Überrascht hat mich in dem Artikel die Aussage, das es nur so wenig systematische Monitoringdaten gibt.
Das wäre aber mit das Wichtigste, um nicht auf der Ebene von Einzeleindrücken und anekdotischen Fallbeispielen zu bleiben.
Frage (nicht nur) an Lerchenzorn: Gibt es da wirklich so wenig bis nichts?
Die üblichen ökologischen Untersuchungen betrachten gerade bei Insekten eher einzelne Artengruppen, z.B. Wildbienen oder Laufkäfer und dann die Arten- und Individuenzahl, nicht die Biomasse von fliegenden Insekten insgesamt.
Wieviel Pestizide werden eigentlich in Naturschutzgebieten verspritzt, wieviel Hecken dürfen dort gerodet werden, wieviel Dünger darf ausgebracht werden?
Dort wurde der Rückgang gemessen, der mit den Änderungen der Landnutzung und dem Pestizideinsatz nicht erklärbar ist.
Mit diesem Ergebnis darf man auch über Klima und Luftqualität nachdenken.
Zu Naturschutzgebieten gibt es normalerweise eine Satzung, die vorschreibt, was dort zulässig ist, unterlegt durch ökologische Gutachten, und außerdem einen Pflege- und Entwicklungsplan. Was zulässig ist, hängt daher von den jeweiligen ökologischen Gegebenheiten und dem Schutzzweck ab. Wenn eine z.B. offene Heidelandschaft erhalten werden soll, geht es nicht ohne Beweidung, wenn sehr störungsempfindliche Tierarten vorkommen, kann es ein Betretungsverbot geben. Land- oder Forstwirtschaft kann verboten sein, oder durch Auflagen eingeschränkt, aber das ist nicht immer so.
Zu den Ursachen: Pestizideinsatz wurde in der Studie nicht betrachtet, wahrscheinlich fehlen die flächendeckenden Daten, wie die benachbarten landwirtschaftlichen Flächen jeweils bewirtschaftet wurden. Die Landnutzung wurde durch Luftbildauswertung ermittelt, in einem Umkreis von 200 m um die Fallen. Daß kein Zusammenhang zwischen Landnutzung und Rückgang der Insekten in dieser Studie nachgewiesen wurde, heißt nicht, daß es den nicht gibt - vielleicht wurde die Landnutzung nur nicht genau genug betrachtet. In der Diskussion wird Intensivierung der Landwirtschaft als eine mögliche Ursache genannt.
Außerdem steht dort: "The reserves in which the traps were placed are of limited size in this typical fragmented West-European landscape, and almost all locations (94%) are enclosed by agricultural fields. Part of the explanation could therefore be that the protected areas (serving as insect sources) are affected and drained by the agricultural fields in the broader surroundings (serving as sinks or even as ecological traps) " Ich würde daher Verinselung und Fragmentierung von Lebensräumen für einen der verantwortlichen Faktoren halten.