Alte Bäume, die lange ungepflegt waren, kann man oft noch sehr lange halten. Bei den Obstwiesen, die ich schon übernommen habe, waren auch stark verwilderte Bereiche dabei. Bäume verjüngen, Bäume wieder schneiden, Bäumen Licht und Luft verschaffen - prima.
Wenn man sich die Arbeit aber wegen dem Obst macht und nicht nur für ein bestimmtes Naturverständnis, hat sich das als völliger Fehlschlag erwiesen. Ich wäre *wesentlich* besser gefahren, hätte ich gleich zu Anfang den Grossteil der Bäume herausgerissen und etwas Neues gepflanzt.
Erstens, die Sorten. Auf solchen Wiesen steht eben nicht nur die hochinteressante seltene Damason-Renette und andere geschätzte Goldstückchen, sondern tatsächlich meistens Schrott. Bei mir standen die Lieblingssorten der 1970er Jahre: Endlos verschorfter und winziger Golden Delicious, mehrere Goldparämen die auch mit viel Mühe nicht mehr über Winzäpfel hinauszubringen waren, halbtot und ausgehungert auf dem viel zu flachen und mageren Boden, ein standortungeeigneter Boskoop, noch dazu einer der miesen stärker gefärbten Klone, warf immer die meisten Früchte auf dem trockenen Boden ab. Nur solches Zeug. Fakt ist: Die meisten Obstwiesen sind eben nicht vom Superexperten beflanzt, sondern von Leuten die halt irgendwann mal irgendwas setzten, am häufigsten das was gerade Mode war.
Die Bäume kosteten durchweg viel Mühe, waren teilweise unkorrigierbar, was dann auch weitere Schäden zur Folge hatte. Astbrüche, einer kippte. Herausgekommen ist bei keinem Baum ein nutzbarer Ertrag. Hätte ich das Zeug beseitigt und standortangemessene Sorten gepflanzt, denen von Anfang an einen guten Kronenaufbau gegeben, dann hätte ich heute tolle Sachen zu ernten. Und das habe ich auch, denn ich habe bei der letzten Wiese den radikaleren Weg beschritten. Der Kontrast war erfreulich.