Wie frisch war der Eselsmist?
Ich möchte behaupten, dass 99 % aller Kulturpflanzen keinen frischen Mist vertragen, egal von welchem Tier. Frischen Mist sollte man daher schon im Herbst geben und untergraben. Dann ist Mist i.O..
Nun gibt es noch getrockneten und pelletierten Mist. Der dürfte bei Tomaten bei vernünftiger Mengengabe keine Probleme bereiten.
Generell: Mindestens 95 % aller kaufbaren Erden bestehen aus Torf und Torf ist praktisch nährstofffrei und hat einen pH-Wert von ca. 3,5 - ist also sehr sauer. Das ist auch bei Tomatenerde von H. so, erst gerade das Etikett gelesen. Damit überhaupt etwas in diesem Torf wächst, wird dieser für einige Wochen oder Monate aufgedüngt. Egal, ob Discounter-Erde oder teuerste Markenerde, überall ist das Gleiche drin, nur die paar Gramm Aufdüngung ist unterschiedlich. Sicherlich wurde im Rahmen der Aufdüngung beim Torfabfüller neben NPK-Dünger auch etwas Kalk zugegeben, um den pH-Wert etwas anzuheben und weil Kalzium der wichtigste Nährstoff für Pflanzen überhaupt ist, denn wenn man Pflanzen verbrennt, ist ca. 40 % der Asche Kalziumoxid. Magnesium und NPK folgen erst in großem Abstand.
Nun kann es bei Kalk in Torf folgende Probleme geben:
1. Kalk wird durch Gießen oder durch Niederschläge teilweise in Kalziumhydrogenkarbonat umgewandelt, welches wasserlöslich ist und damit ausgewaschen wird. Jede Erde, auch Torf verlieren so ca. 50 ... 80 g Kalk pro Quadratmeter und Jahr. Da die Torfabfüller aus Kostengründen so wenig wie möglich aufdüngen, ist der Kalkvorrat in gekaufter Erde nach etwa einer Saison aufgebraucht.
2. Wenn Torf sich zersetzt, wird Huminsäure frei. Deshalb ist ja der Torf so sauer. Durch die Kalkgabe des Torfabfüllers bindet der Kalk die Huminsäure ab und dadurch steigt der pH-Wert in Richtung 7 (neutral). Es wird aber nicht die ganze Huminsäure abgebunden, da der optimale pH-Wert für viele Pflanzen bei 6 ... 6,5 ist, d.h. es gibt keinen freien Kalkvorrat. Wenn die Torferde nun längere Zeit (Jahre) liegt, dann entsteht weitere Huminsäure und da kein freier Kalkvorrat vorhanden ist, wird die Erde mit der Zeit immer saurer.
Beide Effekte sind aber Langzeiteffekte und wenn die gekaufte Tomatenerde nicht Jahre alt war und die Aufdüngung korrekt, dürfte sich ein Kalkmangel in der ersten Saison nicht gravierend bemerkbar machen, in den Folgejahren aber schon.
Wenn Du jedes Jahr neue Erde kaufst - zur Freude der Torfhersteller und der Verkäufer, dürftest Du kaum Probleme mit Kalkmangel haben. Wenn Du sicher sein willst, misst Du den pH-Wert der Erde. Ist dieser besser als 6, ist es OK. Dafür gibt es Meßstreifen, die sich je nach pH-Wert verfärben, welche aber sehr ungenau sind, zumindest die frei verkäuflichen. Besser ist ein elektronisches pH-Wert-Messgerät, welches im großen Fluss ab ca. 10 Euro zu haben ist, Aber Vorsicht, da gibt es auch Schund. Nur die kaufen, die viele!!! Bewertungen haben und mindestens 4 Punkte im Durchschnitt. Für Gartenbesitzer ist das eine gute und sinnvolle Investition. Bei Balkongärtnern kommt es darauf an, ob man so viel investieren will.
Wie kann man solche gekaufte Tomatenerde aufpeppen?
1. Ca. 5 ... 10 % der Erdmenge klumpende Katzenstreu zugeben, auf keinen Fall mehr, sonst wird die Erde bei Nässe schmierig und bei Trockenheit betonhart. Die klumpende Katzenstreu besteht aus Bentonit und das ist nichts anderes als getrocknete Lehmstückchen. Damit kommen Mineralien und viele Spurenelemente (Mikronährstoffe) in die Torferde, denn in dieser sind keine Spurenelemente enthalten, es sei denn, in der Deklaration auf der Rückseite des Erdbeutels sind diese erwähnt.
2. Eine dezente Kalkgabe, z.B. 1 kleine Handvoll pro Kübel löst das Kalkproblem für mehrere Jahre. Eine Überdüngung mit Kalk ist nicht möglich, solange die Kalkmenge deutlich kleiner ist als die Menge Tomatenerde. Man kann mit der Kalkgabe auch keinen pH-Wert über 7 (also basisch) erzeugen, da Kalk pH-neutral ist.
Wenn Du also etwas Kalk gibst und vor der neuen Saison ein wenig NPK-Langzeitdünger gibst, brauchst Du keine neue Erde kaufen, denn die Torfabfüller machen nichts anderes und Deine verbrauchte Erde ist quasi das Gleiche wie die neue Torferde vor der Aufdüngung.
Während der Saison würde ich mehrmals mit flüssigem Blumendünger düngen. Der sollte unbedingt Spurenelemente enthalten (siehe Etikett, also Fe, B, Mn usw.. Ein Liter kostet im richtigen Geschäft nur 1,29 Euro, wo anders ein vielfaches. Der Sinn besteht nicht in der Gabe von NPK, sondern in den Spurenelementen, die in normalen handelsüblichen Düngern wie z.B. Blaukorn nicht enthalten sind. Optimal wäre, wenn dieser Flüssigdünger auch Mg und S enthält. Mit einer Flasche kommt man bei einer Gabe alle 2 bis 3 Wochen recht weit, da der Flüssigdünger stark verdünnt mit dem Gießwasser gegeben werden soll: 1 Verschlußkappe für 5 l Wasser.
Fazit: Bei gekaufter, nicht überlagerter Tomatenerde müsste die Aufdüngung des Herstellers ca. 6 ... 8 Wochen reichen, eventl. einige Wochen länger. Falls die Erde nicht überlagert ist und kein Produktionsfehler vorliegt, dann sind die Symptome an Deinen Tomaten nicht bedingt durch Nährstoffmangel. Dazu ist die Saison noch zu jung. Wenn Du sicher gehen willst, misst Du den pH-Wert.
Im nächsten Jahr ist es empfehlenswert, etwa 5 ... 10 % Bentonit (klumpende Katzenstreu) unterzumischen und etwas Kalk - Mischen unbedingt mit relativ trockener Erde, sonst klumpt das Bentonit. Verwendest Du die alte Erde noch einmal, solltest Du ca. 1 Kaffeelöffel Blaukorn pro Kübel o.ä. untermischen.