Triebabschluss und Fruchternte, zufällig gleichzeitig, sowet d´accord.
Die Angaben vom DLR zu Sommerschnitt, die gehören dringend überarbeitet.
Schnittzeitpunkt für die beste Wundheilung: kurz vor der Blüte. Hat das ganze Jahr Zeit die Schnittwunde zu überwallen.
Schnittzeitpunkt jetzt: es fehlt die Blattfläche um Reservestoffe für den Wiederaustrieb und die Frosthärte einzulagern. Damit bremst man nichtmal den Wuchs, sondern schwächt nur den Baum.
Kommt auch aufs Klima an: Sauerkirsche Nachernteschnitt Mitte-Ende August bedeutet hier Wiederaustrieb aus schlafenden Augen und in den meisten Wintern kommen die Augen von diesen Trieben nicht durch. Nur selten kommt was aus der Basis dieser Angsttriebe raus. Apfel lässt sich etwas mehr Zeit mit dem Wiederaustrieb, schaffts meist nie mit Seitentrieben aus dem Herbsttrieb.
Unabhängig davon, was passiert an einer Sägewunde wenn sie im August entsteht? Es werden noch ein paar Stoffe in den toten Holzkörper eingelagert, am Rand passiert mit dem Kambium nicht viel.
Im Frühjahr, auch wenn es erst im Mai ist, passiert ein vielfaches davon.
5 Termine für Sommerschnitt, alle unterschiedlich.
Die Erwerbsbauern schneiden um diese Zeit jetzt nur noch um die Fruchtfarbe zu beeinflussen. Der Rest vom Schnitt ist längst erledigt, wenn noch was ansteht, ist es der Wurzelschnitt um den Triebabschluss zu provozieren.
Das kommt auf warmen und wüchsigen Standorten oft mal vor dass nach Triebabschluss im Spätsommer nochmal ein dritter Wachstumsschub kommt.
Übersetzt für b-hörnchen´s Situation: ich würde es mangels Erfahrung in kälteren Klimaten mal so probieren, dass ich von der obersten Mitte nur die untersten und am schwächsten entwickelten 3-4 Triebe stehen lasen würde. Die darüber werden wie die unteren Etagen tendenziell eher zu kräftig werden. Einfach kappen und auf Seitentrieb ableiten ist kenerlei Option. Wenn der Baum durch den starken Wuchs nächstes Jahr wieder kräftig treibt, würde ich 1-2 von den unteren Ästen im Februar-März auf kurze Stummel zurücknehmen. Damit die jetzt großen Äste weg sind und langsam durch neue ersetzt werden. Große Äste bei Spindeln sind im ersten Jahr eindrucksvoll, im 2ten auch wenn sie Blütenknopsen anlegen, hat man schon dran rumgeschnippelt weil der Wuchs zu heftig war verzeigen sie statt jetzt zu tragen. Dann gibts die Möglchkeit dass sie sich und den Baum gleich mit halb tottragen oder dass man doch wieder fast nur Laub drauf hat.
Unterm Strich, Sommerschnitt ist ein Begriff von Null Aussagekraft. Zu kräftige Bäume schneide ich früh im Jahr, kurz nach der Blüte, wenn die Reserven durch den Wiederaustrieb aufgebraucht sind und die Wundheilung gut und das Jahr noch lange genug ist. April zur Blüte, da lässt sich noch etwas das wo vom Austrieb korrigieren, Ende Mai die Wasserschosser weg, Juni-Juli Finger weglassen, da gehts um Blütenknospenbildung, da geht maximal Triebspitze pinzieren, August um die Belichtung der Früchte zu fördern, September und Oktober ist ernte, November der Reservemonat zur Erholung und reservestoffeinlagerung, Dezember und Januar Laubfall, erste Kronenkorrekturen möglich wenn der Wuchs etwas gebremst weden soll, Schnittführung ist sehr entscheidend für Verträglicheit wie den ganzen Winter über. Februar Korrektur des Kronenaufbaus möglich, im März auch noch, ab Ende März zum Wiederaustrieb kommt dann die Phase, wo ich an meist kleineren Bäumen eher kleineres wegschneide um gezielt bestimmte Knopsen zum Austrieb bzw gutem Wuchs zu zwingen ohne dass es den wuchs bremst oder übermäßig fördert. Und das bei 7 Monaten Vegetationszeit danach, nicht nur 2 Monate zum abschotten einer Wunde wie beim Schnitt im August.
Kommt alles auch aufs Klima an und wie gut die Bäume im Futter stehen, trockener Sandboden lässt sich hier nicht mit humosem Lehmboden mit Zusatzbewässerung vergleichen.
OT: dieses Jahr sehe ich auch durch den Spätfrost letztes Jahr hier fast nur Extreme. Bäume, die fast nix tragen und wachsen wie blöd, trotz Hitze und Trockenheit, daneben Bäume, die tragen sich gerade halb tot und brechen fast zusammen.
Der Sinn vom Schnitt ist für mich auch, beide Situationen zu vermeiden. Zum Wohle des Baumes. Ernährungsstatus berücksichtigen ist manchmal wichtiger als Wundheilungschancen beachten.
Einen guten Schnitt sieht man leider oft erst 2-3 Jahre später.