Ja, diese weite Landschaft in Norddeutschland ist für mich auch immer etwas ganz besonderes, hier im Südwesten reiht sich Hügel an Hügel, da kann man kaum von Horizont zu Horizont schauen. Es ist auch immer wieder interessant, wie unterschiedlich die Gebäude je nach Region aussehen. Der große Baum neben dem Bauernhaus ist wahrlich eine Pracht, toll, dass es so etwas noch gibt!
Heute habe ich den Garten mal Garten sein lassen, nachdem ich selbigen gestern so intensiv genossen habe, stattdessen beschloss ich, auch mal wieder einen längeren Spaziergang zu machen. In diesem Thread wurden vor allem Landschaftsaufnahmen gezeigt, daher hoffe ich, dass es ok ist, wenn ich stattdessen Bilder aus verschiedenen Parks zeige, denn ich war heute in Bad Kreuznach, um die Magnolien- und Kirschblüte zu bestaunen, nachdem die unglaublich warme Witterung der letzten Tage für eine wahre Blütenexplosion gesorgt hat.
Begonnen habe ich meinen Rundgang im Schlosspark, einem kleinen Park direkt neben der "
alten Neustadt" von Bad Kreuznach. Diese ist der älteste erhaltene Teil der Stadt, mit vielen Bauwerken aus dem Mittelalter, wie der Kauzenburg, den Brückenhäusern und dem Faust-Haus. Tritt man durch eine schmale Pforte in der alten Stadtmauer, lässt man die engen Gassen mit wenigen Schritten hinter sich und durchschreitet einen Landschaftspark mit dem einem kleinen Schloss, in der Mitte, welches Amalie von Anhalt-Dessau errichten ließ.
Vor dem Schloss, welches heute u. a. eine Sammlung verschiedener Künstler aus der Stadt und der näheren Umgebung beherbergt, wie z. B. viele Skulpturen der Bad Kreuznacher Künstlerfamilie Cauer, stehen zwei prächtige Tulpenmagnolien, welche gerade ihre Knospen öffnen. Da für nächste Woche nun doch nochmal leichte Nachtfröste gemeldet wurden, wollte ich nichts riskieren, und das herrliche Wetter heute möglichst ausnutzen, bevor es womöglich zu spät ist...
Direkt neben dem Schloss befindet sich ein großer Weiher, damals waren Wasserschlösser gerade groß in Mode, und auch wenn der See das Schloss nicht mehr vollständig umgibt, so führt doch ein Graben an der Front vorbei, und man erreicht das Gebäude über eine schmiedeeiserne Brücke. Auch die Trauerweide neben den Magnolien steht an diesem Graben, welcher vom Ellerbach, der die alte Neustadt durchquert und in die Nahe (der Fluss, welcher Bad Kreuznach durchfließt) mündet. Dieses Viertel heißt im Volksmund "Klein-Venedig", da einige Häuser quasi direkt über dem Bach stehen und selbiger wie ein Kanal wirkt - fehlen nur noch die Gondeln.
Am Schloss habe ich auch eine hübsche, sehr schlank gewachsene Sternmagnolie gefunden, deren sonnenbeschienene obere Hälfte der Krone bereits eine Fülle von Blüten zeigte. In diesem Format wäre so eine Magnolie ja der perfekte Hausbaum, nur dürfte es schwierig sein, ihr eine entsprechend hohe Wandfläche als Schutz anzubieten.
Unübersehbar prangt am Weiher eine große Sumpfzypresse mit einer großen Armada von Atemknien rund um den Stamm herum. Sie wurde wie viele andere Baumraritäten im Park von den Familien Puricelli und van Recum gepflanzt, welche den Garten eines ehemaligen mittelalterlichen Hofguts, den "
Bangert", in einen Landschaftsgarten umwandelten.
Neben der Sumpfzypresse finden sich im Park u. a. zwei große Gingkos, ein Schnurbaum, ein Geweihbaum, eine Blutbuche, mehrere Eiben von enormer Größe sowie ein Bergmammutbaum. Ein großer Urweltmammutbaum am Weiher musste leider vor einigen Jahren wegen Wurzelfäule gefällt werden. Ich weiß nicht genau, was für eine Tanne das Exemplar im ersten Bild ist, jedenfalls hat sie mittlerweile auch schon eine ordentliche Höhe erreicht.
Ein weiteres Highlight vor allem bei den jungen Parkbesuchern ist die Kaukasische Flügelnuss, deren Stämme sich hervorragend zum Klettern eignen. Entsprechend ausgetreten ist der Boden dort, was dem Baum aber offenbar nicht schadet.
Ähnlich breitwüchsig ist eine Parrotie in unmittelbarer Nähe, und der Baum davor dürfte eine Roteiche sein, welche damals ebenfalls eine Rarität war. Entlang der Außenmauer des Parks wurde in neuerer Zeit auch ein mediterraner Garten angelegt, hier wachsen Albizien, Mönchspfeffer, Judasbaum und andere wärmeliebende Gehölze.
Den Weg zur Kauzenburg hoch habe ich mir diesmal gespart, aber der Boden des Walds, welcher den Hügel, auf dem die Burg über der Stadt thront, ist zur Zeit über und über mit Lerchensporn in lila und weiß bedeckt, zudem finden sich dort Massen von Scharbockskraut, und auch die ersten Buschwindröschen haben ihre Blüten geöffnet.
Geht man ein paar Schritte weiter, erreicht man die ehemaligen Wirtschaftsgebäudes des Ritterguts, welche heute verschiedene Kunsthandwerksbetriebe, ein Café sowie das
Museum für Puppentheaterkultur (PuK) beherbergen. Natürlich kommen hier vor allem Kinder auf ihre Kosten, aber auch die Älteren unter uns werden viele bekannte Figuren, z. B. aus der Augsburger Puppenkiste, der Sesamstraße und der Sendung mit der Maus, finden.
Direkt neben dem PuK findet sich schließlich ein drittes Museum, die "
Römerhalle", welches viele Funde der ehemaligen römischen Siedlung Cruciniacum, aus dem sich auch der heutige Stadtname "Kreuznach" ableitet, beherbergt. Bei Straßenbauarbeiten in den 50er Jahren fand man die Grundmauern einer großen römischen Palastvilla, welche u. a. zwei große Mosaike beherbergte. Durch die Fenster auf dem letzten Bild kann man die rekonstruierten Grundmauern erspähen.
Damit endet der erste Teil meines Rundgangs, morgen zeige ich dann Fotos aus dem Oranienpark, welcher weiter naheaufwärts im Kurviertel von Bad Kreuznach gelegen ist.