Natürlich wird auch heute gezüchtet. Man nutzt Arteneigenschaften, um irgendwas zu bekommen, z.B. mehr Frostfestigkeit von der Harbin-Birne.
Das will ich gerne glauben, nur scheint mir das für Deutschland gesprochen mehr Wunsch als Wirklichkeit zu sein. Auch wenn es immer wieder mal Ansätze in diese Richtung gab, z.B. Malus floribunda für bessere Schorfresistenz, scheint das sehr verkürzt gedacht zu sein, sprich genetisch einseitig und verengt. Die einmal erreichte Schorfresistenz ist längst durchbrochen, da genetisch zu mager aufgestellt.
Voraussetzung für eine Züchtungsarbeit, die gezielt (auch) auf Arteneigenschaften setzt, wäre eine möglichst umfangreiche Aufpflanzung von Pyrus-, Malus- oder sonstiger Arten. Meines Wissens ist das aber zumindest im großen Maßstab gar nicht gegeben (welcher bei drei Dutzend Pyrus- und gut vier Dutzend Malus-Arten so groß gar nicht wäre). Oder steht die Pyrus sinkiangensis in Pillnitz? Was ich nicht habe, mit dem kann ich nicht arbeiten.
Es ist theoretisch natürlich nicht auszuschließen, dass es da Versuche gibt, aus denen bislang nichts Verwertbares entsprungen ist. Zudem setzt man bei der Unterlagen-Forschung durchaus auf nahverwandte Arten. Doch scheint mir praktisch gesehen die Ausrichtung des Julius-Kühn-Instituts auf gentechnisch basierte Züchtungsarbeit für den Erwerbsobstanbau dies nicht gerade nahezulegen. Da geht es erstrangig um Spitzensorten für den Weltmarkt, die man sich nicht durch die verminderte Fruchtgröße von "Wildobstarten" versauen will. So zumindest mein Eindruck.
Wo wird mit Eigenschaften der Pyrus ussuriensis experimentiert?