Guten Tag, gelegentlich wird die Anwendung von Bewurzelungshormon empfohlen. Ist dies wirklich ein "HORMON"?
Es hat nichts mit den Hormonen bei Menschen oder Tieren zu tun. Auch sollte man daran denken, daß mit dem Wort 'Phytohormone' von einigen Leuten auch Substanzen in/aus Pflanzen gemeint sind, die bei Mensch oder Tier wie Hormone wirken. Die beiden Bedeutungen (einmal pflanzliche Stoffe, die bei Menschen hormonähnliche Wirkung haben und andererseits Stoffe, die bei Pflanzen Steuerfunktionen entwickeln) leider oft durcheinandergemischt.
Woraus wird es gewonnen, von welchen Herstellern angeboten?
Weiß ich nicht wirklich, aber es handelt sich meist um eher simple organische Moleküle. Man denke z.B. an das Gas Ethylen...
Ist es tatsächlich hilfreich? Nur bei der Stecklingsvermehrung oder auch z. B. nach dem Umpflanzen von Gehölzen?
Das kommt darauf an. Es gibt Pflanzen, die sich ohne Bewurzlungshormone kaum per Steckling vermehren lassen, und bei denen es viel hilft. Andererseits gibt es aber auch Pflanzen, die sich auch mit den bisher üblichen Mittelchen nicht bewurzeln lassen (Asimina triloba, z.B.). Und es gibt Pflanzen, bei denen es keine Rolle zu spielen scheint, ob man sie in eine Hormonlösung taucht oder nicht (manche Passionsblumenarten zeigen kaum einen Unterschied zwischen Bewurzelung mit und ohne Hormon).
Außerdem gibt es Pflanzen, die man zwar zur Wurzelbildung von Stecklingen anregen kann, die aber trotzdem als Steckling niemals zu einer gesunden Pflanze werden, wie z.B. Süßkirschen.
Vor allem ist die Anwendung nicht für jede Pflanze gleich. Ein gutes Ergebnis ist nur in einem bestimmten Konzentrationsbereich des Bewurzelungsmittels zu erreichen. Bei geringerer Konzentration wirkt es nicht, und höhere Konzentration verhindert auch schon wieder die Wurzelbildung. Der optimale Bereich ist von Pflanzenart zu Pflanzenart verschieden.
Ein Stoff, der bei Stecklingen die Wurzelbildung anregt, kann andererseits aber vorhandene Wurzeln schädigen oder ihr Wachstum stoppen. Schwierige Sache...
Nach der Umpflanzung von Gehölzen sind diese Bewurzelungsmittel daher im allgemeinen nicht das richtige.
Ich verwende ein Pulver auf Talkum-Basis mit IBA von Chrysal. Bin damit nicht sehr zufrieden. Ich würde gerne auf flüssige Präparate umsteigen, um die Dosierung besser kontrollieren zu können.
Ansonsten besteht das Geheimnis erfolgreicher Bewurzelung bei schwer zu bewurzelnden Pflanzen wohl darin:
- warmes Substrat, um die 25°C (kann natürlich bei manchen Arten abweichen)
- kühlerer oberer Teil (daher das Sprühnebelverfahren)
- 100% Luftfeuchte (ergibt sich bei Sprühnebel von alleine)
- sehr viel Licht (am besten mehr, als ein Platz direkt am Fenster von alleine erhält)
- Freihalten von Schimmel und Trauermücklarven.