@cydora: Beim ersten Bild von Deiner Tour über den Rotenfels musste ich ganz genau hingucken, da hast Du Dich ein wenig mit der Richtung vertan.
Dein Blick geht nach Norden, im Tal sieht man rechts Hargesheim, hinten in der Mitte ist Roxheim und vorne, auf der linken Seite Rüdesheim (da bin ich aufgewachsen). Ganz in der Ferne sieht man die Hügel des Soonwalds und des Binger Waldes, darauf die hohen Windkraftwerke vom Windpark Ellern/Rheinböllen, den man auch auf der A61 sieht, wenn man in Richtung Koblenz fährt. Waldböckelheim und Burgsponheim liegen hingegen im Westen, also links vom Bildrand.
@Thomas: Die letzten Tage hatten wir wirklich Glück mit dem Wetter, aber heute war es auch so gruselig wie auf Deinem Foto, mit kräftigem Schneetreiben und einem lausig kalten Wind, obwohl das Thermometer deutliche Plusgrade verhieß. Da bleibt man lieber drinnen in der warmen Stube...
@lerchenzorn: Das sieht zur Abwechslung mal richtig hügelig aus, könnte fast eine Szene von hier aus der Ecke sein.
@polluxverde: Eine ausgesprochen idyllische Szene, die ich auch eher in den Alpen oder zumindest in einem großen Mittelgebirge verortet hätte, keinesfalls aber in der Nähe von Bremen!
@Lutetia: Was für ein zauberhafter Anblick, die Rehe im ersten Morgenlicht! Man meint, sie hätten Dich schon entdeckt und schauen aufmerksam zu Dir hinüber.
Da das Wetter auch am Sonntag noch herrlich - wenngleich auch kühler als in den vergangenen Tagen - war, schlug meine Mutter vor, für den Osterspaziergang zur ehemaligen Kirche von Eckweiler zu fahren. Das Dorf wurde Ende der 70er-Jahre zusammen mit Pferdsfeld und Rehbach eingeebnet, da es in der Einflugschneise des direkt angrenzenden NATO-Flugplatzes Pferdsfeld lag, von dem in meiner Kindheit täglich Phantom-Kampfflugzeuge starteten und landeten. Der ohrenbetäubende Lärm samt Überschallknall war sehr oft auch über Rüdesheim zu hören. Der Flugplatz wurde allerdings nur wenige Jahre später zum Ende des Kalten Krieges stillgelegt, heute hat sich dort allerlei Gewerbe angesiedelt.
Neben der kleinen Kirche, welche unter Denkmalschutz steht, ist nur noch der Friedhof von Eckweiler erhalten, dort findet man noch eine Handvoll Gräber, welche auch heute noch gepflegt werden, in einem Grab wurde sogar erst vor wenigen Jahren noch eine Familienangehörige bestattet. Heute ist es wieder ein Ort der Stille, und abgesehen vom Gezwitscher der Vögel konnte man hier eine wunderbare, ungestörte Ruhe genießen.
Ganz typisch für die Region ist die bisweilen mediterran anmutende Vegetation am Wegesrand, hier wachsen zwischen schütterem Gras Wolfsmilch, Taubnessel, Hungerblümchen sowie diverse Mauerpfefferarten. Im Kontrast dazu stehen die teils saftigen Weiden, auf denen im Sommerhalbjahr Kühe und Schafe grasen.
Abgesehen von Kirche und Friedhof ist von Eckweiler nichts mehr zu sehen, nur ein paar Bordsteine am Straßenrand lassen erahnen, dass hier einmal ein kleines Dorf war. Rund um die ehemalige Dorfmitte findet man noch etliche alte Obstbäume, welche teils üppig mit Misteln bewachsen sind. Unser Spaziergang führte entlang von Weiden und Feldern, die immer wieder von kleinen Gebüschen abgegrenzt wurden. Dort blühten dort gerade herrlich die Schlehen und Kirschpflaumen.
Solche alten Birnbäume wie das Paar oben auf dem Bild findet man hier in der Gegend zum Glück noch recht häufig auf den Feldern und Wiesen. Vor einigen Jahrzehnten dominierte im Soonwald noch die Fichte in den forstwirtschaftlich genutzten Wäldern, aber seit der Zeit, als die Orkane Vivian und Wiebke im Jahr 1990 riesige Waldflächen entwurzelten, hat ein Umdenken stattgefunden. Solche zerzausten Exemplare, oft in Einzelstellung, findet man aber noch häufig.
Weitere Details am Wegesrand, neben den Wildkräutern sind die verschiedenen Sedum-Arten vermutlich einst aus den Gärten des Dorfes ausgebüxte Exemplare. Schlüsselblumen und Schafgarbe habe ich ebenfalls reichlich gesehen, aber noch machen sich Blüten - abgesehen vom Wildobst und den Duftveilchen - in der Natur rar.
Hier schlängelt sich ein kleiner Bachlauf den Hang hinunter, womöglich künstlich angelegt, denn er fängt irgendwo im "Nichts" an. Hinter der Fichtenreihe am Horizont erstreckt sich der ehemalige Flugplatz, vielleicht endet dort eine Entwässerungsröhre. Interessant fand ich die unterschiedliche Tönung der Erde auf den Äckern, gerade die rötliche Lehmerde findet man hier in der Region sehr oft, während sonst eher bräunliche Töne vorherrschen.
Weiter unten im Tal fand sich schließlich ein kleiner Weiher, der von einem Erlenbruchwald umstanden ist. Inmitten der üppigen Bestände von Brennnesseln und Scharbockskraut sah man immer wieder Buschwindröschen, und zwischen den Bäumen sah ich ausgedehnte Bestände von (mittlerweile leider verblühten) Schneeglöckchen. Im Februar/März muss das sicher toll aussehen, das merke ich mir gleich mal fürs kommende Jahr vor.
Zum Schluss noch ein Panoramabild, welches die Weite der Landschaft zeigt. Die waldbedeckten, sanft geschwungenen Hügelketten, ausgedehnte landwirtschaftliche Flächen, aber immer wieder durchsetzt von kleinen Gehölzinseln und einzeln stehenden Bäumen zeichnen das Bild einer noch weitgehend intakten Kulturlandschaft.
Vor einigen Jahren wurde hier der Naturpark Soonwald-Nahe gegründet, und Naturschutzverbände setzen sich dafür ein, Windkraftanlagen - sonst ein allgegenwärtiges Bild in der Region - möglichst nur an wenigen Standorten zuzulassen, um das Landschaftsbild nicht zu beeinträchtigen. Und so findet man, wie cydora schon angemerkt hat, immer wieder sehr schöne Ecken, wo man völlig allein und ungestört die Natur erleben kann.