Den Winter über habe ich mich mit dem Thema „Naturnahe Gartengestaltung und die Einbindung heimischer Pflanzenarten“ beschäftigt.
Ich lebe in einer Region Norddeutschlands mit eher leichten und sauren eiszeitlichen Geschiebeböden und in Wäldern sowie deren Randbereichen sind Pflanzengesellschaften vorherrschend, die an Blütenpflanzen, die für den Garten interessant sind, recht artenarm sind.
In diesem Zusammenhang haben sich bei mir vor allem zwei grundlegende Fragen aufgedrängt. Dies ist einmal die Grundfrage, wie man den Begriff „einheimisch“ überhaupt definieren sollte. Zum anderen stellt sich mir die Frage, was bei mir im Garten „funktioniert“ und ob man Pflanzengesellschaften aus der näheren Umgebung des eigenen Gartens oder aus anderen Regionen „kopieren“ kann.
Bei Experimenten mit Wildpflanzen, die ich als Sämlinge oder Teilpflanzen aus der Natur entnommen habe und gekauften Pflanzen, die hier auch in der näheren Umgebung vorkommen, musste ich ganz unterschiedliche Erfahrungen machen. Während Farnarten aus den heimischen Wäldern fast ausnahmslos gut wachsen, sind verschiedene Gräser wie z. B. Die Pillensegge oder die Drahtschmiele recht kurzlebig und haben sich auch nicht versamt. Wildentnahmen von Molinia caerulea oder Deschampsia cespitosa entwickeln sich hingenen recht dauerhaft. Buschwindröschen gedeihen hier zwar aber entwickeln nur recht zögerlich ansehnliche Bestände.
Dafür kann ich hier Stauden im Garten als „bestandsbildend“ bezeichnen, die eigentlich erst ab der Mittelgebirgsregion in Pflanzengesellschaften auf basenreicheren Böden vorkommen. Bestes Beispiel ist hier das Lungenkraut, der Blutstorchschnabel oder Stachys officinalis, die nicht nur dauerhafte Bestande bilden sondern sich auch im Garten durch Selbstaussaat weiterverbreiten.
Ich habe jedoch auch festgestellt, dass ich die natürlichen Pflanzengesellschaften, für die sie als Charakterart gelten, nicht 1 :1 in meinem Garten etablieren kann. So wollen die Bergaster oder Anemone sylvestris aus der Pflanzengesellschaft des artenreich Blutstorchschnabel-Saumes (Geranion sanguinei) partout nicht, während andere wie Clematis recta an passenden Stellen im Garten auch zur Selbstverbreitung neigt.
Mein Waldgarten scheint von den „Zeigerpflanzen“ her zunächst einem Waldmeister- und Orchideen-Buchenwald (Fagion sylvaticae) ähnlicher zu sein als den hier vorherrschenden bodensauren Eichen- und Buchenwäldern. Aber wenn auch Pulmonaria und Walmeister „funktionieren“ bin ich beispielsweise an der Etablierung von Haselwurz verzweifelt und auch Cardamine trifolia, eine Charakterart des Fagion sylvaticae wächst hier nur sehr zögerlich.
Hinzufügen muss ich hier, dass ich außer eigenem Kompost seit 30 Jahren keinen nennenswerten Fremddünger verwende, nicht kalke und versuche, den vermeintlichen Licht und Feuchtigkeitsansprüchen unterschiedlicher Arten durch gezielte Standortwahl gerecht zu werden. Ansonsten müssen Pflanzen mit den Standortbedingungen vor Ort ohne Hätschelei zurechtkommen oder eben nicht. Es zeigt sich dabei offenbar, dass mein Gartenstandort der früher einmal ein Selbstversorgergarten war, vom Boden her immer noch basenreicher und nährstoffhaltiger zu sein scheint als „Naturstandorte“ in der in der Umgebung aber eben doch nicht vergleichbar ist mit einem artenreichen Buchenwald oder Gehölzsaum in Süddeutschland.
Auch wenn das Thema vielleicht schon recht theoretisch ist und komplex sein mag, würde ich mich freuen, von Erfahrungen aus anderen Gärten bzw. Regionen weiter lernen zu können.