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News: Warum muss eigentlich alles immer einen "Zweck" haben? (potz)
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Autor Thema: Pflege/Fragen artenreicher Wiesen  (Gelesen 10256 mal)

Dicentra

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Re: Pflege/Fragen artenreicher Wiesen
« Antwort #15 am: 31. Dezember 2019, 15:09:31 »

Das sind alles Sämlinge ;D. Manche fallen rein rot, andere orange oder gelb. Ist ein buntes Durcheinander.
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Re: Pflege/Fragen artenreicher Wiesen
« Antwort #16 am: 31. Dezember 2019, 15:25:33 »

@Megaclown:
Ganz im Gegenteil - das Forum ist ja genau für solchen Erfahrungs- und Wissensaustausch da!  :D

Ich bin auch so ausführlich geworden, weil ich ja die Diskussionen aus dem Naturschutz um möglichst regionales Saatgut oder Pflanzen kenne.
Das ist bei der Restaurierung alten Grünlandes und Naturschutzgebieten absolut legitim und wichtig.

Aber bei Gärten sollte man da "milder" sein, finde ich.
Viele Gartenbesitzer wollen inzwischen ja "irgendwas für Insekten und Bienen machen", wollen aber oft andererseits keine "Ruderalfläche" im/als Garten!
Und, wenn man ehrlich ist, sieht eine einheimische Wildblumenwiese auch zwischendurch immer wieder ziemlich struppig aus.
Um solche Anflüge guten Willens nicht abzuwürgen, finde ich, sollte man bei an Wildblumenwiesen Interessierten nicht zu streng sein und nicht den kleinen Funken durch zu viele rigide Ansprüche ersticken.
Worauf ich hinaus will ist, dass viele Gartenbesitzer nicht unbedingt die Möglichkeit haben, regionales Saatgut zu bekommen.
Oder nicht die Lust oder den Willen, sich da so rein zu fuchsen.
Für die Insekten ist es egal, ob die Primula veris aus holländischer Vermehrung stammt, oder der Samen von hinter der nächsten Hügelkuppe wachsenden Pflanzen stammt.

Ich hab vor kurzem "No Nettles required - the reassuring Truth about wild gardening" von Ken Thompson gelesen.
Er ist Dozent für Pflanzenökologie an der Universität Sheffield, wo auch Nigel Dunnett und James Hitchmough forschen und lehren, über die ich auf sein Buch gestoßen bin.
Er hat 2000-2002 mit seinen Studenten das BUGS-Projekt gemacht - Biodiversity in urban gardens Sheffield, um überhaupt mal zu schauen, was an "wildlife" überhaupt in Gärten vorhanden ist und sein kann und was wie Fauna und Flora in "normalen" Gärten wie positiv oder negativ beeinflusst.

Das Buch bricht die ganzen Naturgarten-Anforderungen auf ein paar knackige Schlagsätze runter:

- der Garten sollte wenigstens einen Baum und ein wenig Sträucher haben, wo von der Größe möglich
- es sollte einen Flecken mit langem, ungemähtem Gras geben (besser natürlich ein Stück Wildblumenwiese)
- eine Wasserfläche, fast egal, wie klein, bringt nochmal sehr viel
- Kompostplätze und zum Vermodern aufgeschichtete Holzstücke bringen wertvolle und seltene Lebensräume!
- man sollte Pflanzen mit möglichst vielen Blüten, ungefüllt, Nektar und Pollen bietend, und möglichst langer Blütezeit pflanzen - ganz egal, ob einheimisch oder nicht.

Er führt aus, dass die Diskussion um einheimische Pflanzen in Gärten nicht wirklich sinnvoll ist, da diese oft nicht so lange blühen wie nicht-einheimische - und die Spezialisten, die auf ganz bestimmte einheimische Pflanzen als Futterpflanzen angewiesen sind, sind oftmals so selten, dass sie die potentiellen Futterquellen in Gärten nicht erreichen/finden, während nicht so extrem seltene, aber dennoch schon gefährdete Arten schon ausreichend durch den Flecken langes Gras gefördert werden - Wildblumenwiese ist natürlich noch besser.
Und viele einheimische Pflanzen sind einfach ästhetisch nicht so ansprechend wie Selektionen oder nicht-einheimische Arten - oder sogar ziemlich unbeherrschbare "Unkräuter".

Das bestärkt meinen Eindruck, dass man nicht die absolute Perfektion in Sachen naturgemäß gärtnern erreichen muss, um "der Natur" etwas Gutes zu tun.
Ich kann aus logistisch-praktisch-finanziellen Gründen meine Wiese nicht "perfekt" pflegen - ich lasse von einer Firma mähen, die Ende Juli alles auf einmal anstatt verschiedene Flächen zu versetzten Zeiten mit ihm hier mäht:



Das Teil mäht bis auf "englischer Rasen"-Höhe runter und saugt den Schnitt gleich auf und pustet ihn in einen Behälter hinten.
Da werden bestimmt ganz, ganz viele Insekten geschreddert und viele Samen aus der Wiese rausgesaugt, statt dass sie ausfallen.
Trotzdem beobachte ich über die letzten 10 Jahre eine kontinuierliche Zunahme an allen möglichen Insekten, die ich meine ganze Kindheit durch nie im Garten gesehen habe - ebenso neue Vogelarten und letztes Jahr ein erster Versuch von Mauereidechsen, die Trockenmauer zu erobern.
Es ist definitiv nicht perfekt - aber ein gutes Stück besser als das ab Anfang Mai gemähte und gut mit Gülle versorgte Intensivgrünland ums Dorf herum.
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Wer meinen Lern-Garten sehen will - unterm Goldfrosch-Bild den Globus klicken!

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Mathilda1

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Re: Pflege/Fragen artenreicher Wiesen
« Antwort #17 am: 31. Dezember 2019, 16:19:13 »

das mit einheimischen Pflanzen hat ja auch, je nachdem wo man gärtnert, manchmal das Problem, daß es da nicht viel zu pflanzen gibt. Wenn ich hier nur das pflanzen würde, was vorher auf der Wiese stand, würde das nicht viel bringen, weder für Insekten, noch für's Auge.
Etwas über den Mehrwert von Gärten, obwohl auch exotische Pflanzen, hab ich auch schon gelesen, war vielleicht über/von dem/ den gleichen Autor.
wenn man das mit den Blütezeiten umsetzt, würden sich insbesondere die sehr frühblühenden Krokusse, Eranthis und wieder die Herbstkrokusse geradezu anbieten. Hier gäbs natürlicherweise ncihts davon. Mehr als an einigen, sehr wenigen Stellen, Anemona nemorosa kommt im Frühling lang nichts zur Blüte.
(Dementsprechend "überfüllt" sind auch die paar Quadratmeter Eranthis im Garten im Frühling. Wenn man'S nicht sehen würde, würd mans beim Vorbeigehen hören, wo die Pflanzen wachsen)
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Roeschen1

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Re: Pflege/Fragen artenreicher Wiesen
« Antwort #18 am: 31. Dezember 2019, 21:30:22 »

Die Auswahl "heimischer" (+südlich der Alpen) attraktiver Pflanzen ist riesig, nur ist das Wissen bei der Mehrheit nicht mehr vorhanden.
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frauenschuh

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Re: Pflege/Fragen artenreicher Wiesen
« Antwort #19 am: 01. Januar 2020, 07:41:05 »



Die insektenschonendere Variante ist diese, aber selbst wir kommen vom Verein aus gesehen nicht auf alle Flächen. Was zu weit weg ist, wird gemulcht und das ist bekannter Weise die kleine Schwester von Sch... dennoch: Auch das ist antürlich noch besser als die übliche Gartenmentalität: Mähen sobals die Sonne scheint, gefühlt fast immer.

Der Bock steht da übrigens gerade bei uns im Garten. Traditionell scheren wir die Böcke im Garten. Das ist ürbigens eine Tätigkeit, bei der man einen Teil der Vorzüge der Schafe im artenreichen Grünland erkennen kann. Schafe schleppen unzählig viele Samen mit. Und immer rieselt irgendwo was raus aus dem Vlies und nimmt dafür woanders was mit. Dadurch ist nicht nur ein Arten- sondern auch ein genetischer Austausch möglich. Das ist bei vielen Kleinflächen mittlerweile ein Problem.

Falls Ihr eine größere Wiese pflegen wollt, nutzt daher auch eine kurze (!) Winterbeweidung. Derzeit tingeln die Schäfer/innen wieder durch die Lande. Gestern sahen wir zu unserem Entsetzen eine Schafherde auf einem kaum begrünten Acker (wir sahen da nur die Klauen vor dem innerlichen Auge, der Schäfer auch das Geringste an Futter). Wer das Glück hat einen in der Gegend zu haben... die wenigsten Flächen werden eine 600 köpfige Mutterherde auch nur stundenweise beherbergen können. Manch einer zieht aber auch mit kleineren Gruppen - wie beispielsweise einer Bockgruppe - durch den Winter. Und da könnte man sich gegenseitig an einer Stipvisite der Tiere freuen.

Davon ab werde ich nicht müde zu berichten, wie unsere Tierhaltung begann: Vor vielen Jahren wegen 0,5 ha in einem Naturschutzgebiet. "Artenreich" umfasst hier auch 9 verschiedene Orchideenarten. Anhand der Entwicklung der Fläche nach Start der Beweidung konnte man erleben, wie wertig die Tierhaltung für die Ökologie ist. Ich komme aus keinem landwirtschaftlichen Hintergrund. Ich habe nur zu oft gehört "man müsste einen Beweider finden". Dieser "man" war dabei niemals "man selbst". Einen Schafhalterkurs absolvieren kann "man" aber.  ;D Aus den 7 Schafen und 2 Ziegen des Anfangs waren es dieses Jahr in Spitzenzeiten nach der Lammzeit 114. "Man" wird kaum glauben wie sich so was über die Jahre entwickeln kann, wenn es langsam und im Rahmen des Leistbaren wächst. Zur Nachahmung empfohlen  ;)

Artenreiche Wiesen sind bis heute mein Antrieb. Wer die Perlen von Wiesen im Sommer erlebt, der möchte solange er krabbeln kann helfen sie zu erhalten. Es ist ein unfassbarer Unerschied von Intensivgrünland zu artenreichem Grünland. Und auch von Zierrasen zu "bei uns darf es wachsen, blühen, krabbeln- Rasen. Letzteres braucht im Siedlungsgarten ein wenig Rückgrat.  ;D
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Staudo

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Re: Pflege/Fragen artenreicher Wiesen
« Antwort #20 am: 01. Januar 2020, 08:36:47 »

Wiesen können auch gemulcht werden. Tierhaltung ist natürlich immer noch das beste. Für kleinere Flächen empfiehlt sich die Kaninchenhaltung.  8)
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MarkusG

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Re: Pflege/Fragen artenreicher Wiesen
« Antwort #21 am: 01. Januar 2020, 08:52:47 »

Wiesen können auch gemulcht werden. Tierhaltung ist natürlich immer noch das beste. Für kleinere Flächen empfiehlt sich die Kaninchenhaltung.  8)

Ach, das ist ja für mich eine ganz neue Erkenntnis! Danke für den Link!
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thuja thujon

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Re: Pflege/Fragen artenreicher Wiesen
« Antwort #22 am: 01. Januar 2020, 09:44:06 »

Ich danke auch für den Link. Beim mulchen kann man mit 40% Rückführung des Stickstoffs rechnen wenn man ausschließlich mulcht, also nie abfährt. Bei hohem Kleebesatz und Trockengebiet wird es trotzdem eher mehr als weniger Nährstoffe.

Apropos Trockengebiet: wer macht außer aussäen, evtl mit vorher aufreissen der Narbe, noch mehr wenn er was ansiedeln will? Bewässert hier jemand zu bestimmten Zeiten oder in bestimmten Situationen seine Wiese? Eventuell auch um bereits vorhandene Arten zu fördern oder ihnen das Überleben zu ermöglichen?
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Staudo

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Re: Pflege/Fragen artenreicher Wiesen
« Antwort #23 am: 01. Januar 2020, 09:49:57 »

Hier war die Dürre der letzten zwei Jahre förderlich. Die Grasnarbe ist auf den Magerstandorten sehr lückig geworden. Krautige Pflanzen und Moos haben sich ausgebreitet. Das größte Problem ist hier Calamagrostis epigejos. Das muss wirklich mindestens zweimal im Jahr gemäht werden. Sonst überwuchert es alles andere.
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thuja thujon

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Re: Pflege/Fragen artenreicher Wiesen
« Antwort #24 am: 01. Januar 2020, 09:57:55 »

Lückiger wurde es hier auch bzw die Zusammensetzung hat sich verändert, aber Moos hat auf dem Lehm hier keine Chance. Hier wird Rucola langsam zum Problem.
Bleibt die Frage, ob Pflege so weit gehen kann, das man krassen Artverschiebungen entgegnen sollte. Da wären wir wieder beim Thema ob man eine Artenreiche Wiese als gärtnerische Kultur betrachten kann/darf?
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frauenschuh

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Re: Pflege/Fragen artenreicher Wiesen
« Antwort #25 am: 01. Januar 2020, 10:14:20 »

Schnecken und Schrecken reisen auf Schafen. Im Dung entwickeln sich zahlreiche Insektenarten. Trittschäden machen Keimung möglich. Unruhige Grasnarbenverläufe geben Bodenbrütern Deckung. Ect.

Ich will Euch das Mulchen nicht madig machen. Mich enerviert indes der Glaube auch ehemalige Weideflächen damit akurat zu pflegen. Großflächig beispielsweise im Harz mit genialer Steigungstechnik aus der Schweiz möglich. EU gefördert. Das sind für mich Kulissenlandschaften.

Im Erhalt setze ich Pflanzenableger beispielsweise in den Flächen auch mal um, wenn Wildschweine gewühlt haben. Letztes Jahr war das sehr großflächig der Fall (also die Wildschäden). Ich weiß nicht, ob Ihr die Regeln von AUM Flächen kennt. Da wird in Niedersachsen sozusagen eine Diagonale gedacht und dann müssen die Kennarten rechts und links neben der Diagonalen und jeweils auf der Hälfte der Diagonale vorhanden sein. Das kann nach Großschäden wie letztes Jahr stressen, sprich, man steuert rechtzeitig gegen. Gleich im Frühjahr. Verstöße gegen die Kennartenzahl werden rigoros geahndet. Das riskiert keiner freiwillig. Heftiges Kopfschütteln wenn der Schadensausgleich in Form von Graseinsaat erfolgen soll. Bloss nicht  :-X Nachdem Ihr sicher bei Euch auch seht, dass 99,9 % der Wildschweinschäden tatsächlich eingesät werden, wisst Ihr auch wie wenige Landwirte solche Förderprogramme annehmen  ::) Oder wenn doch, dass der Regress nicht lange auf sich warten lässt. Mir geht im Alter zunehmend die Diplomatie flöten  :-X Wenn mir noch einer sagt, man müsse doch nur die Förderung abgreifen, binde ich meine Fäuste in den Hosentaschen fest  :-X

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Chica

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Re: Pflege/Fragen artenreicher Wiesen
« Antwort #26 am: 01. Januar 2020, 10:30:39 »


Er führt aus, dass die Diskussion um einheimische Pflanzen in Gärten nicht wirklich sinnvoll ist, da diese oft nicht so lange blühen wie nicht-einheimische - und die Spezialisten, die auf ganz bestimmte einheimische Pflanzen als Futterpflanzen angewiesen sind, sind oftmals so selten, dass sie die potentiellen Futterquellen in Gärten nicht erreichen/finden, während nicht so extrem seltene, aber dennoch schon gefährdete Arten schon ausreichend durch den Flecken langes Gras gefördert werden - Wildblumenwiese ist natürlich noch besser.
 

Ich kann das ja nur wieder ganz konkret zu Tagfaltern und Wildbienen sagen aber die Aussage stimmt so nicht. Es sind nicht irgendwelche Spezialisten unter den Tagfaltern, die zur Fortpflanzung auf einheimische Pflanzenarten angewiesen sind, es sind schlicht und ergreifend alle 182 Tagfalterraupen, die ausschließlich an einheimischen Pflanzen fressen, da gehe man einfach nur "Schmetterlinge, Die Tagfalter Deutschlands " durch und schon verfügt man über diese Erkenntnis. Wenn sich dann einmal eine Tagfalterart an einem Neophyten wie Iphiclides podalirius, der Segelfalter an Prunus serotina vergreift, wird das von den Biologen als mittlere Sensation gefeiert! Bei den fast 3.000 Nachtfalterarten sieht das sicher nicht viel anders aus.

Bei den Wildbienen sind zumindest die 138 von 429 nestbauenden Arten zu ihrer Fortpflanzung oligolektisch auf den Pollen einheimischer Pflanzen angewiesen, ein Grund auch da einheimische Pflanzenarten nicht zu vernachlässigen. Wobei ich hier nicht sicher bin ob mitunter die Pflanzengattung ausreicht und da auch nichteinheimische Pflanzen dabei sein können. So kann Osmia adunca, die Natternkopf-Mauerbiene außer Echium vulgare inzwischen auch Echium plantagineum zur Fortpflanzung verwenden, allerdings nur diesen und nicht ausschließlich, da die Blütezeit zu spät beginnt. Andere Echium-Arten kommen nicht in Frage.

edit
Es macht immer Sinn sich die tatsächlichen praktisch vorhandenen Tiere samt ihrer Lebensbedingungen anzuschauen, eh man als Buchautor irgendwelche unkonkreten Feststellungen trifft.
« Letzte Änderung: 01. Januar 2020, 10:35:03 von Chica »
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Nox

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Re: Pflege/Fragen artenreicher Wiesen
« Antwort #27 am: 01. Januar 2020, 11:07:12 »

Ich pflege hier ein 4 Hektar grosses Gelände seit 25 Jahren, davon 2 Hektar extensiv mit Wiesen und lichtem Gehölz.

Brennesseln wachsen bei mir neben dem Kompostplatz und auch in den Hühnergehegen. Dort hatte ich sie einige Jahre gelassen in der Hoffnung auf Schmetterlingsraupen. Als Kind hatte ich sogar mal einen Büschel Brennesseln mit Miniräupchen heimgeholt und weiter gefüttert, bis Tagpfauenaugen geschlüpft sind.
Seltsam nur, seit Jahren finde ich keine Raupen auf meinen Brennesselbeständen. Jetzt reicht's mir, die Hühner fressen sie nicht und ich bekämpfe sie in den Hühnergehegen. Jedes Jahr verdoppeln sie sonst dort ihre Fläche, wenn ich nicht's unternehme. Am Kompostplatz dürfen sie weiterwachsen.

Aber warum nur finden sich dort keine Schmetterlinge ein ? Sonnig wäre der Platz.
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Chica

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Re: Pflege/Fragen artenreicher Wiesen
« Antwort #28 am: 01. Januar 2020, 11:28:04 »

Viele im Forum hier machen bewusst/unbewusst schon viel, in dem sie einen Garten haben.

Es ist doch so: Ein Rasen, auf dem wenigstens für eine Zeit lang Weißklee und Löwenzähne stehen bleiben dürfen ist ökologisch sinnvoller als ein mit Mähroboter jeden zweiten Tag totgemähter englischer Zierrasen. Ein nur 5mal im Jahr gemähter Rasen ist wieder sinnvoller als der Kleerasen, eine Wiese, die zusätzlich auch durch nichtheimische Arten optisch aufgepeppt wurde und jetzt viele Blüten hat ist wieder sinnvoller als eine mit wenigen heimischen Arten und das Optimum ist natürlich eine artenreiche Wiese mit vielen einheimischen Arten. Aber: alles ist besser als der Mähroboter  :o.

Als ich hier vor Jahren die Mähfrequenz heruntergeschraubt habe sah es schon so aus:

Hier breiten sich, obwohl ich sogar mehr oder weniger regelmäßig mähe, immerhin am Samstag zum 2ten Mal in diesem Jahr  ;D, verschiedene "Wiesenblumen/stauden aus: Daucus carota, Malva moschata, Achillea millefolium, Veronica chamaedrys, Dianthus deltoides, Geranium pusillum, Trifolium pratense, Trifolium repens, Lamium purpureum, Ranunculus repens, Campanula patula, Stellaria holostea, Hypochaeris radica u. v. mehr. Die Bienen und Schmetterlinge freut es.

Inzwischen sind diese Arten durch Initialpflanzungen von in Möhrenschalen ausgesäten zusätzlichen Wildblumen ergänzt worden, immer mit speziellem Blick auf Raupenfutter für "meine" Tagfalter. Wenn sich die eine oder andere Art dann freiwillig versamt, war die Ansiedlung sinnvoll.

Im Herbst sieht das dann so aus, man muss es ertragen können. Ich habe damit null Problem :-X. Das ist ja das zuhause meiner Wildbienen und Schmetterlinge, die mich im Sommer dann wieder mit ihrer Anwesenheit belohnen.



Der erste Schnitt erfolgt nach Frühjahrsbeginn.
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Floris

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Re: Pflege/Fragen artenreicher Wiesen
« Antwort #29 am: 01. Januar 2020, 11:34:15 »

Raupen von Tagpfauenaugen fand ich bisher nur an größeren Brennnesselbeständen vollsonnig.
An meinen wenigen Horsten im Garten waren sie bisher auch noch nie.

Zieht man Kücken nicht mit gehackten Brennnesseln groß? Vielleicht fressen sie sie erst, wenn sie angewelkt sind, so wie manche Schafe?

@Thuja: Artenverschiebungen bekommt man, wenn man den Termin der ersten Mahd ändert.
Wenn (wie viele Entomologen es gerne hätten) erst im Juli oder August oder gar noch später gemäht wird, vermehren sich die Brachezeiger wie Brennnessel, Reitgras, Rainfarn, Mädesüß und andere, die die übliche Junimahd nicht vertragen und typische Wiesenarten werden verdrängt.
Verlegt man ihn zu weit nach vorne, verschwinden auch die Wiesenkräuter und übrig bleiben Gräser und Löwenzahn.

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