Heute war ich nach längerer Zeit wieder auf meiner Obstwiese und fand zu meiner Überraschung einen noch genießbaren Apfel unter dem heuer gesetzten "Pomme de l'Estre". Ich hatte schon gesehen gehabt, dass der an der einjährigen Veredelung (auf MM106) fruchtet und - unvernünftig wie ich bin - die Früchte natürlich dran gelassen. Im Oktober wollte ich ihnen noch ein paar Sonnenstrahlen und kühle Nächte gönnen - tja und dann ist es Ende Dezember geworden, ehe ich wieder nachschauen konnte. Ein Apfel hing noch, war bereits in Gärung übergegangen, zwei lagen innerhalb des Verbissschutzes aus Draht am Stamm, einer davon war tadellos.
Hält also auch eine ganze Menge Frost aus, diese Frucht; dürfte schon mal knapp zweistellig gefroren haben, da oben auf der Wiese.
Mit nach Hause genommen, den Baumaux - Katalog genommen und mit der Abbildung verglichen: Ja, das ist er! Glatte Schale, die stumpfkegelige Form, die Zeichnung der Schale, die Größe (wirklich außerordentlich für eine einjährige Veredelung, dass sie bereits drei Äpfel in Tafelobstgröße hervorbringt!).
Und dann probiert: Der schmeckt saugut! Was im Katalog steht, stimmt! Sehr gutes weißes Fleisch, knackig, saftig mit einem für historische Apfelsorten außergewöhnlich gutem Aroma! Säure und Zucker ausgwogen, man merkt, dass man einen Lagerapfel isst, der zeigt noch nicht die geringsten Anzeichen abzubauen oder trocken zu werden. Ob er freilich, wie im Katalog beworben, bis Juni haltbar ist, das kann ich nicht sagen. Er war jetzt zumindest schon genussreif.
Und offenbar auch noch extrem ertragswütig... leider ist der Baum auf dem Feld natürlich kaum gewachsen, wo ich ihm im Jahr der Pflanzung eine Ernte abverlangt habe. Die Sorte ist im Limousin verbreitet und dürfte damit bei uns eventuell dem Klimawandel noch ein paar Jahre länger trotzen als Sorten, die es lieber kühler mögen.