kaum habe ich mich mit der oben genannten Dame befasst, kippst du mir noch einen Typ vor die Füße.
Was Pflanzen wissen, Daniel Chamovitz
der Untertitel ist eher schaurig (wie sie sehen, riechen und sich erinnern)
... Forscher schrittweise den Sinnesorganen einiger Pflanzenarten ...
auch da sträuben sich mir die Haare. Im Nacken. Nein, Pflanzen haben keine Sinnesorgane! Auch kein Immunsystem. Der Terminus Organ und System wird in der Biologie klar definiert. Pflanzen haben natürlich viele Möglichkeiten auf Außenreize zu reagieren, sie haben Wachstumsfaktoren, die gleichzeitig Inhibitoren sein können. Sie reagieren auf Licht und auf die Schwerkraft, sie reagieren auf Stress durch Hitze oder Düngemineralmangel oder Kälte und Frost. Das ist uns gärtnernden Menschen alles wohl bekannt und vertraut.
Absolut und uneingeschränkt stimme ich allerdings der Behauptung zu, dass alles im Universum Beziehung ist. Interaktion zwischen zwei Massen oder Energien.
Ich finde es aber unerträglich - hier bitte den Oton RR im Hintergrund - wenn Geisteswissenschaftler und Esoteriker die Quantenphysik bemühen um ihre Argumente zu untermalen. Kaum ein Physiker hat diese Quantentheorie begriffen!
Dieter Zeh, letztes Jahr leider verstorben, gerne erinnere ich mich - inzwischen mit Wehmut - an die schönen Sommerabende im ruhigen und eleganten Garten von Zehs, hat sich deutlich gegen eine Verbindung von Buddhismus und Quanthentheorie geäußert: "Ich muss Ihnen allerdings mitteilen, dass ich diese irrationalen Zugaenge zur Quantentheorie fuer verfehlt halte. Aber wie Sie schon sagen, gibt es da ja eine Reihe anderer “Fachleute”, die diesen Gedankengaengen durchaus nahestehen. Ohne professionelles formales Handwerkszeug und genaue Kenntnisse aller Schluesselexperimente ist diese Materie aber sehr, sehr schwierig (auch fuer Profis!). Mit freundlichen Gruessen H. Dieter Zeh"
Der Alte Mann und das Multiversum – Ein Nachruf auf H. Dieter ZehDass Botaniker des Fachgebiets Pflanzensoziologie den Terminus Soziologie korrekt auf Lebensgemeinschaften zwischen Pflanzen unterschiedlicher Gattungen anwendet finde ich völlig richtig.
In der Allgemeinen und molekularen Botanik steht im Kapitel Direkte und Indirekte Wechselwirkung zwischen Organismen in der Einleitugen:
Pflanzen treten in direkte Wechselwirkung mit pflanzlichen Parasiten oder auch mit Mikroorganismen als Pathogene oder Symbionten. Totes pflanzliches Material wird von Saprophyten als Nahrungsquelle benutzt. Indirekte Wechhselwirkungen erfolgen über gasförmige Hormone - ich ziehe bei weitem den englischen Terminus Faktor vor - bzw. Signale, über Verarmung an Licht, Nährstoffen und Wasser und schießlich über zahlreiche organische Substanzen im Wurzelraum, die die Rhzosphäre zur "Datenautobahn für Kommunikation" machen.
Hier sind die Anführungszeichen äußerst wichtig! Ich verwende auch das Wort Nährstoffe für Pflanzen immer weniger gerne. Pflanzen brauchen keine Nahrung in dem Sinne, wie wir sie brauchen. Kalorien können sie alleine. Sie brauchen Düngeminerale. Essentielle Mineralstoffe.
Irgendein Verlag meint, über Daniel Chamowitz: "Nature und Scientific American berichten regelmäßig über seine Forschung." Das ist übertrieben. In Nature gibt es einen Comment:
"Plants are intelligent; now what?
Daniel A. Chamovitz
Nature Plantsvolume 4, pages622–623 (2018) |
Like all living organisms, without exception, plants integrate many external signals to adapt to their environment and increase their fitness. Is this a proof of intelligence? It depends on the meaning of the word; and it really does not matter."
Wobei "fitness" nichts weiter als Anpassung bedeutet und der Satz übersetzt so lautet: Pflanzen reagieren auf viele äußere Signale um sich an ihre Umgebung anzupassen. Ziemlich trivial. Wir wissen das alle als gärtnernde Menschen.