... Schließlich wurde Jahrtausende zwangsweise "Bio" bewirtschaftet und es gab diese Heuschreckenschwärme und Co. Zu Beginn war man froh man hatte diese Mittel und da die überwiegende Anzahl der Bevölkerung in der Lawi arbeitete und davon abhängig war, waren die gottfroh Mittel dagegen zu haben.
Das ist sicher so, dass ein Nutzer froh ist, wenn er gegen drückende Sorgen ein potentes Mittel in die Hand bekommt. Schwarmbildende Wander-Heuschrecken traten in Mitteleuropa aber nur ausnahmsweise auf. Die Jahre, in denen das geschah, kann man vermutlich zählen. Richtig ist, dass es andere Plagegeister gab, von denen manche sicher hin und wieder Angst eingeflößt haben.
... Und wer bei moderner Biolandwirtschaft blühende Felder erwartet der hofft wohl auch noch auf den Storch. Da wird genauso das Unkraut massiv angegangen. Im Gegenteil manches noch deutlich intensiver da man keine Mittel hat es nachher los zu werden. Bekannte von uns treiben einen Biohof um. Deren Felder sind meist genauso blank wie die konventionellen. Und wenns Unkraut überhand nimmt, dann kommt Gras drauf dass so oft gemäht wird, dass das Unkraut wieder zurück geht. Also die schöne Phantasie der blühenden Felder bei Bio kann man sich abschminken...
Ein wichtiger Punkt. Ökologischer Landbau ist ganz sicher keine Garantie auf artenreiche Landschaften. Allerdings sind die negativen Auswirkungen auf die Umgebung geringer als in der konventionellen Landwirtschaft, wenn man Sorgfalt im Umgang mit Rainen, Hecken und Kleingewässern voraussetzt. Was den Blütenreichtum im Acker selbst anbelangt: Im Roggenanbau wird hierzulande oft sogar nur einmal gestriegelt, was die konkurrenzschwachen, schutzwürdigen Unkrautgesellschaften am Leben lässt. Dass es auch anders geht, so, wie Du es beschreibst, sieht man hier:
Pfluglos im Ökolandbau. Nach mehr als 5 Striegelgängen bleibt natürlich nichts mehr übrig von den Segetalarten. Kleegras ist in dem Zusammenhang übrigens ein wirksames und legitimes Mittel, um Problemunkräuter zu begrenzen.
Ein oft zitiertes und überzeugendes Beispiel, wie Artenschutz und Ökolandbau auf nennenswerten Flächen und bei leistungsfähiger Produktion funktionieren kann, ist das
Ökodorf Brodowin. Dabei ist zu beachten, dass ein überaus engagierter, örtlicher Naturschutzverein die landwirtschaftliche Nutzung begleitet, regelmäßig die Entwicklung wichtiger Zielarten und Lebensräume im Auge behält und die Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung mit den Nutzern regelmäßig berät und aushandelt. Die Maßnahmen und Erfolge in Brodowin zeigen auch, dass besondere Artenschutzleistungen, wie der
Schutz von Segetalarten, nicht allein mit der Ökolandbau-Prämie abgegolten werden dürfen, sondern zusätzliche Vergütungen aus dem Vertragsnaturschutz kommen müssen, um Aufwand, Ertragseinbußen und Wettberwebsnachteile auszugleichen. Problematisch und "rätselhaft", dass das brandenburgische Landwirtschaftsamt im letzten Jahr zu der Überzeugung gelangt ist, dass statt bisher 600 Euro/ha höchstens 200 Euro/ha dafür gezahlt werden dürften. Es ist also nicht einfach und ausgefochten wird auch in Brodowin so manches.
Ein weiterer, wesentlicher Aspekt im Erhalt von Artenvielfalt: am besten klappt es da, wo langjährige gute Kenner der Landschaft vor Ort beharrlich am Werk sind, mal hilfreich und willkommen, manchmal auch ganz schön lästig.