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Neuanlage eines Garten: schwierige Bodenbeschaffenheit (Gelesen 1047 mal)

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Gartenpirat
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Neuanlage eines Garten: schwierige Bodenbeschaffenheit

Gartenpirat »

Guten Tag!

Ich bin Carsten, Mitte 50, in Berlin aufgewachsen. Meine Familie hatte dort einen Garten über knapp 1200 m², welcher zu einem Viertel für Gemüseanbau, einem Viertel zur Blumenzucht genutzt wurde, der Rest war mit Rasen bedeckt. Das darauf gebaute Haus hatte eine Fläche von ca. 100 m². Nach Jahrzehnten in einer Stadtwohnung lebend, geht es nun im kommenden Jahr wieder aufs Land in den Berliner Speckgürtel. Und genau da beginnen meine zu bewältigenden Aufgaben, bei deren Lösung ich auf Eure Hilfe baue.

Das dortige Grundstück hat eine Fläche von ca. 740 m², das darauf entstehende Haus macht davon ca. 110 m² aus. Von den verbleibenden 630 m² müssen aufgrund kommunaler Vorgaben drei PKW-Stellplätze eingeplant werden (obwohl nur ein PKW vorhanden ist). Zudem gehen Flächen für Gehwege von der Grundstücksgrenze zum Haus ab. Und wie auch schon zu Kindertagen soll Gemüse angepflanzt, ein Komposthaufen angelegt werden, der Rest bleibt zwei, drei auf dem Grundstück befindlichen Obstbäumen vorbehalten und soll zudem mit Rasen verziert werden.

Probleme bereitet der Boden, der märkische Sand, sowie „ungeliebte pflanzliche Ureinwohner“.

Der Boden wurde von uns auf Schadstoffe untersucht, gefunden wurde zum Glück nichts. Das Grundstück wurde jahrzehntelang lediglich von einem Nachbarn zu dessen Hühnerzucht genutzt. Es ist wild bewuchert, hier und da finden sich einige kleinere Steine im Boden.

Zum „Üben“ haben wir auf dem Balkon der derzeitigen Stadtwohnung beispielsweise Radieschen in Blumentöpfen ausgesät. Einige davon in Blumenerde, andere in jenem Sand, den wir testweise aus Brandenburg „importiert“ haben. Jene Exemplare, die aus Blumenerde stammen, werden deutlich größer. Zudem hält der märkische Sand das Gießwasser wesentlich schlechter, verklumpt sogar regelrecht. Erschwerend kommt hinzu, dass in diesen Blumentöpfen auch allerlei Pflanzen hervorkommen, die man irgendwie nicht haben möchte. Beispielsweise auch Pflanzen, von denen ich bislang nie gehört habe, wie der „Schwarze Nachtschatten“.

Meine Frage:

Wie kann ich diesen Boden verbessern, damit später ein vorzeigbarer Rasen entsteht sowie der Gemüsegarten optimale Erträge abwirft?

Für Eure Ratschläge vorab vielen Dank!


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Nox
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Re: Neuanlage eines Garten: schwierige Bodenbeschaffenheit

Nox » Antwort #1 am:

Herzlich willkommen im Club der Gartenverückten, Gartenpirat !
Du bist nicht der einzige mit brandenburger Sandboden hier, da kommen bestimmt noch viele Erfahrungsberichte.
.
Kleiner Tipp von mir für den Rasen: vergiss das mit vorzeigbar, spart viel Kummer und Ärger.
Es gibt die ganz einfache Variante: nur mähen, was da ist, wird mit der Zeit gleichmässig grün aussehen und enthält vielleicht spannende Blumen.
Oder die anspruchsvollere Variante: zuerst ausdauernde Wurzelunkräuter bekämpfen, dann (vielleicht schon diesen Herbst) trockentoleranten Rasen einsäen (das sind die teuren Mischungen mit viel Schwingel drin = Festuca-Sorten) und mit Langzeitdüngern arbeiten.
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Quendula
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Re: Neuanlage eines Garten: schwierige Bodenbeschaffenheit

Quendula » Antwort #2 am:

Die Blumenerde hat Humusanteile, der pure Sand nicht ;). Du solltest also irgendwie Biomasse in den Boden bringen. Am einfachsten geht es mit Flächenmulch und/oder Kompostausbringen.
Vlt magst Du hier bei den Mulchern ein bissel reinlesen.
Rasen, bzw das Gras ist eine sehr anspruchsvolle Pflanze; benötigt immerzu Wasser und Nährstoffe und nimmt Betreten sehr übel. Eine richtige Diva und Zimperliese ::).

Herzlich willkommen bei pur :).
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Gartenplaner
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Re: Neuanlage eines Garten: schwierige Bodenbeschaffenheit

Gartenplaner » Antwort #3 am:

Einige Gärtner auf Sand hier aus dem Forum haben gute Erfahrungen mit dem (massiven) Untermischen von Bentonit gemacht, einem Tonmineral, das dann auch in Sandboden die Bildung von Ton-Humuskomplexen ermöglicht, wodurch der Boden etwas besser Wasser und Nährstoffe speichern kann.
Es gibt Threads dazu, mal sehen, ob ich sie finde….
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Re: Neuanlage eines Garten: schwierige Bodenbeschaffenheit

Gartenplaner » Antwort #4 am:

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Starking007
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Re: Neuanlage eines Garten: schwierige Bodenbeschaffenheit

Starking007 » Antwort #5 am:

Ich schliesse mich an:

".... Rasen: vergiss das mit vorzeigbar, spart viel Kummer und Ärger....."
Entweder gleich so angehen, oder bittere Erfahrungen sammeln.

"...... trockentoleranten Rasen einsäen....."
Oder billigen Ärger.

Der Schwarze Nachtschatten ist auch ein Hinweis auf nicht allzuschechten Boden, den die Hühner hinterlassen haben.

Beginne nicht mit Idealvorstellungen, sondern ganz klein.
Glaube nichts, prüfe alles.

Nach 60 Jahren gärtnern wachse ICH langsam rein......
Gruß Arthur
ringelnatz
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Re: Neuanlage eines Garten: schwierige Bodenbeschaffenheit

ringelnatz » Antwort #6 am:

Gartenplaner hat geschrieben: 6. Jun 2023, 19:29
Einige Gärtner auf Sand hier aus dem Forum haben gute Erfahrungen mit dem (massiven) Untermischen von Bentonit gemacht, einem Tonmineral, das dann auch in Sandboden die Bildung von Ton-Humuskomplexen ermöglicht, wodurch der Boden etwas besser Wasser und Nährstoffe speichern kann.
Es gibt Threads dazu, mal sehen, ob ich sie finde….

Dafür wirst du sehr viel Bentonit brauchen, zumindest, wenn du die ganze Fläche "behandeln" willst. (Möglichst lehmhaltigen!) Mutterboden anliefern lassen, wenn du ohnehin alles neu anlegst, wäre meine Empfehlung.
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Starking007
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Re: Neuanlage eines Garten: schwierige Bodenbeschaffenheit

Starking007 » Antwort #7 am:

Schwierige Bodenbeschaffenheit heißt hier:
Massiver Fels ohne Risse und Spalten in 20cm Tiefe
oder
20ltr. Steine aus 10ltr. Erdloch.....
Gruß Arthur
Rieke
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Re: Neuanlage eines Garten: schwierige Bodenbeschaffenheit

Rieke » Antwort #8 am:

Radieschen sind nach meinen Erfahrungen fast so ne Diven wie Rasen.

Kontrolliert die Gemeinde, ob die Stellplätze tatsächlich angelegt werden? Oder gibt es Befreiungsmöglichkeiten? Das ist ja eine ärgerliche Platz- und Geldverschwendung.

Mit dem hiesigen Sandboden kommst Du am besten zurecht, wenn Du nicht verzweifelt dagegen angärtnerst. Leichte Böden haben nicht nur Nachteile. Staunässe imWinter ist kein Thema, Wurzelunkräuter jäten geht viel besser als bei festen Lehmboden, überhaupt wachsen Unkräuter weniger zahlreich und kräftig als bei „besseren“ Böden. Mit Lehm, Bentonit etc. würde ich nur punktuell den Boden verbessern, am ehesten beim Gemüsebeet.
Chlorophyllsüchtig
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Brezel
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Re: Neuanlage eines Garten: schwierige Bodenbeschaffenheit

Brezel » Antwort #9 am:

Auch ich gärtnere im Berliner Umland auf (überwiegend) Sandboden, zum Teil auch auf sandigem Lehmboden. Aus meiner früheren Heimat kenne ich das Gärtnern auf tonigem Lehmboden. Also ich möchte meinen Sand nicht mehr tauschen. ;) ;D
.
Unerwünschte Spontanvegetation aus dem Boden zu ziehen ist bei Lehm sehr viel schwieriger. Und schwarzer Nachtschatten ist gar nicht schlecht - hast Du mal die reifen Beeren probiert?
.
Schön, dass Ihr schon mal auf dem Balkon experimentieren konntet. :)
Aber ganz ehrlich: gekaufte Erde sollte schon bessere Ergebnisse bringen als unbehandelter Garten-Sandboden. An ausgeprägter Kompostwirtschaft und Düngung werdet Ihr nicht vorbeikommen.

Was Du unter vorzeigbarem Rasen verstehst, müsstest Du noch näher erläutern. In Brandenburg sind die Rasen- bzw. Grünflächen im Sommer bei Trockenheit gelb oder braun, das ist inzwischen normal. Die Grundstücke mit repräsentativem grünem Rasen stechen einem dagegen sofort ins Auge.
.
Machbar wäre das natürlich: Sandboden ausschachten, hochwertige Erde ankarren lassen, unterirdische Tropfleitungen verlegen, Rasen drauf, und dann: täglich ausgiebig wässern (am besten nachts, mit Bewässerungscomputer), regelmäßig düngen, regelmäßig mähen. Ohne Pause... Wobei man damit rechnen muss, dass künftig bei Wassermangel das Bewässern des Gartens eingeschränkt oder ganz untersagt wird; den Rasen wird es in der Regel zuerst treffen.
.
Wenn die Pkw-Stellplätze nicht gepflastert oder asphaltiert sein müssen, dann könnten sie Teil der "Grünfläche" sein. Also geeignet für typischen Berlin-Brandenburger Trockenrasen/Blumenwiese, ggf. mit Platz für bewegliche Pflanzkübel.
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Kasbek
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Re: Neuanlage eines Garten: schwierige Bodenbeschaffenheit

Kasbek » Antwort #10 am:

Willkommen bei Garten-pur! Sandboden habe ich zwar nicht, aber ein paar grundsätzliche Tips kann auch ich beisteuern:

Der Plan, einen Komposthaufen anzulegen, ist schon mal ein guter, denn den Kompost wirst Du dann zur Bodenverbesserung für Dein Gemüsebeet gut gebrauchen können. Die ungeliebten pflanzlichen Ureinwohner kannst Du auf diese Weise gleich nutzbringend „verarbeiten“, zumindest große Teile von ihnen (bei Giersch- oder Queckenwurzeln sowie Samenständen besteht immer die Gefahr, daß man mit deren Kompostierung den Bestand ungewollt erhöht; sowas sollte dann doch besser in die Biotonne, falls Du es nicht mit konsequenter Heißrotte unschädlich machen kannst).

Zumindest auf meinem relativ nährstoffreichen und gut wasserhaltenden Boden hat sich ganz normale weiße Schafgarbe in Dürrejahren als „Rasenersatz“ ganz hervorragend bewährt (gute Wasserhaltung nützt ja auch nix, wenn kein Wasser zum Halten da ist :-X). Du könntest auf einer kleinen Fläche ausprobieren, ob das auch auf Deinem Boden funktioniert – vielleicht ist unter den pflanzlichen Ureinwohnern ja sogar schon Schafgarbe da. (Falls unter den Ureinwohnern welche auftauchen, die Du nicht kennst, aber bestimmen willst – dafür gibt's hier im Forum unter „Quer durch den Garten“ den Thread „Was ist das?“, wo Du Fotos einstellen kannst und Dir sicher schnell geholfen wird.)

Wenn Ihr jetzt schon baut, bist Du ja wahrscheinlich öfter auf dem Grundstück. Schau Dir da mal über ein Jahr hinweg gezielt an, wann wo Schatten ist (durch das Haus, die vorhandenen Obstbäume und ggf. Bäume oder Gebäude auf den Nachbargrundstücken). Das wäre dann in Deine weitere Flächenplanung einzukalkulieren. Viele Gemüsearten mögen grundsätzlich Sonne, sind dann allerdings auch schnell durstig, so daß es dann strategisch günstig ist, wenn Du von Deiner Zisterne aus (das neue Haus wird ja hoffentlich eine haben bzw. bekommen, um das Dachwasser nutzen zu können) es nicht gar zu weit zum Gemüsebeet hast. (Langfristig könntest Du auch über Lösungen wie Tropfbewässerung nachdenken, wie Brezel schon schrieb. Im Gemüsebeet wäre die wahrscheinlich nutzbringender als auf dem Rasen.)

Wenn die Stellplätze tatsächlich gepflastert sein müssen, dann schau mal ins Regelwerk, ob auch Rasengittersteine reichen. So wäre die Fläche nicht komplett versiegelt, und in zehn Jahren sind die so zugewachsen, daß man keine Steinoberfläche mehr sieht ;)

Viel Erfolg mit allem!
Wer Saaten sät, wird Ernten ernten. (Sander Bittner)
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