03.06.2022
In den nächsten Tagen wurde der Reiseplan gehörig durcheinandergebracht und abgespeckt, da sich 2 Übernachtungsmöglichkeiten in abgelegenen Dörfern nicht mehr gemeldet hatten. Ich kann daher nicht immer sagen, wo ich mich ganz genau befand. Und es häufen sich Rätsel über Rätsel an.
Heute war ich, da bin ich mir sicher, in der Chon Aksuu-Schlucht, auch Grigoriev-Schlucht genannt. Dieser Abschnitt bewegt sich etwa parallel zum nördlichen Seeufer und ist gut zu befahren.
Da erste Rätsel war dieses Hinterhofgebäude in einem der kleinen Seeorte, wo wir noch schnell fürs Picknick eingekauft hatten. Ich habe zuerst an einen Sakralbau gedacht, aber mangels passender Schrift oder Symbolik bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es zu einem Restaurant gehört. Apropos Restaurants – sie prägen das Ortsbild in großer Zahl, genauso wie kleine Tante-Emma-Läden und Supermärkte. Zumindest im Norden des Landes haben es Selbstversorger leicht.
Eine Königskerze am See:
Ein Pläuschken auf dem Seesteg – ich mag die grafische Wirkung:
Ein pittoreskes Gebäude am Issyk-Köl:
Ist das nicht schön! Sauberes Wasser, Wellen und Sand:
Um welche Iris es sich hier handelt, ist mir noch nicht ganz klar:
Ein weiterer schöner Lauch:
Welcher Salbei?
Bocksbärte habe ich viele gesehen. Einige Riesenpuschel waren schon reif, so dass ich ausnahmsweise Samen ernten konnte. Blütezeit ist halt nicht Samenzeit.
Nun hatten wir schon die Chon Aksuu-Schlucht erreicht. Eine idyllische, grüne Landschaft breitete sich aus. Die Gegend war als Kurgebiet in der ganzen Sowjetunion nicht unbekannt, was auch mit zahlreichen Thermalquellen zusammenhing. Und diese Ruinen sind etwas Besonderes! Ich habe bisher nichts zur Geschichte recherchieren können, aber hier konnten die Liquidatoren (die armen Kerle, die den radioaktiven Müll wegschaufeln mussten) des Tschernobylunglücks ihre staatlich genehmigte „Kur“ machen. Gruselig.
Hier die positive Seite der Landschaft:
Schnell daherfotografiert, aber so wohnen Hirten und Saisonarbeiter:
Auf dem ersten Blick ein nichtssagendes Bild. Weil da nichts zu sehen ist. Anders wäre es beim großen Treffen der Nomadenstämme, wenn sich hunderte von Jurten zusammendrängen und reger Betrieb herrscht. Der Ort trägt den Namen Kyrchyn.
Ziesel konnte man gut am Wegesrand beobachten:
Oder diesen unbekannten Vogel:
Dieser Pflanze möchte ich nie mehr hautnah begegnen. In Kirgistan gibt es viele Pflanzen, die starke Hautreaktionen verursachen, und diese nesselartige Pflanze war da besonders fies. Ich habe ein Blatt nur mit dem Zeigefinger berührt und spürte sofort einen heftigen Schmerz, bekam Quaddeln und hatte über einen Tag Taubheitsgefühle im Finger. Wer in diese Gruppe reinfällt, muss ins Krankenhaus, befürchte ich:
Trotz des Dunstes oder gerade deswegen – ich liebe diese zarten Farben und die impressionistische Stimmung:
Und dazu eine quirlige Pferdeherde:
Straße, Wolken und Berge:
Myricaria squamosa?
Felsengruppe am Bachlauf:
Primeln:
Noch eine unbekannte Leguminose, die farblich gut zu den Flechten passt:
Und endlich wieder Picknick! Räucherhuhn mochte ich ganz gerne, aber mit der Fischleber in der Dose konnte man mich jagen.
Markante und sinnlich geformte Felsen schlossen die Tour in der Schlucht ab (mit Schlucht ist hier häufig auch nur ein Flusstal gemeint, nicht wundern):
Jetzt noch ein paar Schrammelbilder, z.T. vom Handy.
Typisches Hoftor:
Unser Hotel Elbaya in Chon-Oryuktyu. Die Bambis waren zu verschmerzen, denn als Hotelgäste konnte man das wenige 100 m entfernte Thermalbad kostenlos benutzen.
Im Hotelzimmer lagen für die kurze Wiesenwanderung weiße Bademäntel bereit, damit man sich nicht vor Ort umziehen musste. Die mineralischen Thermalbecken lagen unter freiem Himmel und konnten bis in die Abendstunden benutzt werden. Man hatte die Wahl zwischen10 bis 48 Grad Celsius. In das Kaltwasser wollte erst niemand rein, aber nachdem ich den Wechsel vom Heißen ins Kalte und umgekehrt vorgemacht hatte und danach noch sehr lebendig aussah, hatten es mehrere Leute nachgemacht. Das Bad hatte eine zwanglose Atmosphäre, Familien, Senioren, junge Frauen, alle durcheinander. Und viele zeigten genauso zwanglos ihren Speck. Auch wieder so ein Hauch Sowjetunion….
Da ich kein Voyeur sein wollte, hier nur ein neutrales Handybild vom Standort. Wer wollte, musste nur ein kleines Stück weiter laufen um in den großen See zu springen.
Und am Abend noch ein schönes, kaltes Schoro (eigentlich ein Maksim), ein Getreidegetränk:
😊
Michael