Zur Dospina habe ich keine Erfahrung, aber ich warne davor zu glauben, tiefwurzelnde Unterlagen hätten automatisch eine gleichbleibend gute Wasserversorgung. Zahlreiche Baumleichen seit 2018 durch teils erheblich ausgetrocknete Unterböden und rascheltrockene Oberböden in relevanten Wuchsstadien zeugen vom Gegenteil.
Große Wurzeln bedeutet auch viel Blattfläche und damit viel wasserbedarf. Es ist aber ungleich schwerer, große Wurzelvolumina mit ausreichend Wasser zu versorgen. Bei den großen bäumen wässert man die unproduktiven Kronenbereiche im inneren mit wenig Fruchtbehang eben auch mit, hat aber nichts davon. Es ist eben ein sehr wenig durchoptimiertes System und demenstprechend verschwenderisch mit Ressourcen.
Das Kartenhaus mit den starken Unterlagen bricht jedenfalls zusammen wenn es eben doch nicht genug Wasser in der Tiefe gibt, die Bäume dort noch nicht hingewurzelt sind oder Mikrorisse durch Wuchsstockungen eben als Einfallstor für letale Bakterien sind. Und da ist jedes Jahr anders, immer andere Herausforderungen, und deshalb muss man von Woche zu Woche neu entscheiden, was jetzt die beste Pflegemaßnahme für die Bäume wäre.
@Hackmann, aus deinem Link von der LWG Bayern:
das "Zwetschgensterben" nach Eindringen über winzige Wunden/Risse/Schnittstellen auslösen kann. An der Südostseite der Unterlage Fereley waren Frostrisse zu verzeichnen, sodass der Erreger über Winter 1997/98 in die Pflanze eindringen und sie infizieren konnte. In den Folgejahren fielen die weiteren Fereley-Bäume und später auch verstärkt "655/2"-Bäume aus – bei beiden Unterlagen zuerst in der nicht bewässerten Variante.
Und weil es auch damals schon zuerst die unbewässerten Bäume betraf, warne ich davor, zu viel in die Unterlagen bzw den Versuch rein zu interpretieren. Da liegt ja scheinbar keine biochemische Resistenz wie bei Scharkaresistenten Unterlagen vor, sondern es bleibt bei dem mechanischen Effekt, Rindenrisse zu vermeiden, also das Eindringen der Erreger zu vermeiden. Das gelingt auf der einen Unterlage in manchen Jahren besser und in anderen Jahren mit anderen Unterlagen auch. Ich sehe da jedenfalls keine Regel, sondern nur das Bestreben, möglichst wenig Rindenrisse zu generieren bzw kassieren.
Schnitt spielt da rein (kräftiger Schnitt, zB auch im Sommer, sorgt zwangsläufig zu Rissen in der Rinde durch den krass veränderten Wasserhaushalt), trockene Böden, die nach Gewittergüssen warm und Wassergesättigt sind und dabei aktive Wurzeln, das gilt es auch zu vermeiden, (wie bei platzenden Kohlrabi oder Tomaten ist das auch für die Rinde von Bäumen zu viel), das Stamm weißeln unterstützt nur etwas je nach Sonneneinstrahlung und hat von den Pflegemaßnahmen wohl am wenigsten Wirkung, auch wenn die pH-Wert Verschiebung einen direkten Einfluss auf den Erreger haben könnte, der aber natürlich nicht ausreicht.
Viel eher sollte man also in dem Versuch schlecht abgeschnittene Unterlagen nicht verteufeln, sondern man sollte sich ein Gesamtpflegekonzept (Schnitt, Bewässerung, Unkrautregulierung, Bodenbearbeitung, Düngung usw) überlegen (oder auch durch Versuche ausarbeiten), und dabei aus dem vollen Unterlagensortiment schöpfen können. So lange es keine Antibiotika im Gartenbau und damit keine direkte Bekämpfungsmöglichkeit gibt, bleibt nur das verhindern einer Infektion, also Entstehung von Mikrorissen vermeiden.