Zusammenfassung Mulchen für Gemüseflächen, aus Erfahrungen und Beobachtungen, ergänzt um einiges Angelesene
- Heu und Stroh sind sehr gut geeignet, bei starker Windgefährdung vor Regen ausbringen. Wässern nur, wenn zänkische Nachbarn bereitstehen, sich über herübergewehte Strohhalme zu beschweren.
- Schreddergut (Holzschrot) gibt anfangs wuchshemmende Substanzen ab, gut geeignet für Wege, Sitzplätze, für Anbauflächen erst nach Ablagern
- Zeitungspapier / Pappe eignet sich bestens zur Unkrautunterdrückung, als untere Mulchschicht bei stark bewachsenen Flächen (Rasen), die in Beete umgewandelt werden sollen. Darauf eine weitere Schicht aus ästhetischen Gründen und gegen das Verwehen. Manche Leute haben Bedenken wegen der Inhaltsstoffe.
- Frisches Material (Rasenschnitt, Unkraut in größeren Mengen) antrocknen lassen, (a) wg. der Freisetzung von CO2, (b) wegen der Attraktivität für Schnecken. Zumindest aber sehr dünn ausbringen, so dass es auf einer bereits vorhandenen Mulchschicht trocknen kann.
- Mist ablagern lassen, enthält sehr viel N, Gefahr der Überdüngung. Ist der Charakter des Mists sehr „erdig“ verliert er einige Eigenschaften, die fürs Mulchen wichtig erscheinen. Vielleicht am besten abgelagerten Mist unter einer Deckschicht aus eher magerem stark strukturiertem Material (Heu, Stroh) ausbringen.
- Kompost betrachte ich unter Mulchgesichtspunkten ähnlich wie Mist, nahrhaft, aber erdig.
- die Mulchschicht muss immer dick genug sein, es darf keine Erde zu sehen sein, dann läuft auch wenig Unkraut auf, Wurzelunkraut „vergeht“ bzw. lässt sich nach einiger Zeit sehr gut und locker ziehen / roden. Für Winde und Schachtelhalm mag das nur eingeschränkt gelten, gut aber für Brennnessel und Quecke.
- Samenunkräuter vor der Samenbildung ausreißen und einfach liegen lassen auf dem Mulch, ebenso Putzabfälle geernteter Pflanzen. Die Wurzeln der Unkräuter wachsen auf der Mulchschicht nicht an.
- Wurzelunkräuter (wenn sie durch den Mulch durchstoßen) beizeiten ausgraben, Wurzeln gezielt verrotten (Wassertonne, Kompost) und wieder ausbringen.
- Befallenes Pflanzenmaterial (Braunfäule, Botrytis, ....) nach Gefährdung, Gartengröße, persönlicher Einstellung und technischer Möglichkeit behandeln / entfernen / vernichten.
- Für Direktsaaten und für gegen Mulch empfindliche Pflanzen (Sellerie) einen schmalen Streifen von Mulch freiharken, durchziehen / grubbern, dabei Wurzelunkraut entfernen, harken, säen, angießen. Nach dem Auflaufen die Mulchschicht so dicht wie verträglich an die Pflanzen dranschieben.
- Für Pflanzungen einfach mit Pflanzholz durch den Mulch pflanzen, ev. einen „Kragen“ flachen Mulchs um die Pflanzen bilden, damit sie nicht versinken, angießen. Nach dem Pflanzen zu mulchen funktioniert wenig gut.
- Auf stark verunkrauteter Fläche für Erdbeerpflanzen / Gemüsestauden / Himbeeren / ...... je Pflanze einen Kragen aus Pappe (aufgeschnittener Karton) bilden, Zwischenflächen ebenfalls mit Pappe / Papier bedecken, Stroh drauf. Für Spargel ist das vermutlich ungeeignet.....
- Nachmulchen nicht vergessen, die Schicht zersetzt sich und wird immer flacher. Wie schon gesagt: der Boden muss ständig dick bedeckt sein. Sonst läuft tausenderlei Unkraut auf.
- Beschaffung: Die meisten Gärten werden nicht genug Mulchmaterial selber produzieren. Auf Reiterhöfen, aus der Landwirtschaft, von Nachbarn kann man einiges Akquirieren. Ohne Rumfragen geht das nicht. Immer gut: Stadtgartenämter, die geben oft Schreddergut kostenfrei ab.
- Zum Erwärmen der Erde im Frühjahr (bei Bedarf, z. B. frühe Kartoffeln) Mulch wegharken, schwarze Folie auslegen, nach einiger Zeit mit Sonneneinstrahlung bzw. zum Pflanzzeitpunkt Folie entfernen, pflanzen, Mulch wieder ausbreiten.
- Bodenverdichtung: Bei starker Mulchschicht dürfte sich eine gute Lastverteilung beim Drauftreten ergeben, die Bodenverdichtung ist imo gering und das Anlegen vieler Wege überflüssig. Man tritt hin, wo erforderlich, da aber Jäten und Gießen nicht anstehen, betritt man die Beete eh kaum.
- Arbeiten: Das Arbeiten auf einer Mulchschicht aus trockenem Material finde ich sehr angenehm. Man kann sich ohne weiteres hinknieen und setzen, bekommt keine Erdbollen unter den Schuhen.
- Nachbarn: Treten meist mit großer Skepsis an das Neue heran. Irgendwann verließ mich die Motivation, mit missionarischem Eifer das Mulchen zu beschwärmen,. Heute sage ich oft, ich hätte von dieser Methode „mal irgendwo gelesen“ und wolle es ausprobieren.
- Arbeitsaufwand - und hier wird es gesellschaftsphilosophisch: Warum eigentlich wird das knochenbrechende bodenschädigende Umgraben und nichtendende Unkrautjäten als Wert an sich so hochgehalten? Im Schweiße deines Angesichts sollst du deinen Acker bestellen und dein Brot essen - oder so ähnlich, heißt es. Da darf man natürlich nicht mit leichter Hand ausbringen, dem Gedeihen friedlich zusehen und mit Freude ernten.
Und macht euch die Erde untertan - haben wir ja auch schon ganz gut geschafft..... Und auch hier kommen wir immer gern der Forderung nach, der Erde einen Tort anzutun.
Vielleicht vielleicht widerspricht das Mulchen allzu sehr unserem Arbeitsethos und unserem Selbstverständnis?
gülisar