Wenn die Mitte nicht durchstarten will, kommt manchmal vor bei einjährigem Holz wenn man zu dicht an der Knospe schneidet oder im mehrjährigen Holz wenn die Saftleitungsbahnen die anderen knopsen bevorzugen, dann wird da auch später nichts mehr draus. Es macht also keinen Sinn die Seitentriebe zu bremsen um die Spitze zu fördern. Die bleibt schwach, egal was man tut.
Besser ist es, einen Seitentrieb auszuwählen und diesen nach oben zu drappieren, als neue Mitte. Die ursprünglich angedachte kann dann auch gleich weg. Zeitpunkt jetzt, egal ob das Längenwachstum schon 20cm gebracht hat oder erst 5cm. Das was man Anfangs beobachtet, verstärkt sich nur noch. Triebe die nicht wollen, werden komplett abgehängt übers Jahr, machen manchmal nichtmal eine Blütenknospe.
Anders sieht es aus wenn die Mitte aus wirklich altem Holz kommt, also eher ziemlich dick und von den Leitungsbahnen noch gut versorgt, wenn gekappt wurde und obendrüber mal viel war zum Beispiel, dann können die Anfangs schwachen Triebe, was etwa kurz nach der Blüte schon austreibt, noch deutlich zulegen. Das sind Stellen mit Wasserschosserpotenzial und eignet sich als zukünftige, kräftige Mitte oder Leitast. Ich hoffe das ist bei deinem Baum der Fall und dann würde ich das erstmal lassen oder auf eine einzelne neue Mitte vereinzeln, also unnötiges aus dem alten Holz ausbrechen.
Ist der Baum schon etwas weiter als nach der Blüte und unbestäubte Früchte zeichnen sich ab, fallen evtl schon oder färben nach gelb um, und die Austriebe aus dem alten Holz um die es geht lassen das dritte oder gar vierte Blatt erkennen, ist alles in Ordnung. Der Teufel steckt praktisch im Detail. Wenn man den verdacht hat es stockt etwas, kann man da auch nochmal mit Blattdüngern, etwa Harnstoff, nachhelfen, um da etwas mehr Dynamik und Wuchskraft in den Baum reinzubringen.
Rein aus Neugier, vielleicht auch fürs Verständnis, stell doch bitte mal ein aktuelles Foto ein.