Hallo Daniel,
Dein OT würde mich jetzt schon interessieren, bitte lass uns daran teilhaben.
Hat absolut nichts mit dem Thema zu tun sondern eher mit dem verlinkten Artikel, aber bitte sehr:
OT ein/
Wie ich schon schrieb halte ich es für fragwürdig einen fast 15 Jahre alten Artikel in einem aktuellen Thema zu verlinken.
1996 war z.B. Lindan auch in D noch ein zugelassenes PSM, Captan ebenfalls nicht verboten sondern lediglich nicht mehr zugelassen.
2011 ist es umgekehrt: Lindan hat ein EU-weites Anwendungsverbot als PSM und Captan ist seit Jahren wieder zugelassen und zwar im Obstbau (als Merpan bis Ende 2011, als Malvin bis Ende 2017 und als Consist Plus mit Trifloxystrobin kombiniert bis Ende 2019).
Das macht Lindan zwar nicht gefährlicher als es ohnehin ist und Captan nicht ungefährlich, zeigt aber wie schnell diverse Veröffentlichungen an Aktualität verlieren.
Es steht ausser Frage, dass es noch immer massive Missstände in ausländischen Produktionsbetrieben gibt, gerade bezüglich Anwenderschutz, Arbeitsbedingungen veraltete PSM etc.
Das werden wir aber nicht durch einen Boykott ändern, sondern bestenfalls durch umdenken! Solange der allergrößte teil der Verbraucher noch schreit "billig will ich!" wird es immer leute geben die diesem Ruf nachkommen.
ABER:
Es ist ja nicht so, dass sich in diesen 15 Jahren nichts getan hätte!
Viele betriebe setzen sich inzwischen für ihre Mitarbeiter ein. Und zumindest deutsche Jungpflanzenunternehmen achten in ihren südländischen Produktionsstätten nahezu vorbildlich auf den Anwenderschutz etc.
Ferner kommt es sehr auf die Kultur selbst an wie "chemieträchtig" diese ist. Und Kulturen die in tropischen gefilden wachsen werden immer mehr PSM bekommen (müssen) da allein durch die Klimabedingungen Pilzen etc. Tür und Tor geöffnet sind.
Nach Deutschland:
Keine Frage, dass es noch immer Gärtner gibt die nicht viel von Anwenderschutz beim Umgang mit PSM halten. Aber diese sterben, Gott sei Dank, immer mehr aus.
Und auch bei uns hängt es sehr stark von den Kulturen und den Kulturbedingungen ab wie "chemieträchtig" die Erzeugnisse sind! Kulturen wie z.B. Callunen sind wahre Chemiebomben. Um sie gesund und verkaufsfähig zum blühen zu bringen werden sie beinahe wöchentlich (natürlich witterungsabhängig) mit diversen Fungiziden eingenebelt (ich habs 3 Jahre lang gemacht!).
Rosen in Monokultur ist auch recht chemielastig, schon gegen Mehltau und Spinnmilben wird recht regelmäßig behandelt. Wobei man aber auch hier die letzten 15 Jahre nicht vergessen darf. Der biologische Pflanzenschutz funktioniert immer besser und wird auch immer mehr genutzt, auch und gerade in Holland übrigens!
Ferner sind die Mittel wirksamer geworden. Ich erreiche immer mehr mit immer weniger Wirkstoff und das bei gleichzeitig geringerer Toxizität!
Wenn ich in der Gärtnerei auch nur ansatzweise die im Artikel angegebenen Mengen an PSM je Hektar und Jahr verballern würde, wären wir lange pleite! So groß wie im Artikel angegeben (90 kg nur Insektizide und Fungizide) ist mein verbrauch auf 1,5 ha in 3 Jahren nicht und dabei schließe ich herbizide, Wachstumsregler etc. ein!
Bei Rosen mag das anders sein, aber ich kenne kaum betriebe (Callunen etc. mal ausgenommen) die auch nur im Ansatz an diese mengen herankommen.
Abgesehen davon, dass ich es relativ unwichtig finde wieviel kg Mittel ich im Jahr verbrate, viel interessanter ist die Wirkstoffmenge je ha die ich in die Umwelt puste.
Und auch solche Zahlen sind nicht mehr vergleichbar. Im Vergleich zu damals brauche ich oft nur noch einen Bruchteil der Wirkstoffmenge von damals. Ferner sind heute (zumindest im Zierpflanzenbau) viele resistenzen gebrochen. 1996 war es z.B. nur schwer möglich die weisse Fliege unter Kontrolle zu bringen. 10 Behandlungen waren keine Seltenheit. Heute haben dieses Problem eigentlich nur Gärtner die mit den Wirkstoffen nicht umgehen können und sie entsprechend nicht wechseln. oder eben alternativ erst mit der bekämpfung beginnen wenn das Kind im Brunnen liegt, denen ist aber eh nicht zu helfen!
Ferner finde ich, dass solche Artikel oft verallgemeinerd geschrieben sind und gerade der PSM-Einsatz ist ein Thema dass sich einfach nicht verallgemeinern lässt. Und einige neigen dazu Skandale herauf zu beschwören die einfach nicht da sind.
Vor etwa 5 Jahren oder so hat eine solche Organisation mal aufgedeckt "Verbotene PSM in deutschen Topftulpen gefunden!".
Der deutsche Gartenbau hatte viel zu tun, damit das nicht an die große Glocke gehängt wurde.
Der "Skandal": In Supermärkten wurden Topftulpen gefunden die mit Paclobutrazol behandelt wurden. Das ist ein sehr starker Wachstumsregler und ziemlich die einzige Möglichkeit Zwiebelpflanzen zu stauchen.
Zu dieser Zeit war Paclobutrazol (Bonzi) in D nicht zugelassen und somit bestand Anwendungsverbot, keine Frage, ABER die Töpfe kamen aus Holland und dort ist Bonzi nach wie vor ein zugelassener und viel verwendeter Wachstumsregler. Und da Pflanzen eingeführt werden dürfen die mit einem nicht zulässigen PSM behandelt sind sofern keine vollständiges Anwendungsverbot besteht und der Wirkstoff in anderen EU-Ländern zugelassen ist gab es überhaupt kein problem. Aber diese bööööösen deutschen Gärtner!
Ein älterer "Skandal" einer anderen organisation spielt sich im Obstbau ab: Dort fand man die verbotenen Mittel E605 forte und Simazin (ein Herbizid) in unzulässig hohen Mengen.
Denkste Püppchen! Das Parathion (E605) war Pirimicarb (und darf bis heute gegen Blattläuse an Äpfeln eingesetzt werden und Simazin war zu dieser zeit ein zugelassenes herbizid im kernobstbau, 1 Jahr später wars dann mit Simazin vorbei aber das spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Übrigens waren die Grenzwerte nicht oder nur gaaaaanz gering erhöht. Nicht gut, keine Frage, aber auch nichts was man zu einem Skandal hochpushen müsste.....
Damit will ich keinesfalls sagen, dass alles super ist und man so viele PSM wie möglich einsetzen sollte, weiss Gott nicht, aber so dramatisch wie es oft dargestellt wird (und möglicherweise oder sogar mit ziemlicher Sicherheit mal war) ist es nicht.
wie gesagt völlig OT, aber du hast es so gewollt....
OT aus/