Ein Thema, das jetzt langsam wieder akut wird: Wie schütze ich meine Hochstämme am besten vor Frostschäden?
Zum Umbiegen der Stämme rate ich nicht, da das Risiko des Brechens sehr groß ist, wie ich oft gesehen habe: Mich persönich hat diese Methode schon in der Beschreibung abgeschreckt, darum habe ich sie nie ausprobiert.
Auch das Einwickeln der Veredelung und/oder der gesamten Krone mit
Plastiktüten oder anderen Kunststoffmaterialen halte ich nicht für empfehlenwert: Hier auf dem Land sieht man es noch sehr häufig und die Ergebnisse sind nicht überzeugend: Diejenigen Hochstämme, die es überleben, bekommen in der darauf folgenen Vegetationsperiode überdurchschnittlich oft Probleme mt Pilzerkrankungen, was wahrscheinlich mit dem Mangel an Luftzirkulation zusammenhängt.
Wenn tagsüber die Sonne auf diese Plastikmäntelchen fällt, passiert es besonders im Frühjahr leicht, daß die darin befindlichen Triebe zu früh zum Treiben angeregt werden, was bei darauf folgenden Minustemperaturen verhängnisvoll sein kann.
Keinerlei eigene Erfahrungen kann ich zu bestimmten Spezial-Vliesen beitragen. Die Erfahrungsberichte, die ich dazu gelesen habe, waren gemischt.
Vernünftiger Winterschutz beginnt mit einer stabilen Befestigung der Hochtämme o b e r h a l b der Veredelung, da Winterstürme und/oder Schneelast in manchen Gegenden eine mindestens ebeso große Gefahr datellen wie starke Minustemperaturen.
Aber auch, wenn die Hochstäme solide befestigt sind, können sie unter ungünstien Umständen um- oder ausbrechen, wenn das Gewicht zu groß wird. Das passiert leider schnell, wenn die gesamte Krone mit Stroh und Jutesäcken etc. eingebunden wird: Besonders, wenn so eine dicke Abdeckung nass wird, bringt sie eine Mene Gewicht auf die Waage.
Durch diesbezügliche traurige Erfahrungen anderer Hochstammbesitzer und durch die Beobachtung, daß sich in solch dicken Verpackungen mit totem Material und der darin lange anhaltenden Feuchtigkeit Kankheitserreger besonders wohl fühlen, bin ich von dieser Methode, die Hochstämme zu schüzen, abgekommen.
- Möglicherweise ist sie in kälteren Gegenden mit tieferen Temperaturen sinnvoll, hier in S-H mit Tiefstwerten von -15 bis -20 Grad
(die normalerweise auch nicht sehr lange anhalten) und langen Feuchtigkeitsperioden im Frühjahr, hat sie sich nicht gut bewährt.
Darum habe ich mir für die folgenden Winter eine andere Methode überlegt, die sich inzwischen (nach fünf Wintern) auch sehr bewährt hat und die ich nach diesem langjährigen Praxistest darum (zumindest für vergleichbare Klimagebiete) auch guten Gewissens empfehlen kann: Das Einwickeln der HST-Veredelungen mit l e b e n d i g e m Moos. Die Mooslagen werden dabei so um die Veredelungen gewickelt, daß sie von allen Seiten damit umgeben sind. Der Effekt von lebendigem Pflanzenmaterial ist, daß entstehende Feuchtigkeit auch wieder verbraucht wird. Bei starken Minustemperaturen bleibt das lebene Moos dicht genug, um einen sicheren Schutz zu gewähren und trotzdem atmungsaktiv. Gefährliche Temperaturschwankungen, besonders im Frühjahr, werden durch das lebende Pflanzenmaterial
abgedämpft. Möglicherweise kommt auch noch ein positiver Zusatzaspekt dadurch zustande, daß man Moos gewisse keimtötende Eigenschafte nachsagt. Da ich kein Chemiker oder Biologe bin, kann ich dazu nichts Genaues sagen, aufgefallen ist mir aber, daß die so geschützten Hochstämme in den darauf folgenden Vegetationsperioden bemerkenswert gesund waren.
Die Gegenprobe: Im letzten Winter bekamen drei der vorher mit Moos geschützten Hochstämme (Schneewittchen, Souv. de la Malmaison und Mme Pierre Oger) gar keinen Winterschutz, ein weiterer (Blush Noisette) nur relativ spät einen Winterschutz aus totem, organischem Material (Stroh). (Zwei andere, Schneekoppe und Stanwell Perpeual bekommen schon läner keinen Winterschutz mehr, da sie hier keinen brauchen. )
Die Ergebnisse: Schneewittchen ist erfroren (Wühlmausschäden haben sicher zur Vitalitätsminderung beigetragen, waren aber in diesem Fall nicht ursächlich, wie sich beim Ausgraben der Unterlage zeigte). Souvenir de la Malmaison und Mme Pierre Oger zeig(t)en starke Schäden, bei letzterer sind zwei von drei Veredelungstrieben ausgefroren. Blush Noisette (Veredelung mit totem Material geschützt)
zeigte mittlere Frostschäden und ungewohnt starken Pilzbefall im darauf folgenden Sommer.
Dieser, zwar unbeabsichtigte, dafür aber sehr aussagekräftige Vergleichstest hat mich davon überzeugt, in diesem Winter wieder lebendiges Moos zum Schutz der Hochstammveredelungen zu verwenden.
Keine Aussagen kann ich zur Verwendung von lebendem oder toten Moos beim Schutz von Strauch- oder Topfrosen treffen, da ich dieses Verfahren noch nicht getestet habe: Wahrscheinlich verhält es sich aber mit Kontakt zur Erde anders als ohne.