Ein bisschen Spannung muss ich ja aufbauen, aber letztendlich ist es so, dass man auch an seinen Aufgaben wächst.
Die ersten Schritte waren noch klein und zaghaft, danach wurde ich mutiger, habe mich informiert, und da ich mir professionelle Handwerker für das alles schlichtweg nicht leisten kann, wagte ich mich eben selbst daran. Den Trick mit dem Acryl kannte ich natürlich auch nicht, diverse Anleitungen im Netz und einige YouTube-Videos später war ich aber schlauer.
Die blaue Farbe ist eine "Dach- und Sockelfarbe", also speziell für den Zweck gemacht. Ich kannte die eigentlich auch nur in schwarz, braun oder grau, aber als ich im Baumarkt dann die blaue Variante fand, tauschte ich die zuvor bereits erworbene Farbe um und holte mir die blaue.
Als ich Mitte September 2019 mit der Umgestaltung des Hangbeets samt Trockenmauer soweit fertig war, machte ich mich sogleich daran, die Malerarbeiten aus dem Vorjahr wiederaufzunehmen und nun auch die Rückseite des Hauses zu renovieren. Vor allem das Terrassendach war schon lange völlig hinüber, an einer Stelle hatte sich der dünne Kunststoff schon vor Jahren losgerissen und klapperte fortan bei jedem kräftigen Windstoß. Meine Oma hatte in ihrer unkonventionellen Art versucht, mit um die Stangen gebundenen Tüchern die Geräusche zu dämpfen, allerdings mit zweifelhaftem Erfolg. Überhaupt waren das Gestänge von Terrassendach und Balkon mittlerweile völlig verrostet, so dass hier dringend Handlungsbedarf bestand.
Zusammen mit meinem Vater montierte ich zunächst die alten Dächer ab und verbrachte dann etliche Stunden damit, den Rost von den Eisenstangen abzuschleifen. Danach stand erst einmal der Austausch des alten Holzfensters an, welches aus unerfindlichen Gründen nicht wie alle anderen Fenster des Hauses gegen modernere, doppelverglaste Kunststofffenster ausgetauscht wurde. Ich hatte aber keine Ahnung, wie sowas funktioniert, auch die üblichen YouTube-Videos schufen nicht so wirklich Vertrauen, aber mein Bruder nahm sich schließlich der Sache an, auch wenn er eigentlich Elektriker und kein Fensterbauer ist.
Das alte Fenster war mit etwas roher Gewalt relativ schnell draußen, die Fensterbank leider gleich mit, aber da wir den Kellerraum irgendwann ohnehin noch sanieren wollten, war das erst einmal nicht so schlimm. Das neue Fenster - sogar dreifach verglast - war als Sonderangebot im Baumarkt gar nicht so teuer, und ich muss sagen, jetzt ist es das beste Fenster im ganzen Haus, eigentlich gehören die anderen auch alle ausgetauscht. Eine Dose Bauschaum erwies sich letztendlich doch als praktikablere Lösung für das Abdichten des Rahmens, auch wenn man hierfür heutzutage meist Kompressionsband verwendet. Wie man auf dem dritten Bild auch sieht, verschlechterte sich an diesem Tag auch das Wetter, mein gerade erst abgeschliffenes Gestänge war klatschnass und begann sogleich wieder Rost anzusetzen, weshalb ich die Schleifprozedur vor dem Streichen noch einmal wiederholen musste.
Aber zuvor war noch ein anderes Problem zu lösen, nämlich der Austausch des Standrohres für die Dachentwässerung. Hier wollte ich den Anschluss in der gleichen Form ausführen wie oben am Vorgarten, also besorgte ich die benötigten Materialien, grub das alte Tonrohr frei und entfernte die Konstruktion mit dem dicken "Knubbel", der 20 cm aus der Erde hervorschaute und nicht gerade eine Augenweide war. Beim Entfernen des alten Rohrs kam dann gleich ein weiteres Problem zutage, das Kanalrohr war nämlich völlig verstopft!
Ich weiß nicht, wo sich das Regenwasser hier seinen Weg gesucht hatte, und es würde mich nicht wundern, wenn auch hier jede Menge ins Erdreich gedrungen war, gerade auch, weil sich das Haus an dieser Ecke schon um etliche Zentimeter gesetzt hatte - das Regenfallrohr war oben an der Dachrinne gar nicht mehr richtig eingesteckt, und bei jedem stärkeren Regen plätscherte es von dort oben herunter. Der Schwiegervater von meinem Bruder hatte eine Reinigungsspirale für den Hochdruckreiniger, also verbrachte ich erstmal zwei Stunden mit dem Freispülen des Kanalrohrs - reichlich Schlammproduktion inklusive.
Zum Glück wurde das Wetter wieder besser, und wir konnten mit dem Aufbau des Gerüstes beginnen. Auch hier war die Topografie wieder eine kleine Herausforderung, ebenso musste das Gestänge von Terrassendach und Balkon entsprechend umbaut werden, aber schließlich war es geschafft. Erste Amtshandlung danach war das Reinigen der Regenrinne, irgendwoher musste das verstopfte Kanalrohr ja kommen. Tatsächlich konnte ich ein ganzes Eimerchen voll Dreck aus der Rinne schaufeln, sicher war die schon 30 Jahre nicht mehr gereinigt worden...
(Fortsetzung folgt)