Saust hier rein, nimmt Platz: Sorry, Freitag und Samstag sind meine beruflichen Arbeitstage, deswegen erst jetzt eine Rückmeldung
Erstmal zu: Was machen wir gerade und überhaupt so
Aaaalso, wir ziehen mit irgendwas knapp unter 150 Schafen durchs Jahr um artenreiche Solling Wiesentäler offen zu halten. Gekommen bin ich dazu über den Naturschutz und hab vor vielen Jahren mal mit 7 Schafen und 2 Ziegen angefangen. Wenn mir einer gesagt hätte, wie das mal ausgeht
hätt ich nicht geglaubt.
Im Solling sind es eben die wunderschönen Täler, fleißig im Steilhang gelegen, die hier reihenweise brach lagen. Oder so behelfsmäßige Konzepte hatten: Mähen seiten der Landesforsten wo es ging und Schnittgut irgendwo am Rande zum vergammeln liegen lassen. Und wo nicht gemäht werden konnte, da wurde eben gar nicht mehr genutzt. Und in diese Gemengelage sind wir so rein gewachsen. Es wäre ja auch alles prima, wenn sich der Betrieb finanziell nicht darben würde. Am einfachsten ausgedrückt: Er wirft ja nicht mal Krankenkasse und Rente ab. Weswegen ich an 2 Tagen voll arbeite, damit ich mir diesen Spleen hinfinanzieren kann. Das reicht aber nicht für für manch dringliche Anschaffung. Ob vom Netz (jaja, die wurden mal von der Wolfsförderung übernommen. Seitdem ist der Betrieb gewachsen, ich dürfte neu beantragen. Aber der Fördertopf ist mittlerweile in Niedersachsen leer. Braucht man gar nicht ehr anfangen) oder über leider auch noch eine rückseitig zu sanierende Scheune. Und weil ich ein verrücktes Huhn bin, arbeite ich mich auch noch mit lauter Aufgaben auf, die nicht mal betrieblich sind: So ist derzeit wieder eine Wwooferin da, die genau wie ich eine Leidenschaft für Schrott hat: Den Stacheldrahtschrott von Vorpächtern, die mit bis zu 8 Lianen Weidezäune errichtet haben - immer wenn was wegmoderte einfach hinterdrücken und neu ziehen. Bloss nie abbauen. Da werden wir noch auf Jahre (!) beschäftigt sein. Derzeit habe ich ein altes Wasserfass im Visier, das im Hang gemütlich abwärts rustcht und was da echt mal weg muss. Ob es den Verursachser für dieses Schrottteil überhaupt noch gibt... unbekannt. Aber niemand fühlt sich berufen hier mal tätig zu werden.
Im Winterhalbjahr freut sich mein Baumdealer über mich und meinen Pflanzwahn. Ob Hochstammobstbäume oder Linden... immer finde ich noch Plätze, die dringend einen Baum oder mehr vertragen können. Ob als Schattenbaum für Schafe oder als Ersatz für eingegangene Bäume auf Ersatzmaßnahmen oder weil es landschaftlich hinpasst oder oder. Im nächsten Winter sind schon wieder 4 eingeplant, damit ein "wilder Treckerfahrer" mal auf seinem Grundstück bleibt. Wer Bäume pflanzt, muss gießen, sprich.... entweder ich schleppe Kanister zu den Schafen oder zu den Bäumen.
Zuweilen muss ich mich auch noch über wenig nette Mitmenschen ärgern: Dieses Jahr ist beispielsweise ein Solar geklaut worden. Ein schönes Großes, das irgendwo 20 Jahre auf dem Dach lag und dann vorm Wergwerfen gerettet mit neuem Wechselrichter versehen an das Weidegerät kam. Bis irgendwer neidisch war und es trotz Sicherung klaute. Danke.
Trotzdem weiter zu machen (wenn ich mich im Mai hier nicht wegen der Bürokratie ausheulen könnte, hätte ich die ganzen Ordner vermutlich der LWK vor die Tür gestellt und aufgegeben) gelingt nur, weil hier im Forum und über Wwoof immer wieder ganz ganz liebe Menschen zur Seite stehen. Dieses Jahr wäre die Schur alleine ohne Quendula schier unmöglich gewesen. So viel Pech muss man ja auch erstmal haben: Schererins Schere kaputt udn mit dem Auto liegen geblieben war sie auch noch. Ich habe lauter mit der Hand frisierte Schäfchen hier. Ich weiß heute noch nicht, wie das ging.
Dass es lohnt weiter zu machen, zeigt sich auch daran, dass Töchterhen ökologischen ladnwirtschaft studiert und weiter machen will. Ich weiß zwar beim besten Willen noch nicht wie das finanziell gehen wird, aber immer ein Schritt nach dem anderen. Andere wären ja ohne Nachfolge schon mal per se am Ende. Also stirbt die Hoffnung hier zuletzt.
Ich habe dieses Jahr von meinem Bruder seine gebrauchte Küche bekommen. Die versperrt derzeit ziemlich viel Raum in einem Stockwerk, dass durch meine damals dement gewordene Schwiegermutter komplett renovierungs, äh, eher sanierungsbedürftig ist. Ein Raum ist chick. Das ist das sogenannte "Wwooferzimmer". Aber es wäre wunderbar, wenn ein zweites Zimmer für die Wwoofer bereit stünde (derzet liegt immerhin eine Matratze da und schiefe Tapeten zieren zumindest schon zur Häfte den Raum
in einem Zeugnis würde es heißen: Sie hat sich bemüht)
Wwoof ist ein Verein, bei dem Interessierte in ökologisch arbeitende Betriebe reinschnupern können. Aller lernen gegenseitig voneinander sozusagen. Manche auch die bittere Pille, dass auch ein Schäfereibetrieb dieser Größe keinen Lebensunterhalt generiert. Wieviel Auflagen und Verpflichtungen dran hängen und wo man überall auf völlig irrwitzige Bestimmungen stößt. Aber natürlich auch Praktisches, wie man mit Schafen umgeht, sie pflegt und aber eben auch Flächen pflegt, wenn nicht deren Futterertrag, sondern deren artenreiche Zusammensetzung im Vordergrund steht.
Zwar ist im Moment auf betterplace kein Projekt ausgeschrieben, aber jip... es gibt noch viel zu tun und ich muss mal wieder ran. Mich vom Stacheldraht losreißen