Einsatz, um überall auf die maximale Schnitthöhe für den Spindelmäher runterzukommen. Weich ist das Gelände immer noch. Aber ich kam letztendlich durch mit dem Mäher, gefühlvoll schneidend, wenn die Halme dünn waren, brutal schleifend, wo richtiges, verholztes Gras wächst. Nun steht der Weg. Ein hässliches, gelbes Stoppelband inmitten meiner geliebten, grünen, ja eleganten Wiese. Dieser weg muss fortan mindestens wöchentlich gemäht werden. Und das Komposteimerchen werde ICH dieses Jahr bestimmt nie mehr leeren. Mein Soll ist voll.