Also bei Lubera scheint man es so zu machen. 150cm auf 120 kürzen oder noch länger wachsen lassen auf 180cm und alle Äste bis dahin abnehmen.
Mal vorausgeschickt: Der Baumschulprosa, gerade von Lubera, sollte man grundsätzlich mit einer gewissen Vorsicht begegnen.
Zur Frage: Du wirst auch einen Halbstamm nicht auf 120cm einkürzen. Etwa auf dieser Höhe sollen sich die Leitäste verzweigen, und zwar höhenversetzt (kein Quirl), kreuzweise gegenständig ist kein Problem, manchmal sogar erwünscht. Die dazu geeigneten Augen ab 120cm werden ausgewählt und belassen, die dazwischenliegenden, nicht benötigten Augen geblendet, ebenso drei bis vier Augen über dem obersten Leitast. Das darüberliegende Auge wird die Stammverlängerung; über diesem Auge wird der Stamm mit Vorholz abgeschnitten. Wenn ich keinen Besen erzeugen will, brauche ich dafür eine Rute, die länger als 150cm ist. Analog beim Hochstamm: unterster Leitast auf 180cm usw. Dazu reicht eine zwei Meter lange Rute nicht.
Bei unzureichender Rutenlänge kann man den Baum erst mal bis Johanni weiter wachsen lassen, ihn dann pinzieren und aus den sich bildenden seitlichen Johannitrieben die Leitäste auswählen. Damit verliert man jedoch Zeit und die jungen Ästchen gehen schwächer und kaum verholzt in den Winter. Vor allem ist das unnötig, weil eine starkwüchsige Sorte auf Sämlingsunterlage meist mehr als zwei Meter im ersten Jahr packt.
Die von Lubera angegeben Maße haben mit Baumerziehung nichts zu tun, sondern richten sich nach den vorgegebenen Gurtmaßen der Paketdienste. So banal ist das.
Sinnvoll wäre es, wenn die Baumschule seine Kombination aus Edelsorte und Unterlage nur als Hochstamm da hat.
Wieso? Wenn ich einen Halbstamm schulen will, lass ich den Baum nicht erst seine Kraft für ein unnötiges Höhenwachstum verschwenden, das ich ihm sowieso wieder nehme, sondern fördere stattdessen das verbleibende Stammholz. Im zweiten Jahr muss ich dann sowieso zwingend entscheiden, welche Baumform ich will.